Eine komplizierte Sache
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Freisprecheinrichtungen für das Auto halten nicht immer das, was der hohe Preis verspricht.
MOBILITY BUSINESS Redaktion 02.03.2017

Eine komplizierte Sache

Nicht immer dazwischenfunken: Chip und Head acoustics haben 18 Smartphone-Modelle einem großen Freisprecher-Test unterzogen – mit überraschenden Ergebnissen.

MÜNCHEN. Das Problem ist altbekannt: Professionelle Freisprecheinrichtungen für Autos sind teuer und versprechen trotzdem nicht immer den perfekten Klang. Verantwortlich dafür kann das Modell sein, aber auch das schlecht ausgebaute Mobilfunknetz. Häufig entpuppen sich aber auch die Handys und Smartphones als Spielverderber, wie ein groß angelegter Test der Zeitschrift „Chip“ und von Head acoustics zeigt. Das Aachener Messlabor hat 18 Smartphones von Top-Herstellern bei ihrem Einsatz mit einem HD-fähigen Bluetooth-Freisprecher getestet. Das Ergebnis: LGs X Screen ist das einzige Gerät, das alle Grenzwerte und Vorgaben einhält und die bis zu fünfmal so teure Konkurrenz wie das Samsung Galaxy S7 Edge hinter sich lässt; auf den hinteren Plätzen finden sich dagegen Marken wie Apple, Motorola oder Sony und Billiganbieter Wiko.

Die ersten fünf Plätze im Test belegen die südkoreanischen Hersteller LG und Samsung; sämtliche Kandidaten der beiden Anbieter erlauben sich keine großen Schwächen. Sieger LG X Screen würde es bei einem offiziellen Test von LG sogar in die Whitelist der ITU-T schaffen, einem Sektor der internationalen Fernmeldeunion (engl. Telecommunication Standardization Sector of the International Telecommunications Union).

Dabei ist der Grund für das gute Ergebnis laut den Experten einfach: Das Smartphone tut einfach nichts und leitet das Tonsignal unverändert zum Freisprecher durch – in diesem Fall eine perfekte Zusammenarbeit zwischen mobilem Endgerät und Autofreisprecher. Die akustische Zurückhaltung sorgt für einen guten Klang im Auto und beim Gesprächspartner und ist kein unüberwindbares Alleinstellungsmerkmal. In der Praxis reduzieren aber manche Modelle die Lautstärke des Audio-Signals vor der Weitergabe an den Freisprecher, wenn Fahrer die Lautstärketasten des Telefons verwenden – eigentlich ein No-go, weil der Freisprecher am besten bei maximaler Lautstärke arbeitet und den Smartphones sozusagen explizit „mitteilt“, den Sound nicht zu verändern, wie die Studienautoren meinen. Damit wird vermieden, dass Gesprächspartner etwa bei höheren Geschwindigkeiten und lauten Geräuschen nicht mehr zu verstehen sind.

Eine glatte Note 6 mussten die Experten auch nach zweimaligem Test dem Xperia XA von Sony geben. Eine sehr lange Signallaufzeit (105 Millisekunden über dem Limit) beeinträchtigte den Gesprächsfluss erheblich; außerdem lässt das XA die Störgeräuschreduktion aktiv, obwohl es das manuelle Abschalten bestätigt hatte. Die Folge: Die Sprache des Fahrers klingt für den Gesprächspartner vermutlich unnatürlich, dazu kommen massive Verletzungen bei den Frequenzgängen aus dem Fahrzeug ins Mobilfunknetz und umgekehrt. Die übertragene Sprache im Auto klingt „dünn“ und verbreitet keinen HD-Klang. Die Stimme des Fahrers wiederum wirkt auf der Gegenseite scharf und schrill.

Entwarnung und ein „Sehr gut“ (Note 1,4) gibt es allerdings für ein anderes Gerät aus dem gleichen Hause, das Xperia XZ. Eine erhebliche Verletzung in Sachen Signallaufzeit zeigt in den Messungen das iPhone 7. Apples Top-Smartphone schaffte es im Ranking mit einem „Befriedigend“ nur auf Platz 13 von 18, vor allem, weil die genannte Laufzeit um 75 Millisekunden deutlich über den ITU-Empfehlungen liegt und damit zu Problemen beim Gesprächsfluss führen kann. (red)

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