Automobilindustrie lässt sich F&E einiges kosten
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MOBILITY BUSINESS 06.11.2015

Automobilindustrie lässt sich F&E einiges kosten

Strategy&-Untersuchung zeigt: Im vergangenen Jahr investierten ­Automobilhersteller rund 100 Mrd. Euro in Forschung & Entwicklung.

••• Von Jürgen Zacharias

WIEN. Wenn die Forschungsausgaben eines Unternehmens für dessen hohe Innovationskraft stehen, braucht sich der deutsche Autohersteller Volkswagen ungeachtet des jüngsten Dieselskandals wenig Sorgen um seine Zukunft zu machen. Satte 13,9 Mrd. € lassen sich die Deutschen nämlich ihren F&E-Bereich jährlich kosten – und damit deutlich mehr, als jedes andere Unternehmen der Welt, wie die jährliche „Global Innovation 1000-Studie” des Beratungsunternehmens Strategy& unterstreicht.

Anstieg auch 2015

Laut der Untersuchung steigen die globalen Innovationsausgaben heuer das bereits fünfte Jahr in Folge auf einen neuen Höchstwert von 618 Mrd. Euro. Das entspricht einem Anstieg des gesamten F&E-Etats der 1.000 forschungsintensivsten Unternehmen der Welt gegenüber 2014 um 5,1 Prozent.

Geografisch betrachtet, profitiert davon vor allem Asien: 2007 wurden mit 110 Mrd. Euro noch 35 Prozent der weltweiten F&E-Ausgaben in Europa getätigt und damit der relativ größte Anteil aller Weltregionen. Dahinter lagen zweitplatziert Nordamerika mit 108 Mrd. Euro und 34 Prozent ­sowie Asien mit 87 Mrd. Euro und 27 Prozent der weltweiten Aus­gaben.
2015 hat sich dieses Verhältnis jedoch umgekehrt: 151 Mrd. Euro und 35 Prozent aller weltweiten F&E-Budgets landen in Asien, dahinter Nordamerika mit 143 Mrd. Euro (33 Prozent), und erst auf dem dritten Platz folgt Europa mit 121 Mrd. Euro und 28 Prozent. „Europa hat als F&E-Standort deutlich an Attraktivität verloren”, schlussfolgert Klaus Hölbling, Geschäftsführer von Strategy& in Wien. „Während Europa 2008 noch auf Platz eins lag, fließt heutzutage ein Großteil der F&E-Investitionen nach Asien.”

Auch Toyota unter den Top-10.

Der größte Anteil an den globalen Forschungsinvestitionen kummuliert mit 61 Prozent auf die drei Branchen IT und Elektronik sowie Pharma- und Automobilindustrie. Letztere lässt sich ihre Forschung im laufenden Jahr 99,1 Mrd. Euro kosten, 16 Prozent der gesamten Ausgaben entfallen somit auf die Branche.

Die starke Stellung der Autoindustrie ist auch im Ranking ablesbar: Hinter Unterhaltungskonzern wie Samsung, Intel, Microsoft, Roche, Google und Amazon belegt Toyota mit dem zweithöchsten F&E-Budget der Branche Platz 8. Daimler liegt auf Gesamtplatz 12, General Motors folgt auf Platz 13 und Ford auf Platz 15.

Kleine Budgets, große Wirkung

Dass Innovationskraft auch mit geringem Budget möglich ist, zeigt das Beispiel Tesla Motors: „Mit ‚nur' rund 450 Mio. Euro Forschungseinsatz erreicht der kalifornische ­E-Mobility-Pionier hinter Apple und Google Platz drei der Innovationsrangliste. Diese Unternehmen sind daher Paradebeispiele für den effizienten Einsatz von Forschungsmitteln”, sagt Klaus Hölbling.

Auch Samsung, Google, Toyota, IBM und Intel zählen zu dieser Innovations-Top-Ten.

Umfangreiche Untersuchung

Für die Studie identifizierte Strategy& die 1.000 globalen börsenotierten Unternehmen mit den höchsten veröffentlichten F&E-Ausgaben. In einem zweiten Schritt wurden für die Studie die wichtigsten Finanz-, Umsatz-, Ertrags-, Kosten- und Profitabilitätskennzahlen der vergangenen neun Jahre analysiert und in Zusammenhang mit den historischen Ausgaben für F&E gebracht.

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