EZB zwingt Anleger ins Risiko
FINANCENET 20.02.2015

EZB zwingt Anleger ins Risiko

Realzinsverlust Bereitschaft der Europäischen Zentralbank, die bereits negativen Renditen weiter nach unten zu drücken, erzeugt enormen Druck

T. Liebi: „Investitionen in Schweizer Franken keine Option, Überbewertung nicht dauerhaft, schweizerisches Zinsniveau unattraktiv.”

Zürich/Wien. Die Aufgabe des Mindestkurses von 1,20 Franken pro Euro durch die Schweizerische Nationalbank hat zu einer Aufwertung des Schweizer Frankens und zu negativen Zinsen über ein breites Anlagespektrum geführt.

Die Überbewertung des Schweizer Frankens hat solch extreme Ausmaße, welche eigentlich nur durch die anstehenden QE-Programme der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie die ausgeprägten deflationären Tendenzen in der Eurozone, die immer massivere Stimulierungsmaßnahmen wahrscheinlich werden lassen, erklärt werden können, meint man beim Fondshaus Swisscanto.

Novum in Geldpolitik

„Gemäß Draghi ist die EZB sogar bereit, Staatsanleihen zu kaufen, wenn sich deren Verzinsung im negativen Bereich befindet. Dies stellt ein absolutes Novum in der Geschichte der Geldpolitik dar”, so Thomas Liebi, Chefökonom von Swisscanto. Alle Marktteilnehmer mit Zielrenditen werden durch die negative Zinslandschaft unter enormen Druck gesetzt.Aber auch Privatanleger sind gezwungen, den Realzinsverlust auszugleichen. Dieser Druck wird durch die Bereitschaft der EZB, die bereits negativen Renditen – deutsche Bundesobligationen bieten aktuell bis zu einer Laufzeit von fünf Jahren eine Negativverzinsung an – noch weiter nach unten zu drücken, verstärkt”, sagt Liebi.Die EZB zwängt die Investoren somit noch stärker als bisher in „riskante” Anlagevehikel. Auch die Währungsfrage gewinnt aufgrund der jüngsten Ereignisse an Bedeutung beim Investieren. Unverändert interessant sind europäische Aktien für Anleger. Die vergleichsweise günstige Bewertung und die Abschwächung des Euro spricht für Aktien des Alten Kontinents”, so der Chefökonom. „Zahlreiche Anleger im Euro-Raum stellen sich die Frage, ob sie nicht besser in Schweizer Franken oder US-Dollar investieren sollten, da sich der Euro gerade gegenüber diesen beiden Währungen deutlich abgeschwächt hat.”

Hände weg vom Franken!

Beim Schweizer Franken fällt die Antwort mit ‚Nein' deutlich aus: „Wir sind der Meinung, dass die momentane Überbewertung nicht dauerhaft bestehen bleibt. Zudem ist das Schweizer Zinsniveau unattraktiv und Schweizer Aktien haben zwar nach der Aufgabe des Mindestkurses stark verloren, sind aber weiterhin hoch bewertet. Europäische Aktien sind für risikotolerante Anleger interessant”, so Swisscanto-Mann Liebi. (fh)

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