Selbstfahrende Autos: Noch ist die Bevölkerung skeptisch
© Volvo
MOBILITY BUSINESS Jürgen Zacharias 25.03.2016

Selbstfahrende Autos: Noch ist die Bevölkerung skeptisch

Laut Untersuchung von IMAS und FH OÖ Campus Wels verbinden wir mit selbstfahrenden Autos mehr negative als positive Aspekte.

Die Bilder der Science Fiction-TV-Serien aus den 1980er-Jahren scheinen immer noch futuristisch. Bald könnten sie aber Bestandteil unseres Alltags werden: Selbstfahrende Autos gelten nämlich als der nächste Quantensprung der Automobilbranche und nehmen immer konkretere Züge an. Um dieser neuen Technologie auf der demoskopischen Spur zu sein, führte der IMAS-Forschungsstab gemeinsam mit der Fachhochschule Oberösterreich Campus Wels, Fakultät für Technik und Umweltwissenschaften, eine empirische Studie durch, die den Eindruck der Bevölkerung auf diese neuartige Entwicklung und baldigen Angebote untersuchte. Das Fazit: Noch stehen die ­Österreicher dieser Fortbewegungsart skeptisch gegenüber. Die Mehrheit hält einen Fahrer aus Fleisch und Blut für sicherer, zudem befürchten viele einen höheren Preis.

Mensch der bessere Autofahrer?

Rund ein Sechstel der Befragten (15 Prozent) könnte sich vorstellen, in den kommenden zehn Jahren ein solches Fahrzeug zu kaufen, mehr dafür bezahlen würden aber aktuell (die Umfrage wurde von Ende Jänner bis Anfang Februar durchgeführt, 1.015 Personen wurden befragt) nur sieben Prozent. Punkten kann ein Wagen allerdings, wenn er selbstständig einen Parkplatz findet.

52 Prozent der 1.015 Befragten glauben, dass der Mensch der bessere Autofahrer ist, 17 Prozent halten den selbstfahrenden Wagen für den fähigeren Lenker, 31 Prozent wollten kein Urteil fällen. 19 Prozent glauben, dass das Autofahren dadurch sicherer wird, 46 Prozent denken das nicht.
44 Prozent erwarten, dass das Auto teurer wird, und 36 Prozent sehen eine größere Angreifbarkeit durch Hacker. 31 Prozent rechnen mit rechtlichen Problemen bei Unfällen, 28 Prozent befürchten, „gläserne Fahrer” zu werden und an Privatsphäre zu verlieren, und 25 Prozent, dass durch Softwarefehler eine Vielzahl von Unfällen verursacht wird.
Auf der Plus-Seite nannte bei der Pressekonferenz in der FH Wels IMAS-Prokurist Paul Eiselsberg das selbstständige Finden von Park­lücken beziehungsweise Einparken (35 Prozent) sowie, dass die Technologie eine große Hilfe für ältere Menschen ist (33 Prozent), und das Umfahren von Staus (29 Prozent). Auch der Selbstfahrmodus auf Autobahnen (27 Prozent) und die Möglichkeit, während der Fahrt Zeitung lesen und E-Mails schreiben zu können, wird positiv bewertet.
Geringere Versicherungsprämien (acht Prozent) oder Wartungskosten (sieben Prozent) werden nur von wenigen prognostiziert. In der Summe überwiegen bei 44 Prozent der Österreicher negative und bei 41 Prozent positive Aspekte.

Arbeitsplätze gefährdet

Sollten sich die selbstfahrenden Autos durchsetzen, so werde das viele Arbeitsplätze kosten, befürchten 31 Prozent; dass dadurch neue Jobs geschaffen werden, glauben hingegen nur 15 Prozent. Die große Mehrheit hat keine Meinung (30 Prozent) oder erwartet keinerlei Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt (24 Prozent).

Interesse an der neuen Technologie haben 31 Prozent der Bevölkerung, wobei sich Männer (39 Prozent) eher interessiert zeigen als Frauen (23 Prozent).
Ebenso mehr Interesse an selbstfahrenden Autos ist bei der jüngeren Bevölkerung (16–34 Jahre, 42 Prozent) zu bemerken und bei besser Ausgebildeten mit Matura- oder Universitäts-Abschluss (38 Prozent im Vergleich zu 24 Prozent bei Leuten mit Volks- bzw. Hauptschul-Abschluss).
Unter verschiedenen vorgelegten Teilbereichen oder Branchen der österreichischen Wirtschaft ist sich die Bevölkerung sicher: Vor allem die Taxi- Branche gilt als am stärksten betroffen von dieser neuen Technologie, danach folgen die Automobilhersteller und Zulieferfirmen.

OÖ will Vorreiterrolle einnehmen

Ungeachtet der negativen Befürchtungen in der Bevölkerung will Oberösterreich bis 2020 den Bereich der Fahrzeug- und Antriebskonzepte ausbauen. Ein damit zusammenhängendes bildungspolitisches Ziel laute, bis dahin ein international attraktiver Ausbildungsstandort in den Bereichen Mobilität und Logistik zu sein, meinte Landeshauptmannstellvertreter Thomas Stelzer in Wels.

So startet ab Herbst ein neuer englischsprachiger Master-Studiengang „Automotive Mechatronics and Management” an der FH-Fakultät für Technik und Umweltwissenschaften.
Schon heute gängige Systeme wie Brems-, Spur-, Abstandshalte- oder Totwinkel-Assistenten seien bereits der erste Schritt in Richtung selbstständig fahrende Autos, erklärte FH-Studiengangsleiter Kurt Gaubinger.

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