Erwachen neben den Pyramiden
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Ägypten: Wirtschaft erholt sich deutlich, aber Sicherheit bleibt Damoklesschwert.
FINANCENET 04.12.2015

Erwachen neben den Pyramiden

Nach Unruhen und Gewalt schlägt Ägypten den Weg der Erholung ein: Heuer sind 4,4 Prozent Wirtschaftswachstum drin. Doch vieles bleibt unsicher, so eine Coface-Analyse.

WIEN. Auf den ersten Blick scheint Ägypten das Schlimmste hinter sich zu haben: Für das bis letzten Juli reichende Haushaltsjahr 2014/2015 melden die Behörden ein Wachstum von 4,1 Prozent, fast doppelt so viel wie im Jahr davor mit 2,2 Prozent. Für heuer werden sogar 4,4 Prozent BIP-Plus erwartet – ein drastischer Unterschied zur schwierigen Zeit seit dem von Gewalt geprägten Jahr 2011.

Doch noch ist einiges unsicher, warnt der Kreditversicherer ­Coface. Grundsätzlich zieht zwar die ägyptische Industrieproduktion an, und auch der Tourismus gibt kräftige Lebenszeichen von sich. Der jüngste Absturz eines russischen Flugzeugs mit ägyptischem Start-Airport und vermutlich einer Bombe an Bord ist allerdings geeignet, die Nerven zu strapazieren.

Wachstum dank Golf-Staaten

Auch das Wachstum der ägyptischen Unternehmen selbst ist von einigen Unsicherheitsfaktoren ­geprägt.

Zwar dürfte die staatliche und private Nachfrage weiter steigen, doch bleibe Ägypten weiterhin abhängig von Finanzhilfen und Direkt­investitionen aus den Golfstaaten, so Coface – und die sind wegen der tiefen Ölpreise selbst nicht mehr so gut bei Kasse wie früher. Auch sei das ägyptische Haushaltsdefizit mit über zehn Prozent des BIP zu hoch; das Außenhandelsdefizit erreiche ebenfalls beunruhigende Dimensionen. Dazu kommt eine schwache Infrastruktur, geringe Wettbewerbsfähigkeit – und die Sicherheitslage bleibt der große Unsicherheitsfaktor.
Immerhin sind auch die positiven Signale deutlich. So kamen im ersten Halbjahr 2015 rund 4,8 Mio. Touristen ins Land, um 8,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Und der Autoabsatz stieg 2014 sogar um 55% an.
„Die Wirtschaft in Ägypten wird durch die stabilere politische Lage und die Verpflichtung der Regierung zu Reformen gestützt”, sagt Seltem Iyigun, Coface-Economist für den Nahen Osten und Nord­afrika. Trotz Verbesserungen gebe es aber weiter strukturelle Schwächen in der Wirtschaft, die vor allem den privaten Sektor behindern, so der Coface-Experte.(gst)

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