Vernetzte Mobilität wird zum großen Wachstumstreiber
© Bosch/Martin Stollberg
MOBILITY BUSINESS 25.09.2015

Vernetzte Mobilität wird zum großen Wachstumstreiber

Strategy&-Studie: Umsatzvolumen des Connected-Car-Segments steigt von 40 Mrd. € im kommenden Jahr auf 123 Mrd. € im Jahr 2021.

••• Von Jürgen Zacharias

WIEN. Autos, die miteinander kommunizieren. Die mit Infrastruktureinrichtugen Informationen austauschen. Die mehr fahrbares WLAN als klassisches Fortbewegungsmittel sind – sie werden schon in wenigen Jahren unsere Straßen dominieren und das nicht nur, weil sich daraus ein Sicherheitsplus für alle Verkehrsteilnehmer ableiten lässt, sondern vor allem deutlich mehr Bequemlichkeit am Steuer, am Beifahrersitz und im Fonds. Für die Hersteller bedeutet diese Entwicklung, dass sie in Zukunft – noch mehr als ohnehin schon – technisch-elektronische Komponenten in der Fahrzeugentwicklung mitdenken und in der Produktion mitverbauen müssen. Dieser Schritt wird auch neuen Playern wie Google, Apple und Uber Tore in die Branche öffnen, ungeachtet dessen aber auch für Hersteller zum ganz großen Geschäft mit gewaltigen Wachstums­perspektiven.

Eine Branche im Wandel

Geht es nach einer aktuellen Studie der Managementberater von Strategy& gemeinsam mit dem Center of Automotive Management (CAM), dann entwickelt sich vernetzte Mobilität in den kommenden Jahren zum zentralen Wachstumstreiber der Automobilindustrie. Bereits im kommenden Jahr dürfte das Connected-Car-Segment ein Umsatzvolumen von 40 Mrd. Euro erreichen, 2021 soll sich dieser Wert dann auf 123 Mrd. Euro sogar verdreifachen. Connected-Car-Anwendungen würden dann im Schnitt bereits zehn Prozent aller Neuwagenumsätze im Premiumsegment ausmachen. Um diese Potenziale bestmöglich auszuschöpfen, müssen sich Automobilunternehmen nach Ansicht der Strategy&-Experten aber „konsequent digital ausrichten” und sich „von Produkt- zu Software­unternehmen wandeln”.

Auch Verbände gefragt

Über den Erfolg dürften dann auch das IT-Risiko und IT-Sicherheitsgesichtspunkte entscheiden. Je höher die Ansprüche an die Autonomie des Fahrens, umso höher wird die Anzahl der beteiligten IT-Systeme – und damit das Risiko von Fehlern oder Manipulationen. „Mit den vernetzten Fahrzeugen und den dadurch entstehenden neuen Daten- und Informationsströmen gewinnen die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz für die gesamte Automobilbranche enorm an Bedeutung. Allerdings muss es gelingen, gemeinsame Datenschutzstandards zu setzen; hier sind neben den Herstellern auch die Verbände gefragt, sich auf international gültige Konzepte und Prinzipien zu verständigen”, so Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management, Co-Autor der Studie.

Schicksal wie PC-Industrie droht

Für Hersteller, die immer noch vor allem in der Entwicklung und dem Zusammenschrauben klassischer Fahrzeug geübt sind, stellt ein derartiger Wandel eine Herausforderung dar, sind dafür doch nicht nur ein neues Produktverständnis, sondern auch neue Innovationsansätze und -prozesse sowie eine andere Unternehmenskultur erforderlich. „Hersteller müssen sich schnell auf das digitale Zeitalter einstellen, damit Autos weiterhin eine wichtige Rolle im digitalen Konsumentenleben einnehmen. Sonst könnte ihnen ein ähnliches Schicksal wie der PC-Industrie drohen”, so Alex Koster, Partner und Digitalexperte von Strategy& sowie Co-Autor der vorliegenden Studie. „Dort verlagern sich intelligente Dienstleistungen zunehmend in die Cloud, Endanwendungen werden immer öfter am Smartphone statt am PC genutzt.”

Zahlreiche Wachstums-Bereiche

Den Löwenanteil des Umsatzpotenzials werden laut der Studie so wie aktuell Sicherheitsanwendungen generieren. Im kommenden Jahr sollen sie über alle Hersteller hinweg mehr als 15 Mrd. Euro und damit 37,3% aller automobilen Digitalumsätze erwirtschaften (siehe auch Grafik oben). Dieser Anteil steigt bis 2021 auf 40,2% bei einem Umsatzvolumen von knapp 50 Mrd. Euro. Die technologischen Vorstufen des autonomen Fahrens haben schon 2016 ein Marktvolumen von 9,45 Mrd. Euro; bis 2021 wird sich dieses auf 39,62 Mrd. Euro mehr als vervierfachen – 2025 sollen dann 20% der Neuwagen über die betreffenden technischen Fähigkeiten verfügen.

Auch die weiteren Connected-Car-Segmente werden zwischen 2016 und 2021 erheblich an Umsatz zulegen: Der Entertainment-Bereich steigt von 5,95 auf 13,42 Mrd. Euro, Mobilitätsmanagement von 4,39 auf 5,61 Mrd. Euro, Fahrzeugmanagement von 3,56 auf 7,10 Mrd. Euro und – last but not least – Well-Being von 1,95 auf 7,60 Mrd. Euro.

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