Ärzteausbildung gefragt, Hausarzt-Stellen nicht
© APA/Robert Jäger
HEALTH ECONOMY Ina Karin Schriebl 14.07.2017

Ärzteausbildung gefragt, Hausarzt-Stellen nicht

Der Andrang zum Medizinstudium ist weiter hoch; immer weniger Studierende wollen aber als Hausarzt arbeiten.

••• Von Ina Karin Schriebl

WIEN. Insgesamt traten dieser Tage 12.769 der 15.993 angemeldeten Bewerber für den Aufnahmetest für das Medizinstudium an, gaben die Medizin-Unis in Wien, Graz und Innsbruck sowie die Uni Linz bekannt. Wie schon in den Vorjahren, erschienen damit rund 80% der angemeldeten Bewerber zum Aufnahmetest. Insgesamt werden 1.620 Plätze vergeben, auf einen Studienplatz kommen also rund acht Testteilnehmer.

Hilfe für Flüchtlinge

An der MedUni Wien bewerben sich dieses Jahr unter anderem auch 20 Flüchtlinge, die im Rahmen des More-Projekts, einer Initiative der österreichischen Universitäten, von Buddies und Mentoren auf den Aufnahmetest vorbereitet wurden.

„Äußerst besorgniserregend”, nannte der Präsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK), Thomas Szekeres, von der ÖH der Medizinischen Universität Innsbruck veröffentlichte Ergebnisse einer Umfrage, wonach sich nur acht Prozent der Medizinstudierenden für eine Karriere in der Allgemeinmedizin interessierten. Hausärztinnen und Hausärzte seien eine tragende Säule in jedem funktionierenden Gesundheitssystem, sagt Szekeres.
Er verwies darauf, dass man in Anbetracht des nun beschlossenen Primärversorgungsgesetzes nicht umhinkommen werde, endlich Arbeitsmodelle zu schaffen, die es jungen Ärztinnen und Ärzten ermöglichen, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen.
Weiters trage die noch immer nicht geklärte Finanzierung der Lehrpraxis mit Sicherheit dazu bei, dass viele Ärzte in Ausbildung lieber gleich den Facharztweg einschlügen.

Bonus für Wissenschafter

Für jene, die in die Wissenschaft gehen wollen, gibt es zudem besondere Verdienstmöglichkeiten: Ärzte an Universitätskliniken dürfen auch ab dem kommenden Jahr 60 Stunden arbeiten. Das sieht eine in der Vorwoche im Nationalrat beschlossene Änderung des Universitätsgesetzes vor. Zwölf Stunden davon müssen aber ausschließlich Forschung und Lehre gewidmet werden – für den Rektor der Medizin-Uni Wien, Markus Müller, ist das eine „wichtige Nachschärfung” der rigide ausgelegten Arbeitszeitregelung.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL