Der Osten gibt wieder kräftige Lebenszeichen
FINANCENET reinhard krémer 24.04.2015

Der Osten gibt wieder kräftige Lebenszeichen

Zentraleuropa Bis auf die Ukraine sieht man bei Raiffeisen Research jetzt rundum günstige Einstiegsmöglichkeiten

Peter Brezinschek, Raiffeisen Research: „Die lockere Geldpolitik der EZB strahlt auch nach CE aus.”

Wien. Seit Jahren gilt für den Osten Europas fast ausnahmlos die Devise: Tote Hose, die Party ist vorbei. Doch es mehren sich die Anzeichen, dass die Musik vielleicht schon bald wieder zu spielen beginnen könnte: „Von Polen angeführt, dürften die CE-Länder 2015 und 2016 mit weiteren 2,3 bis 3,5 Prozent BIP-Wachstum jährlich glänzen”, ist Peter Brezinschek, Chefanalyst bei Raiffeisen Research, überzeugt.

Im Wesentlichen zeichnet dafür neben dem Binnenwachstum – privater Konsum und Investitionen – auch die starke Verflechtung mit der Konjunkturlokomotive Deutschland verantwortlich, meint Brezinschek: „Die hohe Konkurrenzfähigkeit der jeweiligen Exportindustrie ermöglicht daher auch erfreuliche Leistungs-bilanzen, sodass die Länder nicht auf ausländisches Kapital angewiesen sind. Im Gegenteil, Kapitalzuflüsse stärken die jeweiligen Währungen seit Jahresbeginn. In SEE sticht nur Rumänien mit ähnlichem BIP-Wachstum hervor.”Die Preisentwicklung in Osteu-ropa tendiert weiterhin auf extrem niedrigem, teilweise negativem Niveau: „Eine langsame Entspannung erwarten wir im Verlauf der zweiten Jahreshälfte”, so der Raiffeisen-Chefanalyst.

Polen ist ein klarer „Kauf”

Alle Faktoren zusammengenommen, ergeben sich im Osten nun auch allerlei Chancen für Investoren. So setzt man bei Raiffeisen die polnische Börse auf „Kauf”. Seit Jahresbeginn kommt der Warschauer Index WIG 30 auf eine Performance von plus 6,8 Prozent. „Die positiven Rahmenbedingungen bleiben weiterhin intakt: Wir gehen weiterhin für das aktuelle Jahr 2015 von einem Wirtschaftswachstum von 3,5 Prozent aus”, meint Raiffeisen-Analyst Andreas Schiller.Der für 2015 erwartete Gewinnanstieg bei den Unternehmen beläuft sich mittlerweile auf schöne 45 Prozent, was durch die Ergebnisanpassungen des Vorjahres – insbesondere im Energiesektor – einen Basiseffekt darstellt. „Die damit einhergehende Bewertung ist mit einem erwarteten KGV für 2015 in Höhe von 15,1 im historischen Vergleich nicht mehr unbedingt als günstig anzusehen. Dennoch bleiben wir mittel- bis langfristig weiterhin positiv gestimmt”, so Schiller. Interessant ist auch Ungarn, wo die Politik des rechtspopulistischen Premiers Viktor Orban für eine wahre Massenflucht von Investoren in allen Bereichen – sowohl Finanz- als auch Immobilien – ausgelöst hatte. Jetzt scheint sich aber das Blatt zu wenden: Die Performance des ungarischen Aktienmarktindex BUX schnellte seit Jahresbeginn auf stolze plus 32 Prozent.

Csardas mit Viktor Orban

„Die makroökonomischen Rahmenbedingungen erscheinen weiterhin vorteilhaft, die scheinbare Abkehr der Politik von unorthodoxen Maßnahmen sowie die antizipierte Ratingverbesserungen dürften die Stimmung der Inves-toren positiv beeinflussen”, meint Schiller und bleibt auf das Gesamtjahr 2015 für Ungarn weiterhin positiv gestimmt. Sein Kollege Aaron Alber setzt auf Russland. Die Erholung bei den Weltmarktpreisen für Rohöl und die jüngste Rubelerholung sind positiv zu werten. „Wir erwarten alles in allem einen positiven Kursverlauf bis Jahresende.” Auch Tschechien und Rumänien bekommen ein „Kauf”-Votum von Raiffeisen; bei Kroatien wird „Halten” empfohlen. Nur in der Ukraine ist die Musik verklungen: „Das IWF-Abkommen ist eine Krücke, nicht mehr, denn das Land steht am Rande der Zahlungsunfähigkeit”, meint man bei Raiffeisen.

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