Gesundheitsakte startet in Transparenz bei Arzneimitteln
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HEALTH ECONOMY Martin Rümmele 08.04.2016

Gesundheitsakte startet in Transparenz bei Arzneimitteln

Im Mai beginnt die E-Medikation im steirischen Bezirk Deutschlandsberg; damit sollen Wechselwirkungen von Arzneien reduziert werden.

WIEN. In etwas mehr als einem Monat wird es im Bezirk Deutschlandsberg in der Steiermark so weit sein: Im insgesamt dritten Anlauf startet die E-Medikation. Damit sollen Wechselwirkungen zwischen Medikamenten vermieden und gleichzeitig die Einnahme durch die Patienten verbessert werden. Angeblich werden bis zu 15% der Rezepte gar nie eingelöst und zudem viele Medikamente falsch oder gar nicht eingenommen. Die Basis dafür, die Elektronische Gesundheitsakte (ELGA), läuft in den steirischen Krankenhäusern bereits seit Herbst mit Erfolg, sagt der im Hauptverband der Sozialversicherungsträger dafür zuständige stellvertretende Generaldirektor Volker Schörghofer. Auch Wien ist schon am Netz.

„Pro Woche werden in den Kliniken in der Steiermark bereits 25.000 ELGA-Dokumente erfasst. Und das völlig klaglos. Ich muss sagen, dass ich das selbst nicht so komplett problemlos erwartet hätte.” Man höre aus den Spitälern überhaupt keine negativen Aussagen von Ärzten, zeigt sich Schörghofer mit dem Start des Systems zufrieden. Von Mai bis September starten das Krankenhaus Deutschlandsberg, rund zehn Apotheken sowie Wahl- und Vertragsärzte die E-Medikation; anschließend soll das System dann schrittweise in ganz Österreich ausgerollt werden.

Weitere Spitäler

Parallel werden weitere Krankenhäuser in den Bundesländern an ELGA angeschlossen und weitere ELGA-Bereiche gehen online. Vor dem Sommer folgen noch der Sozialversicherungsbereich, die Unfallversicherung und das Wiener Hanusch-Spital. Dann kommt auch der niedergelassene Bereich dran. Schörghofer: „Technisch ist das für jeden Arzt, der eine E-Card-Infrastruktur hat, bereits ab Mai möglich; er muss nur im Index der Gesundheitsdiensteanbieter eingetragen sein.” Wie genau der Rollout erfolgen soll, sei aber noch in Diskussion.

Prüfung vor Ort

Eine zentrale Wechselwirkungsprüfung wird es in der E-Medikation allerdings nicht geben. „Die meisten Apotheken und Ärzte haben ja eigene Prüfsoftware in ihren Systemen. Sie können also aus ELGA die vorhandene Medikation übernehmen und dann lokal durchchecken.” Im Detail erfasse ein Arzt die verordnete Medikation im System und stimme seine Medikation mit den in der E-Medikation bereits erfassten Medikamenten ab. Er sehe auch, ob die Medikamente in der Apotheke abgeholt worden sind. Schörghofer: „Das Rezept hat künftig auch einen 2D-Matrix-Code, den man in der Apotheke einscannen kann. Weil es vom Arzt kommt und der bereits die Identität des Patienten geprüft hat, braucht es in der Apotheke keine weitere Prüfung. Die Abgabe wird von der Apothekensoftware automatisch im System erfasst.”

Nicht erfasst sind derzeit Hausbesuche und OTC-Produkte. Letztere können die Patienten von der Apotheke eintragen lassen, wenn zuvor die E-Card gesteckt wurde. Befunde sehen Apotheker nicht. Unabhängig von ELGA kann über das E-Card-System allerdings abgefragt werden, ob jemand von der Rezeptgebühren befreit ist. „Hier wollen wir den Stand künftig tagesaktuell halten, damit die Apotheker das sofort sehen, wenn sich bei den Rezeptgebühren etwas ändert, etwa weil ein Patient das Limit der Rezeptgebührenobergrenze erreicht hat.” Während das ELGA-System derzeit ausgerollt wird und bis Ende 2017 bundesweit laufen soll, wird im Hauptverband bereits an neuen Zusatzangeboten gearbeitet, schildert der Kassenmanager.

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