Demografie lässt Zahl der Demenzfälle steigen
HEALTH ECONOMY Martin Rümmele 20.02.2015

Demografie lässt Zahl der Demenzfälle steigen

Statistik Gesundheits- und Sozialministerium wollen nationale Demenzstrategie entwickeln, um Versorgung zu optimieren

Zahl der Demenzerkrankten verdoppelt sich bis 2050 von 1,2 auf 2,4 Prozent der Bevölkerung.

Wien. Demenzerkrankungen betreffen immer mehr Menschen in Österreich. Bis 2050 wird sich der Anteil der Demenzpatienten an der Gesamtbevölkerung in etwa verdoppeln. Damit stehen der Gesellschaft, dem Gesundheits- und Sozialwesen hohe Belastungen bevor. Dies geht aus dem neuen „Österreichischen Demenzbericht 2014” von Gesundheits-und Sozialministerium hervor. Das Thema ist auch international zunehmend im Fokus: In einem Kurzdossier hat bereits im Vorjahr Alzheimer's Disease International (ADI) bekannt gegeben, dass die Zahl der Menschen mit Demenz weltweit auf 44 über Mio. geschätzt wird und bis 2030 auf 76 Mio. anwachsen wird.

„Aktuellen Schätzungen zufolge leben in Österreich 115.000 bis 130.000 Menschen mit irgendeiner Form der Demenz. Aufgrund des kontinuierlichen Altersanstiegs in der Bevölkerung wird sich dieser Anteil bis zum Jahr 2050 verdoppeln, und der Betreuungs- und Pflegebedarf wird somit weiter steigen”, schreibt Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) im Vorwort des Berichts.

Nicht heilbar

Weil es sich bei diesen Erkrankungen, die derzeit nicht heilbar sind, um Leiden handelt, die sowohl einen hohen Aufwand an Pflege, medizinischer Versorgung, Langzeitbetreuung, sozialen Diensten und ein oft extremes Engagement der Angehörigen der Patienten bedingen, ist das Gesamtproblem ausgesprochen komplex, betont Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ): „Das Thema Demenz hat viele Schattierungen. Es ist in erster Linie die menschliche Komponente, die für alle Beteiligten so schwer zu ertragen ist, wenn sich der geliebte Mensch verändert; in dieser Phase brauchen alle Beteiligten Hilfe. Hilfe brauchen sowohl der erkrankte Mensch wie auch die pflegenden Angehörigen, die von dieser Situation psychisch bis an ihre Grenzen gefordert werden.”Der sich vor allem mit den Daten und Fakten beschäftigende „Epidemiologiebericht” zum Thema Demenz soll vor allem eine „umfassende Bestandsaufnahme” in Österreich darstellen. Gleichzeitig soll er „der erste Schritt zur Entwicklung einer Demenzstrategie des Bundes” sein, betonten die beiden Minister. Da auch die vorhandenen Versorgungsstrukturen im Bericht dargestellt werden, soll der Report auch Auskunft über Bestand und zukünftige Erfordernisse geben.

Stigmatisierung

Häufig negieren Betroffene und ihre Angehörigen die ersten Zeichen einer Demenzerkrankung: Die Angst vor einer Stigmatisierung und Einschränkungen im Alltag sind einfach zu groß. Dabei kann eine frühzeitige Abklärung und entsprechende Behandlung die Pflegebedürftigkeit verzögern. „An Demenz zu erkranken, darf kein gesellschaftliches Stigma sein und zu sozialer Ausgrenzung führen”, betont Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser. „Mit der nationalen Demenzstrategie wollen wir das Thema ‚Demenz' enttabuisieren, für Aufklärung sorgen und die Früherkennung fördern”, so Oberhauser weiter.Leben mit Demenz im eigenen Zuhause ist nicht nur der Wunsch der meisten betroffenen Personen, sondern kann auch helfen, den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen. Von Demenz ist das gesamte System Familie betroffen. Hundstorfer verweist daher auf die Bedeutung der Angehörigen bei der Pflege demenziell erkrankter Menschen.

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