Gold-Experten: Preis um 2.300 USD möglich
© Manjunath Kiran/EPA/picturedesk.com
Menschen aus asiatischen Ländern haben ein Faible für das gelbe Edelmetall.
FINANCENET 03.07.2015

Gold-Experten: Preis um 2.300 USD möglich

Erste Group „Im 1. Quartal gab es erstmals wieder Nettozuflüsse in Gold-ETFs”; Nachfrage aus Indien, China hält an

Wien. „Nach der knapp verhinderten Implosion des Finanzsystems im Herbst 2008 befinden wir uns im siebten Jahr weltweiter Notenbankexperimente”, sagt Ronald-Peter Stöferle, Gold-Experte bei der Liechtensteinschen Vermögensverwaltungs-Gesellschaft Incrementum. „Wir alle sind Probanden eines beispiellosen Reflationierungs-Kraftakts, dessen Ausgang ungewiss ist. Fragwürdige geldpolitische Wagnisse wie Quantitative Easing – kurz QE – und Negativzinsen sind direkte Konsequenzen systemischer Inflationssucht”, so Stöferle weiter. Der Zustand der globalen Finanzarchitektur sei nach wie vor sehr fragil. Bereits seit 2011 hätten die disinflationären Kräfte die Oberhand. „Bei den Vermögenswerten, also den Preisen von Aktien, Immobilien oder Kunst, hat eine massive Inflation bereits stattgefunden, bei den normalen Konsumentenpreisen noch nicht”, so Stöferle.

Sollte eine allgemeine Teuerung folgen, könnte sich der Goldpreis fast verdoppeln, denn „steigende Inflation ist das beste Umfeld für Gold und Minenaktien”, führten er und sein Investmentkollege Mark Valek vor Kurzem bei der Präsentation des mittlerweile 9. und 140 Seiten starken „In Gold we Trust”-Reports aus. Die Abwärtsbewegung, die gegen Ende 2012 eingesetzt hat und den Goldpreis auf aktuell rund 1.170 USD je Feinunze gebracht hat, könnte sich wieder umkehren, Stöferle sieht Preise um die 2.300 USD für gerechtfertigt.

Portfolioabsicherung

Als Instrument zur Portfolioabsicherung stufen auch die Experten der Erste Group das gelbe Edelmetall ein. „In den letzten Jahren ist sehr viel Spekulation aus dem Goldsektor gewichen. Dies erkennt man u.a. an den ETF-Volumina, die 2013 und 2014 massive Abflüsse zu verzeichnen hatten. Im ersten Quartal 2015 wurden aber erstmals wieder Nettozuflüsse in Gold ETFs verbucht.”
Bemerkenswert sei die derzeit vorherrschende Divergenz zwischen der tatsächlichen Goldpreisentwicklung und des weitgehend negativen Sentiments vieler Marktteilnehmer. „Dies liegt vermutlich daran, dass in erster Linie dem Dollar-Preis Beachtung geschenkt wird”, so Hans Engel, Experte für internationale Aktienmärkte in der Erste Group. Während Gold im Vorjahr auf Dollar-Basis seitwärts tendierte – was angesichts einer historischen Dollar-Rallye jedoch durchaus respektabel erscheint – fand in nahezu jeder anderen Währung eine Aufwärtsbewegung statt. „Insbesondere auf Euro-Basis war die Entwicklung 2014 mit einem Plus von 12% bemerkenswert.” Seit Jahresbeginn 2015 halte man bei 7,6% auf Eurobasis.
Die größte Nachfrage kommt aus China und Indien, die sukzessive wachsende Bedeutung der asiatischen Schwellenländer hinsichtlich der Goldnachfrage werde noch weitgehend unterschätzt. (lk)

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