Frauen: dünner Vorsorgepolster
FINANCENET 06.03.2015

Frauen: dünner Vorsorgepolster

IMAS-Studie für die Erste Bank Die Gehaltsschere schneidet ein empfindliches Stück weg; ein Drittel der Frauen denkt nie über Vorsorge nach

Birte Quitt: „Der Alleinverdiener sollte für die Partnerin mit vorsorgen.”

Wien. Frauen verdienen in Österreich im Schnitt 40% weniger als Männer – das macht sich bei ihrem Sparverhalten sowie der Altersvorsorge bemerkbar; Gehaltsschere, Teilzeit und Karenz sind einige Gründe dafür. Jede zweite berufstätige Frau arbeitet Teilzeit, jede dritte Österreicherin spürt den Einkommensunterschied laut einer von der Erste Bank in Auftrag gegebenen, repräsentativen IMAS-Studie an ihrem Arbeitsplatz bewusst.

Besonders in Beziehungen spiele dieses Thema eine Rolle: Wer füllt den Vorsorgepolster, wenn nur ein Einkommen da ist?

Sparschwein wird gefüttert

Die Studie verheißt diesbezüglich wenig Gutes: Ein Drittel der Frauen denkt gar nicht ans Sparen fürs Alter. „Dabei ist das gerade für Frauen so wichtig”, betont Birte Quitt, Vertriebsleiterin der Erste Bank. Das Sparschwein wird zum Glück trotzdem gefüttert: Durchschnittlich 185 Euro werden monatlich von Frau Österreicherin auf die Seite gelegt, der Sparstrumpf der Männer ist freilich dicker (238 € p.m.). Beide zwicken darüber hinaus 40% vom Sparbetrag für andere Familienmitglieder ab; Frauen bleiben so schlussendlich nur 111 Euro monatlich für ihre eigene Vorsorge. Das macht sich im Alter empfindlich bemerkbar. „Teilzeitkräfte haben auch schlechtere Karrierechancen, davon sind 9 von 10 Frauen überzeugt”, führt Quitt weiter aus. Darüber hinaus lassen auch die Karenzzeiten den finanziellen Pols-ter weiter schrumpfen: Zwei Drittel der Österreicherinnen empfinden die Einbußen durch Karenzzeiten bei der Vorsorge groß. Nur 2 von 10 Frauen verdienen genauso viel wie ihr Mann, 3 von 4 Österreicherinnen leben in einer Partnerschaft. Das liebe Geld ist dabei oft ein heikles Thema: In 6 von 10 Beziehungen ist der Mann Hauptverdiener, in nur 2 von 10 Fällen ist es die Frau. Verdient der Partner mehr, geben 78% an, dass sie finanziell von ihrem Partner abhängig sind und ihren Lebensstandard nicht ohne ihn halten könnten.

Transparenz ist wichtig

Die Finanzen sind in vielen Beziehungen eine gemeinsame Angelegenheit: 71% der Österreicherinnen sprechen sich mit dem Partner bzw. der Partnerin bei finanziellen Entscheidungen ab. Jedes zweite Paar hat streng getrennte Konten, 26% haben zusätzlich ein Gemeinschafts-konto, ebenso viele haben nur ein gemeinsames Konto. Quitt: „Am wichtigsten ist es, dass man über die partnerschaftlichen Finanzen und Situationen Bescheid weiß”, so Quitt. Immerhin dürfte die Frau in Österreich sehr oft den Finanzminister stellen: 28% der Frauen sagen, sie haben die Kosten und das Geld allein im Blick, bei den Männern sind es 19%, 15% überlassen das komplett ihrer Partnerin.9 von 10 Österreichern sparen für sich, gleich danach folgen die Kinder. Jeder Zweite Mann füllt den Sparstrumpf der Partnerin.(lk)

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