Europas Banken steigern Gewinn
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Die Bank of America holte 2015 satte 16 Mrd. US-Dollar (14 Mrd. €). Die Deutsche Bank rechnet hingegen mit 6,7 Mrd. € Verlust.
FINANCENET reinhard krémer 15.04.2016

Europas Banken steigern Gewinn

US-Großbanken sind aber dreimal so profitabel wie die europäischen Top-Banken – und der Abstand ­vergrößert sich weiter.

••• Von Reinhard Krémer

WIEN. Den Banken geht´s rund um den Globus wieder besser, die Gewinne steigen. Dank der guten Konjunkturentwicklung und rückläufiger Strafzahlungen konnten die europäischen und US-amerikanischen Großbanken im vergangenen Jahr ein kräftiges Gewinnplus erwirtschaften, meldet das Beratungsunternehmen EY.

Die zehn größten Geldinstitute der USA steigerten ihren Netto­gewinn um 34% von umgerechnet 82 auf knapp 110 Mrd. €.
Die europäischen Top-Banken schafften einen Gewinnanstieg um 22% von 23,6 auf fast 29 Mrd. €. Damit hat sich allerdings der Abstand der US-Banken zu ihren europäischen Wettbewerbern in Sachen Profitabilität noch weiter vergrößert: Die Eigenkapitalrentabilität, der sogenannte Return on Equity (RoE), lag bei den europäischen Top-Banken im vergangenen Jahr bei gerade einmal 3,4% (Vorjahreszeitraum: 2,9%).
Die US-Banken erwirtschafteten hingegen einen RoE von 10,1% (Vorjahr: 8,9%).
Auch bei der bilanziellen Eigenkapitalausstattung haben die US-Banken die Nase vorn: Die durchschnittliche Eigenkapitalquote stieg in Europa um 0,4 Prozentpunkte auf 5,8%, in den USA um 0,5 Prozentpunkte auf 7,5% – die US-Banken können also im Durchschnitt eine deutlich höhere Eigenkapitalquote vorweisen.

Weniger Strafe zahlen

Ein – nicht zu unterschätzender – Grund für die sowohl dies- als auch jenseits des Atlantiks verbesserte Gewinnsituation sind laut EY rückläufige Strafzahlungen, mit denen Verstöße gegen Börsenregularien und staatliche Wirtschaftssanktionen, manipulierte Devisenkurse und umstrittene Hypothekengeschäfte geahndet wurden: Im vergangenen Jahr hatten noch hohe Strafen den Großbanken vor allem in den USA den Gewinn verhagelt – insgesamt umgerechnet fast 47 Mrd. € mussten die jeweils zehn größten Geldinstitute dies- und jenseits des Atlantiks im Jahr 2014 an Strafen zahlen.

Im Jahr 2015 lag die Gesamt­höhe der von den 20 untersuchten Banken zu zahlenden Strafen „nur” noch bei rund 20 Mrd. € – ein Rückgang um 57%.
Während die Strafzahlungen der US-Banken um 70% von umgerechnet 36,3 auf 10,9 Mrd. € zurückgingen, lag der Rückgang in Europa bei 15% – von 10,5 auf 9 Mrd. €.
Die höchsten Belastungen mussten im vergangenen Jahr die britische Großbank Barclays (3,4 Mrd. €), die US-amerikanische Bank Morgan Stanley (2,8 Mrd. €) und die Deutsche Bank (2,7 Mrd. €) hinnehmen. Insgesamt wurden die europäischen Banken in 40 Fällen und die US-amerikanischen Banken in 59 Fällen mit Strafen von mehr als einer Mio. € belegt.

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