Der große Tauschhandel
© Boehringer Ingelheim
Boehringer Ingelheim und Sanofi wickeln einen der bedeutendsten Pharmadeals des heurigen Jahres ab.
HEALTH ECONOMY Martin Rümmele 08.07.2016

Der große Tauschhandel

Die Pharmakonzerne Sanofi und Boehringer Ingelheim tauschen wichtige Unternehmensbereiche. Die Märkte für rezeptfreie Produkte und Tiergesundheit kommen in Bewegung.

••• Von Martin Rümmele

WIEN/PARIS/INGELHEIM. Jetzt ist fix, was zu Jahresbeginn bereits in Aussicht gestellt worden ist: ­Sanofi und Boehringer Ingelheim haben die Verträge zum Tausch von Sanofis Tiergesundheitsgeschäft (Merial) und Boehringer Ingelheims Selbstmedikationsgeschäft (CHC) bekannt gegeben. Damit ist ein Meilenstein im Rahmen der im Dezember 2015 begonnenen strategischen Transaktion erreicht worden, betonten beide Unternehmen. Das Closing wird für das Jahresende 2016 erwartet; bis dahin steht die Transaktion weiterhin unter dem Vorbehalt der wettbewerbsrechtlichen Genehmigung in unterschiedlichen Ländern.

„Ähnliche Unternehmen”

„Die geplante Transaktion ist sowohl für Boehringer Ingelheim als auch für Sanofi ein Gewinn. Sie ist darüber hinaus auch eines der bedeutsamsten Ereignisse in unserer Unternehmensgeschichte und belegt, dass wir unser Geschäft konsequent auf innovationsorientierte Bereiche ausrichten. Als forschendes Pharmaunternehmen verbessern wir unsere Position im künftigen Markt für den Bereich Tiergesundheit deutlich und werden uns in diesem Segment als einer der größten globalen Akteure etablieren”, sagte Boehringer-Ingelheim Vorstandschef Andreas Barner. Boehringer Ingelheim und Sanofi würden sich hinsichtlich ihrer Unternehmenskultur und ihrer grundsätzlichen Herangehensweise ähneln. „Das wird dazu beitragen, dass sich die jeweils erworbenen Geschäfte in der Zukunft gut entwickeln.”

Auch Olivier Brandicourt, Vorstandsvorsitzender von Sanofi, lobte den Deal in den höchsten Tönen: „Mit der Unterzeichnung dieser Verträge erreichen wir eines der strategischen Ziele unserer Roadmap 2020, nämlich eine Spitzen­position im Bereich Selbstmedikation einzunehmen.” Mit dem Tauschgeschäft würde man ein Portfolio aus renommierten Marken für das Selbstmedikations­geschäft gewinnen.
Nach dem Abschluss wird das CHC-Geschäft von Boehringer Ingelheim mit einem Unternehmensvolumen von 6,7 Mrd. € an Sanofi übergehen, während Boehringer Ingelheim im Gegenzug die Sanofi-Sparte Merial mit einem Unternehmensvolumen von 11,4 Mrd. € erhalten wird. Die Transaktion schließt zusätzlich eine Zahlung an Sanofi in Höhe von 4,7 Mrd. € ein, die den Wertunterschied der beiden Geschäftsbereiche ausgleicht.Boehringer Ingelheims Tiergesundheitsgeschäft würde durch den Deal seine Umsätze mehr als verdoppeln – auf rund 3,8 Mrd. €.

Starkes OTC-Geschäft

Umgekehrt wird Sanofi alle CHC-Produkte von Boehringer Ingelheim in sämtlichen Ländern mit Ausnahme von China übernehmen. Der gemeinsame CHC-Umsatz läge dann bei etwa 4,9 Mrd. €, ausgehend von den weltweiten Umsätzen des Jahres 2015. Sanofi würde seine Position in verschiedenen strategischen Bereichen – Schmerzmittel, Analgetika, Husten- und Erkältungsmedikamente, Damenhygieneprodukte, der Behandlung gastrointestinaler Beschwerden sowie Vitamine, ­Mineralien und Zusatzstoffe – verbessern.

Wie bereits zum Auftakt der Verhandlungen vereinbart, haben sich die Unternehmen darauf verständigt, dass Lyon (Frankreich) und Toulouse (Frankreich) wichtige Dreh- und Angelpunkte für den Boehringer Ingelheim-Bereich Tiergesundheit sein würden – operativ, in der Forschung und Entwicklung sowie in der Produktion in Lyon sowie der Produktionsstätte in Toulouse; Deutschland wiederum würde ein Kernzentrum von Sanofis CHC-Geschäft werden.

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