Die Stifter und ihre guten Investments
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Geld für alleStiftungen für soziale Zwecke, kunst, Kultur und Wissenschaft waren bis heuer im Vergleich zu Nachbarstaaten benachteiligt.
FINANCENET Michael Fembek 11.03.2016

Die Stifter und ihre guten Investments

Gemeinnützige Stiftungen einzurichten, ist ab sofort einfacher.

Seit heuer wird es gemeinnützigen Stiftungen etwas leichter gemacht, ihrer Mission nachzugehen und gemeinnützig zu investieren: Das „Gemeinnützigkeitspaket” der Bundesregierung bringt eine entrümpelte und erleichterte Möglichkeit der Gründung, einige Steuerbefreiungen und eine erweiterte Betätigungsfelder bei Kultur und Wissenschaft (siehe Kasten).

Das Ziel: Mehr Stifter und Stiftungen sollen auf den Plan treten, und für soziale Zwecke, für Kunst, Kultur und Wissenschaft gemeinnützige Aktivitäten finanzieren – in Zeiten, in denen der Staat seit Jahren überall den Gürtel enger schnallt, eine fast logische Entwicklung. Die Bereitschaft von vermögenden Personen und Familien in Österreich ist jedenfalls da, denn schon jetzt gibt es etliche gemeinnützig tätige Stiftungen.
Diese tätigen ihre gemeinnützigen Investments, pointiert formuliert, bislang trotz aller rechtlichen und steuerlichen Hindernisse – und der gemeinnützige Stiftungssektor in Österreich hat damit gegenüber Deutschland und der Schweiz eine geringe gesamtgesellschaftliche Bedeutung. Aber genau das soll sich ja ab 2016 ändern. Im Folgenden sind Stiftungen und Stifter aufgelistet, die sich schon jetzt für Wissenschaft und Forschung engagieren. In späteren financenet-Ausgaben wird es dann um Stiftungen mit sozialen und kulturellen Missionen gehen.

Wings for Life

Die wohl bekannteste Stiftung mit österreichischen Wurzeln, die sich in der Forschung engagiert, ist Wings for Life aus dem Imperium von Dietrich Mateschitz.

Nach dem Motorradunfall von Heinz Kinigadners Sohn Hannes, der seit 2003 querschnittgelähmt ist, entschlossen sich Mateschitz und Kinigadner, eine Stiftung ins Leben zu rufen, die genau einen Zweck hat: Querschnittslähmung heilbar zu machen, indem die vielversprechendsten wissenschaftlichen Arbeiten in diesem Bereich finanziell unterstützt werden. Durch die Hebelwirkung des Konzerns und der Formel1 hat Wings for Life eine weltweite Unterstützer-Basis.
Mateschitz gibt aber noch viele weitere Millionen für die Forschung, sehr viel im Rahmen der Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Salzburg und gleich 70 Millionen für ein neues Forschungshaus im Jahr 2012.

300.000 € für die Holzforschung

Der Holzindustrielle Gerald Schweighofer prämiert mit dem internationalen Schweighofer Prize seit 2003 innovative Ideen, Technologien, Produkte und Services rund ums Holz. Er wird im Zwei-Jahres-Takt verliehen und ist jeweils mit einem Gesamtbetrag von 300.000 € dotiert.

Stronachs Stiftungsprofessur

Von Stiftungen finanzierte Universitätsinstitute oder zumindest Professuren sind international gang und gäbe, und auch in Österreich gibt es das vereinzelt.

Eine davon hat, wer sonst, Frank Stronach im Jahr 2011 ins Leben gerufen, mit einmaligen 150.000 € unter anderem für die Frank ­Stronach Stiftungsprofessur für Innovation und Entrepreneurship.
Große Unterstützer von ausländischen Universitäten sind unter anderem Gerhard Andlinger (Princeton) und Falk Strascheg (Strascheg Center for Entrepreneurship an der Universität München und 2007 das Strascheg Institute for Innovation and Entrepreneurship [SIIE] an der European Business School in Oestrich/Winkel.) Die RD-Foundation Vienna fördert Forschung und Projekte zur Unterstützung der Menschenrechte, wie etwa den Mischkin-Preis 2012 oder die weltweite Kampagne „One billion rising” gegen Gewalt an Frauen und Mädchen; sie wurde 2011 von Christian und Ingrid Reder gegründet, beide der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien angehörig.

Das Parlament beschenkt

Es war einmal eine vermögende Dame namens Margarate Lupac, die mit der österreichischen Demokratie sehr verbunden war und niemand so sehr vertraute wie dem österreichischen Parlament. Sie vermachte daher ihr Vermögen dem Parlament, und dieses gründete im Jahr 2001 eine Stiftung.

Deren Stiftungszweck ist unter anderem die Vergabe eines Wissenschaftspreises und eines jährlich vergebenen Demokratiepreises, dotiert mit 15.000 €. Im Vorstand der Stiftung sind immer die führenden Parlamentarier, also derzeit die Damen und Herren Bures, Kopf und Hofer.

Hans Moser fördert posthum

Es gibt auch noch vereinzelt Stiftungen aus der guten alten Stiftungszeit, denn bis 1914 war ja Österreich voll von Stiftungen, Stiftungshäusern oder über Stiftungen finanzierten Spitälern.

Eine Erinnerung daran: Blanca Moser, die ihren unsterblichen Gatten um zehn Jahre überlebte, ordnete in ihrem Testament 1974 an, eine Stiftung zu gründen, die die Ausbildung von Krebs- und Herzspezialisten fördert. Die Entscheidung darüber fällt ein Kuratorium von renommierten Medizinern, an dessen Spitze derzeit Univ. Prof. Christoph Zielinski steht.
Stiftungen, die von Privatpersonen gegründet und dann universitätsnah weitergeführt werden, gibt es eine ganze Reihe, auch an der Universität Wien und der Wirtschaftsuniversität Wien.
Ein ordentlich dotierter Preis wurde beispielsweise 2014 von der „Gottfried und Vera Weiss-Stiftung” im Bereich der Anästhesie ins ­Leben gerufen.
Die 2013 verstorbene Anästhesistin ließ beträchtlichen Immobilienbesitz in die Stiftung einbringen, sodass sich jährliche Budgets von 200.000 bis 300.000 € ausgehen sollten.

Die Akademie der Wissenschaften

Hannes Androsch hat wie andere Industrielle (Franz Mayer-Gunthof) und längst verstorbene Mediziner Stiftungen gegründet, in denen der Präsident der Akademie, derzeit Anton Zeilinger, heute im Vorstand sitzt und über die Vergabe mit­entscheidet.

Erst Anfang März konnten 82 Jungforscher mit Stipendien bedacht werden. Der überwiegende Teil der Kosten von neun Mio. € stammt allerdings von der öffentlichen Hand.

Michael Fembek ist Programm-Manager der Essl Foundation, Mit-Initiator der „Sinnstifter” und Vorstandsmitglied im Verband für Gemeinnütziges Stiften.

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