Ärzte wollen nun Selbstverwaltung
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Die neue Primärversorgung soll teure und volle Spitalsambulanzen entlasten.
HEALTH ECONOMY 16.10.2015

Ärzte wollen nun Selbstverwaltung

Statt einer gesetzlichen Regelung mit Inhalten, die ­ihnen nicht passen, wollen die Ärzte die Versorgung im ­niedergelassenen Bereich nun selbst organisieren.

••• Von Ina Karin Schriebl

WIEN/GRAZ. Die Ärztekammer läuft weiter gegen das Gesetz zur Neuordnung der Primärversorgung Sturm – und will neue Strukturen nun selbst und ohne Regulative aufbauen. Präsident Artur Wechselberger und sein steirischer Kollege Herwig Lindner verweisen dabei auf das Netzwerk „Styriamed.net”, in dem Ärzte in regionalen Verbünden kooperieren.

Das bereits 2009 gegründete Styriamed.net besteht in zehn der insgesamt 13 steirischen Bezirke mit je einem Netzwerk; darin sind aktuell 356 Arztpraxen und 15 Spitäler vereint. Neben alltäglicher patientenbezogener Kommunikation tauschen sich die Ärzte auch regelmäßig in Netzwerktreffen aus, wo sie etwa Urlaubs- und Öffnungszeiten abstimmen. Im Gegensatz zu den Plänen der Politik sind in den Netzwerken andere Gesundheitsberufe formal aber noch nicht vertreten.

Keine Kosten für Kassen

Die Netzwerke würden von den Ärzten selbst finanziert, das Land oder die Kassen kosten sie nichts, versichert Lindner. Ähnliche Modelle sollen auch in anderen Bundesländern aufgebaut werden. Wechselberger wünscht sich, dass die einzelnen Ärztekammern diese Idee in ihren jeweiligen Ländern verbreiten. Der Ärztepräsident fürchtet, dass mit dem Gesetzesplan Vertragsvorgaben kommen würden, die jene Freiheit einschränken. Er hat „Angst vor Administration, Restriktion und einem Machtgehabe der Politik”. Die Politik verstehe unter Primärversorgung eine Einheitsstruktur und Bürokratisierung, die Ärztekammer hingegen eine Stärkung bestehender Strukturen und Entbürokratisierung.

Die Kassen wiederum kontern mit einer neuen Umfrage: Die Österreicher sind demnach mit ihrer ärztlichen Versorgung zufrieden und befürworten auch mit überwältigender Mehrheit von 93% die geplante neue Primärversorgung. Wie aus einer GfK-Befragung hervorgeht, steigt der Wunsch nach den darin vorgesehenen, längeren Öffnungszeiten und einer intensiveren Zusammenarbeit der verschiedenen Gesundheitsberufe.

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