Mit den Augen die Lichter steuern
MOBILITY BUSINESS Moritz KOlar 27.03.2015

Mit den Augen die Lichter steuern

Opel Der deutsche Automobilhersteller will in Zukunft mit innovativer Eye-Tracking-Technologie die „Blickrichtung” des Autolichts beeinflussen

Langfristig sollen realitätsnahe Simulationen umständliche Ergonomie-Untersuchungen obsolet machen.

Mit der neuen Technologie soll der Sichtbereich des Autos ausgeleuchtet werden.

Rüsselsheim. Den Scheinwerferstrahl mit den Augen lenken? Was sich wie Zukunftsmusik anhört, ist so weit gar nicht entfernt – bei Opel arbeiten Ingenieure an einer „Eye-Tracking-Technologie” für das Auto. „Die Idee, das Licht durch die Blickrichtung des Fahrers zu lenken und zu dosieren, verfolgen wir seit rund zwei Jahren”, beschreibt Ingolf Schneider, Leiter Lichttechnik bei Opel, die Zusammenarbeit zwischen dem Internationalen Technischen Entwicklungszentrum von Opel und der TU Darmstadt.

Simple Umsetzung

Ausgangspunkt sollte ein einfaches System sein, das auch in einem Serienfahrzeug umgesetzt werden kann. Im Gegensatz zu Hochleistungs-Eye-Tracking-Systemen mit fünf bis zehn Kameras sollte daher nur eine einfache Webcam zum Einsatz kommen. Anhand der Scans markanter Punkte wie Nase und Augen erkennt sie die Bewegungs- und damit die Blickrichtung. Solche Informationen transferiert das System in Datenbefehle für Aktuatoren; mit diesen elektronisch gesteuerten Stellmotoren werden die Projektoren blitzschnell ausgerichtet.Erst die Optimierung der Kameraparameter und die Anpassung des Eye-Tracking-Algorithmus verhalf diesem Forschungsansatz dann aber zum Durchbruch: Bei Dämmerung und Dunkelheit tastet die reaktionsschnelle Kamera mit Infrarot-Sensoren an den Rändern und Fotodioden in der Mitte das Auge des Fahrers mehr als 50 Mal pro Sekunde ab. Dank der immens beschleunigten Datenaufbereitung und -weiterleitung reagieren die Scheinwerferstellmotoren horizontal und vertikal gleichzeitig.

Verzögerungsalgorithmus

Bleibt ein Problem: Das Auge springt unbewusst von einem Punkt zum nächsten. Würde das System dies genau so nachvollziehen, wären hektische Lichtkegelsprünge die Folge . „Deshalb haben wir einen ausgeklügelten Verzögerungsalgorithmus entwickelt, der für eine fließende Führung des Lichtkegels sorgt”, erläutert Ingolf Schneider. „Und das Beste dabei ist, dass der Eye-Tracker nicht jedes Mal neu kalibriert werden muss. So können sich Menschen jeder Größe hinters Lenkrad unserer Autos setzen, und das System funktioniert bei allen problemlos.” Falls der Fahrer mal vom Verkehrsgeschehen abgelenkt sein sollte, wird es in Fahrtrichtung nicht etwa dunkel. Denn das Abblendlicht gewährleistet als Orientierungs- und Positionslicht immer und überall ein Mindestmaß an Ausleuchtung. www.opel.de

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