Apotheken: Onlinehandel wirft die Schatten voraus
HEALTH ECONOMY Martin Rümmele 17.04.2015

Apotheken: Onlinehandel wirft die Schatten voraus

Hintergrund Amazon-Konkurrent Alibaba rüstet in China für Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln

Ab 25. Juni dürfen heimische Apotheken Medikamente in Österreich über das Internet vertreiben.

Wien. Knapp zwei Monate bevor in Österreich und der gesamten EU der Versandhandel für Medikamente geöffnet wird, lässt eine Meldung aus China aufhorchen: Der chinesische Online-Händler und Amazon-Konkurrent Alibaba bringt sich für das milliardenschwere Geschäft mit verschreibungspflichtigen Arzneien in der Volksrepublik in Stellung. Dafür konzentriert der Konzern seine Pharma-Aktivitäten künftig in der Tochterfirma Alibaba Health.

Der in Hongkong notierte Betreiber von Online-Apotheken übernehme von Alibaba und einem weiteren Investor für 2,4 Mrd. € das komplette Online-Pharmageschäft, teilten die Firmen am Mittwoch mit. Durch die Transaktion fällt Alibaba die Mehrheit an Alibaba Health zu. China plant, den auf 160 Mrd. USD geschätzten Markt mit verschreibungspflichtigen Medikamenten auch für Internet-Apotheken zu öffnen. Bisher dürfen übers Netz nur rezeptfreie Mittel wie Vitamintabletten und Hustensäfte verkauft werden. Die Regierung in Peking will durch die Reform den bis jetzt von Krankenhäusern dominierten Medikamenten-Verkauf auf breitere Füße stellen. Am Mittwoch schnellten die Aktien von Alibaba Health um mehr als 80% nach oben.Auch in Österreich wirft der Versandhandel seine Schatten voraus. Wie berichtet, dürfen heimische apotheken rezeptfreie Medikamente ab 25. Juni auch über das Internet vertreiben. Eine entsprechende Verordnung des Gesundheitsministeriums ist in Begutachtung und soll den Versandhandel genau regeln. Auffallend dabei: Klick- and Kollektsysteme, wie sie etwa in deutschen Drogerien angeboten werden und Kunden die Möglichkeit bieten, bestellte Waren in Filialen abzuholen, sollen in Österreich nicht erlaubt sein.

Wachstum in Deutschland

Kurz vor dem Start des Versandhandels kommen auch interessante Daten aus Deutschland: Wie bei den vor-Ort-Apotheken sorgte die Ende des vergangenen Jahres angelaufene Erkältungswelle auch bei den Versandapotheken für überdurchschnittlich steigende Umsatz- und Absatzzahlen. Nach aktuellen Daten des Branchenbeobachters IMS-Health verbuchte der Umsatz mit Arzneimitteln über den elektronischen und telefonischen Bestellweg im Dezember 2014 das größte monatliche Plus des Jahres. Erneut bestimmte das OTC-Segment das positive Geschäfts-geschehen. Insgesamt zog der Umsatz des Versandhandels mit Arzneimitteln um 13% auf 69 Mio. € im Dezember an. Der Teilmarkt OTC legte sogar um 19% zu, während der Umsatz mit rezeptpflichtigen Präparaten um fünf Prozent sank. In Deutschland dürfen auch rezeptpflichtige Medikamente im Versandhandel vertrieben werden, was auch künftig in Österreich verboten sein wird. Im Gesamtjahr 2014 lag die Entwicklung im deutschen Versandhandel im mittleren einstelligen Bereich mit einem Plus von sechs Prozent

Rund 10% Marktanteil

Für Österreich rechnet das Gesundheitsministerium, dass etwa bis zu zehn Prozent aller Apotheken in den Online-Handel einsteigen werden. Beobachter schätzten, dass sich maximal zehn Versand-apotheken am Ende am Markt etablieren werden; versuchen könnten es allerdings tatsächlich mehr. Die genaue Zahl dürfte allerdings erst im Juni feststehen. Das Marktvolumen wird wie in Deutschland auch in Österreich auf etwa zehn Prozent geschätzt.

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