Die Kassen klingeln
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Laut der Studie lag der durchschnittliche Listenpreis für einen Porsche in den ersten sechs Monaten 2015 in Deutschland bei 89.449 Euro.
MOBILITY BUSINESS 28.08.2015

Die Kassen klingeln

Autokäufer lassen sich in Deutschland ihren Neuwagen immer mehr Geld kosten – auch hierzulande steigt die Lust auf „größer” & „teurer”.

••• Von Moritz Kolar

BERLIN/ESSEN. Wer ein neues Auto kauft, wählt das Fahrzeug entweder ausschließlich zur Befriedigung seines ganz persönlichen Mobilitätsbedürfnisses oder um damit parallel auch noch andere Funktionen erfüllen zu können – beispielsweise Repräsentationsaufgaben. Klingt auf den ersten Blick vielleicht komisch, aber wer kennt nicht jemandem im Bekanntenkreis, der bei der Fahrzeugwahl größer und teurer denkt, um mit seinem neuen Nobelhobel bei Freunden, Nachbarn und Familie Eindruck zu schinden? Zumindest in Deutschland scheint die Zahl derer, die so denken und dafür Geld in die Hand nehmen, derzeit im Steigen begriffen. Laut einer aktuellen Untersuchung des Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer vom CAR Institut der Universität Duisburg-Essen greifen die Deutschen beim Fahrzeugkauf tiefer in die Tasche als jemals zuvor – vor allem um sich größere und leistungsstärkere Geländewagen zu kaufen. Berechnungen Dudenhöffers zufolge stieg der Durchschnittspreis der in Deutschland verkauften Neuwagen im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,5 Prozent auf 28.153 Euro.

Nachfrage verschiebt sich

Das ist der höchste Durchschnittspreis, der jemals in Deutschland für Neuwagen bezahlt wurde. Zum Vergleich: 2011 lag der Durchschnittspreis noch bei 25.893 Euro, 2014 waren es 27.189 Euro.

Ein Preistreiber sei die stetig wachsende Beliebtheit von Geländewagen, sogenannter SUV, heißt es in der Analyse. „Ein wesentlicher Grund für den Anstieg der Durchschnittspreise ist die Verschiebung der Neuwagennachfrage auf SUV und weniger Kleinwagen”, sagte Dudenhöffer. Damit setze sich ein Trend fort: „Kleinwagen werden ‚langweiliger' für die deutschen Autokäufer. Die niedrigen Kraftstoffpreise verstärken den Umstieg von Kleinwagen in Richtung SUV und mehr Premium.” Der Marktanteil von SUV sei in den ersten sechs Monaten von 18 auf 19,1 Prozent gestiegen, der von Klein- und Kleinstwagen von 23,2 auf 22,4 Prozent gesunken.
In Österreich ist eine ähnliche Verschiebung feststellbar, auch wenn detaillierte Daten weitgehend fehlen. Zahlen der Statistik Austria zufolge stieg in den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres jedenfalls der Anteil der neu zum Verkehr zugelassenen, PS-starken Modelle: Wurden im Vergleichszeitraum des Vorjahres von Jänner bis Juli nur 16.020 Neuwagen mit einer Motorisierung von 144 bis 170 PS registriert, so ist dieser Wert – trotz eines Marktrückgangs von 1,5 Prozent – heuer auf 20.137 Autos gestiegen.
Bei den PS-Klassen „unter 35 PS” (minus 100 Prozent von 24 zugelassenen Fahrzeugen 2014 auf 0 heuer), „36 bis 54 PS” (minus 23,9 Prozent), „55 bis 82 PS” (minus 2,9 Prozent) und „83 bis 105 PS” (minus 12,6 Prozent) sind durchgehend Rückgänge und eine Verschiebung hin zur Klasse „106 bis 125 PS” (plus 21,2 Prozent) zu bemerken.
Ähnlich ist eine Verschiebung aus der Klasse „126 bis 143 PS” (minus 18,9 Prozent) zu den zuvor erwähnten PS-stärkeren Fahrzeugen feststellbar. Nur der Rückgang von 1,8 Prozent bei den mehr als 171-PS-starken Fahrzeugen bestätigt als Ausnahme die Regel.

SUV-Trend zahlt sich aus

Zurück nach Deutschland, wo die Verschiebung laut Dudenhöffer die Kassen der Autobauer klingeln lässt, bleibt doch bei insgesamt nur wenig wachsenden Verkaufszahlen pro Auto mehr Geld in der Kasse. „Die SUV-Welle wirkt für die Autobauer wie ein Gewinnbeschleuniger”, sagte Dudenhöffer.

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