Frauen im Job: Neue Wege, alte Muster
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CAREER NETWORK daniela prugger 02.09.2016

Frauen im Job: Neue Wege, alte Muster

Die Arbeitswelt orientiert sich an den Bedürfnissen von Männern. Das kommt nicht von ungefähr.

••• Von Daniela Prugger

Sie bleiben nahezu unverändert männerdominiert: die obersten Führungsgremien in Österreich. Jedes vierte der 200 größten Unternehmen kommt in der Geschäftsführung und Aufsichtsrat gänzlich ohne Frauen aus, zeigt der AK-Frauen Management Report 2016 auf. Dass dieser Umstand nicht auf die schlechtere Ausbildung oder fehlende Kompetenzen von Frauen zurückzuführen ist, liegt auf der Hand. Auch die Vereinbarkeit von Familie und Erwerb ist nach wie vor hauptsächlich ein Frauenproblem, genauso wie die Benachteiligung am Arbeitsmarkt – die sich auch in der Einkommensschere zwischen den Geschlechtern manifestiert. Gerade weil die Ursachen für diese Ungleichbehandlung so vielseitig sind, muss von einem strukturellen Problem gesprochen werden. Ob der Wunsch Familie und Beruf vereinbar sind und wie das im Ländervergleich funktioniert, hat ein Forschungsprojekt der Johannes Kepler Universität Linz untersucht. Dass vor allem Frauen einen Großteil der Kinderbetreuungs- und Haushaltsaufgaben übernehmen, ist ein Muster, das sich durch alle untersuchten Länder zieht.

Pay Gap als Existenzbedrohung

Trotzdem haben es vor allem österreichische Frauen schwer; sie sehen sich „besonders häufig mit Stereotypen und wenig sozialer Akzeptanz aus der Gesellschaft konfrontiert, wenn sie sowohl eine internationale Karriere als auch Familie haben”, so Univ.-Prof.in Iris Fischlmayr.

Unterschiede in der Behandlung von Frauen und Männern werden auch bei der Entlohnung gemacht. Nur in Estland war die Lohnschere zwischen Frauen und Männern im Vorjahr noch größer als in Österreich, so Eurostat. Zwar schließe sich der „Gender Pay Gap” kontinuierlich, allerdings nur ganz langsam und betrug 2014 laut Statistik Austria 18%. Dass dieser Umstand zum existenziellem Problem werden kann, zeigt der Unterschied bei der Höhe des Arbeitslosengelds: Der durchschnittliche Tagsatz betrug bei Frauen im Jahr 2015 26,8 €, bei Männern waren es 32,2 €, so Hilde Stockhammer, Leiterin der Abteilung Arbeitsmarktpolitik und Frauen des Arbeitsmarktservice gegenüber dem Standard (17. August). Gerade um eine Benachteiligung von Frauen im Beruf zu verringern, verfolgen viele wirtschaftliche und politische Experten den Ansatz, Frauen in Führungspositionen zu bringen.

Top-Branchen für Frauen

Das Ungleichgewicht der Einkommen ist die Folge tiefverwurzelter gesellschaftlicher Entwicklungen; sie haben über Jahrzehnte hinweg ein Wertesystem geformt, das Frauen teilweise brutal, aber zumindest von Grund auf benachteiligt. Auch ein Blick auf die verschiedenen Wirtschaftsbranchen ist ernüchternd: Eben dort, wo die meisten Frauen arbeiten, sind sie an der Spitze am wenigsten vertreten. Die meisten weiblichen Führungskräfte wies im Jänner 2016 das Segment Dienstleistungen auf (13,4%). Doch im Handel und Finanz-Sektor – also Branchen, in denen die Beschäftigung von Frauen relativ hoch ist – bleiben die Werte mit 5,6% bzw. 6,6% auf einem niedrigen Niveau. Jene ­österreichische Unternehmen, in denen Gleichberechtigung besonders groß geschrieben wird, hat das Arbeitgeber-Bewertungsportal kununu.com ermittelt. Laut den aktuellsten Zahlen (Stand: September 2016) finden sich unter den Top 10 des Gesamtrankings nur Unternehmen aus dem Personalwesen, der EDV und dem Dienstleistungs-Sektor. Mit 4,97 von maximal 5 erreichbaren Punkten im Bereich Gleichberechtigung wurde die Unitis Personalberatung GmbH auf Platz eins gewählt. Im Extra-Ranking für Unternehmen aus dem Bereich Handel/Konsum führt die Rewe-Tochter Penny, gefolgt von der deutschen Discounter-Größe Lidl und dem schwedischen Möbelhaus Ikea.

Insgesamt gibt es immer noch Unterschiede in Gehalt, Aufstiegschancen und Förderung, weiß auch Johannes Prüller, Pressesprecher von kununu; er kritisiert abschließend: „Viele Arbeitgeber positionieren sich nach außen hin als ‚frauen- oder familienfreundlich’ – schaut man sich allerdings die Erfahrungsberichte der Mitarbeiter an, sieht die Wahrheit oft anders aus.”

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