Zu wenig Arbeit für Europa
CAREER NETWORK PAUL CHRISTIAN JEZEK 10.04.2015

Zu wenig Arbeit für Europa

Pessimismus Arbeitslosigkeit und Armutsgefährdung sind die größten Herausforderungen für den „alten” Kontinent

Die EU wird ihre Beschäftigungsziele kaum erreichen, zeigt der aktuelle Eurostat-Fortschrittsbericht.

Wien/Luxemburg. In ihrer „Europa 2020”-Strategie hat sich die EU für das Jahr 2020 ambitionierte Ziele in den Bereichen Beschäftigung, Armutsbekämpfung, Bildung, Forschung und Entwicklung sowie Klimaschutz gesetzt. Ein aktueller Zwischenbericht von Eurostat zeigt allerdings deutliche Unterschiede in der Entwicklung der EU seit 2008. So gab es einerseits Fortschritte in den Bereichen Bildung und Klimaschutz, andererseits aber deutlich negative Entwicklungen hinsichtlich Beschäftigung und Armutsbekämpfung.

Ein Minus von 5 Millionen

2013 waren rund fünf Millionen weniger Menschen erwerbstätig als fünf Jahre zuvor – das entspricht einer Reduktion der EU-Erwerbstätigenquote von 70 auf rund 68%. Männer waren die Hauptbetroffenen dieses Rückgangs, während die Anzahl erwerbstätiger Frauen praktisch gleich geblieben ist.Zur Erreichung des Europa 2020-Zieles – einer Erhöhung der Erwerbstätigenquote auf 75% – müssten in den kommenden fünf Jahren über 17 Millionen Arbeitsplätze geschaffen werden. Das von der neuen EU-Kommission unter Jean-Claude Juncker präsentierte Konjunkturpaket, das die Beschäftigung in der EU in den kommenden drei Jahren um eine Million ankurbeln soll, wird dazu kaum ausreichen.Ebenso ist seit 2009 die Zahl der von Ausgrenzungs- und Armutsgefährdung betroffenen Personen um fast 9 Millionen gestiegen; 2012 erreichte diese mit 124.5 Millionen einen Höhepunkt – das entspricht einem Viertel aller EU-Bürger.Eine besonders starke Zunahme hat es unter Personen gegeben, die sich gewisse materielle Güter oder Dienstleistungen wie Heizung, ein Telefon, eine Waschmaschine oder einen einwöchigen Urlaub pro Jahr nicht leisten können. Trotz einer leichten Verbesserung in 2013 scheint die Erreichung des Europa 2020-Ziels – einer Reduktion der von Ausgrenzungs- und Armutsgefährdung betroffener Personen um 20 Millionen im Vergleich zu 2008 – mehr als fraglich: dazu müssten in den kommenden fünf Jahren fast 25 Millionen Personen aus der Armutsgefährdung geholt werden.

Keine Erholung für die EU

„Die EU hat sich in puncto Beschäftigung und Armutsbekämpfung noch nicht von den Folgen der Wirtschaftskrise erholt”, kommentiert Markus Hametner, Projektleiter am Institut für Nachhaltigkeitsmanagement der WU Wien, das federführend an der Erstellung des Eurostat-Berichtes zur Europa 2020-Strategie beteiligt war.„Aus heutiger Sicht erscheint die Erreichung der beiden Ziele daher unrealistisch. Man wird sehen, wie die neue EU-Kommission darauf reagieren wird”, so Hametner im Hinblick auf die geplante Überarbeitung der Europa 2020-Strategie durch die neue EU-Kommission unter Präsident Jean-Claude Juncker, deren statistische Grundlage der neue Eurostat-Bericht bildet. „Während die Wirtschaftskrise also deutliche Verschlechterungen bei Beschäftigung und Armutsgefährdung mit sich gebracht hat, hat sie gleichzeitig zur Zielerreichung der Klima- und Energieziele der Europa 2020-Strategie beigetragen. Diese Zwickmühle gilt es für die neue EU-Kommission in einer überarbeiteten Europa 2020 Strategie zu lösen.”

Wirtschaftskrise: deutliche Verschlechterungen bei der Beschäftigungssituation.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL