Autohersteller werden zu „Energieversorgern”
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MOBILITY BUSINESS Redaktion 16.06.2017

Autohersteller werden zu „Energieversorgern”

Gebrauchte E-Auto-Akkus werden als Zwischenspeicher für Öko-Strom zu neuen Geschäftsfeldern.

FRANKFURT/HAMBURG. Der ganz große Boom ist es noch nicht, trotzdem werden Stromer immer beliebter (siehe auch Bericht auf Seite 91). Parallel zu den steigenden Absatzzahlen überlegen Hersteller nun aber zunehmend auch andere Strategien, um ihre E-Auto-Bemühungen zu monetarisieren. Dabei rücken vor allem die Batterien der Fahrzeuge in den Fokus: Die Hersteller planen, die Akkus wiederzuverwenden, indem sie die Batterien bündeln und als Zwischenspeicher für Wind- und Sonnenenergie verwenden, der den Strom bei Bedarf wieder an das Netz abgibt.

Vorreiter Renault-Nissan

Ganz vorn bei dieser Entwicklung dabei ist der französisch-japanische Renault-Nissan-Konzern, der in Zusammenarbeit mit dem Speicherspezialisten The Mobility House den Bau einer Megabatterie mit einer Leistung von 100 Megawatt plant. Damit wäre der Speicher groß genug, um 120.000 Haushalte in Spitzenzeiten zu versorgen.

Nissan hatte zuvor bereits einen Stromspeicher für das Fußballstadion von Ajax Amsterdam realisiert und andere Hersteller planen nun Ähnliches – allen voran Tesla und der deutsche Premiumhersteller BMW, der sich zu diesem Zweck den Zulieferer Bosch und den Energieversorger Vattenfall ins Boot geholt hat.
„Wir gehen davon aus, dass sich der Markt für gebrauchte Batterien entwickeln wird”, sagte ein BMW-Sprecher. „Je mehr Energie aus erneuerbaren Quellen zwischengespeichert werden muss, desto mehr Batteriespeicher werden genutzt”, ist BMW überzeugt.
Die Münchner verwenden bisher Altakkus aus Versuchsfahrzeugen der Modelle i3 und 1er-ActiveE, die zusammengeschaltet werden.
Auch Daimler hat sich des Themas angenommen und betreibt einen Speicher aus 1.000 gebrauchten Smart- und Mercedes-Batterien zusammen mit Partnern im westfälischen Lünen; mit einer Leistung von 13 Megawatt gilt er als der bisher größte dieser Art. Mit der Anlage, die ihren Strom aus dem Netz bezieht und in Spitzenzeiten abgibt, verdienen die Stuttgarter auch bereits Geld.

Zehn Jahre Nachnutzung

In Zukunft verspricht der Ansatz mit steigender Anzahl von Elektroautos (und damit mehr Altbatterien) noch deutlich mehr Erfolgschancen als aktuell. Die Akkus könnten laut Experten nach ihrem Einsatz in Elektroautos noch mindestens zehn Jahre in stationären Anlagen genutzt werden. (red)

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