Der nächste Pharmadeal
© APA/dpa/Boris Roessler
Boehringer Ingelheim-Chef Andreas Barner strebt Megadeal in der Pharmabranche an.
HEALTH ECONOMY 18.12.2015

Der nächste Pharmadeal

Boehringer Ingelheim und Sanofi überlegen, die Tiermedizin-Sparte und das OTC-Geschäft zu tauschen.

WIEN/PARIS/INGELHEIM. Deutschlands zweitgrößter Pharmakonzern Boehringer Ingelheim steht vor dem größten Zukauf seiner Geschichte – und dreht damit das Übernahmekarussell in der Pharmabranche weiter. Das Unternehmen aus Ingelheim greift nach dem milliardenschweren Tierarznei-Geschäft des französischen Pharmakonzerns Sanofi. Im Gegenzug will Boehringer das Geschäft mit rezeptfreien Arzneien an die Franzosen abgeben.

Weil die Sparte aber weniger wert ist, würde Boehringer zusätzlich 4,7 Mrd. € an Sanofi zahlen. „Unser gemeinsames Geschäft für Tiergesundheit wäre für weiteres Wachstum hervorragend aufgestellt – damit würde ein weltweit führendes Unternehmen entstehen”, erklärt Boehringer-Chef Andreas Barner. Durch den Zusammenschluss von Boehringer und der Sanofi-Sparte Merial entstünde nach dem US-Konzern Zoetis der zweitgrößte Anbieter im Markt für Tiergesundheit mit 3,8 Mrd. € Umsatz.

Vorteile für beide Seiten

Merial wird mit 11,4 Mrd. € bewertet, die Selbstmedikations-Sparte (CHC) von Boehringer, also das Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten, kommt auf einen Wert von 6,7 Mrd. €. Das CHC-Geschäft in China soll von der Transaktion ausgeschlossen bleiben. Boehringer rechnet mit komplexen Verhandlungen über die Transaktion. Barner: „Es ist ein komplexes Vorgehen, dem wir uns jetzt widmen.” Bis Ende des kommenden Jahres sei mit einem Abschluss der geplanten Transaktion zu rechnen. Boehringer hatte sein Tiermedizin-Geschäft schon 2009 mit der Übernahme von Teilen des US-Tiergesundheitsspezialisten Fort Dodge gestärkt. Eine Finanzierung des Deals dürfte für Boehringer kein Problem sein: Der im Jahre 1885 gegründete Konzern hat laut Geschäftsbericht rund 8,5 Mrd. € auf der hohen Kante.

Die Tiermedizin gilt als lukratives Feld, da in den Industrieländern viel Geld für Haustiere ausgegeben wird und durch den Wandel der Ernährungsgewohnheiten die Nutztierhaltung in den Schwellenländern zunimmt. Sanofi wiederum würde auf Platz eins der Anbieter von frei verkäuflichen Arzneimitteln vorrücken und an GlaxoSmithKline und Bayer vorbeiziehen. (iks)

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