Heilende Teilchen
© Franz Baldauf
Die MedAustron-Führung übergab im Beisein von Wissenschaftsminister und Vizekanzler Mitterlehner an die Wissenschaft.
HEALTH ECONOMY ulli moschen 26.08.2016

Heilende Teilchen

Erste Krebspatienten können voraussichtlich ab November im Ionentherapiezentrum MedAustron behandelt werden.

••• Von Ulli Moschen

WIENER NEUSTADT. Das neue Ionentherapie- und Forschungszentrum MedAustron in Wiener Neustadt setzt die nächsten Schritte zur Inbetriebnahme. So wurde nun ein Bestrahlungsraum an die Wissenschaft übergeben. Die Beschleunigeranlage inklusive Protonenstrahl ist einzigartig in Österreich und soll neben der klinischen Anwendung auch für die nicht-klinische und translationale Forschung genutzt werden.

Führendes Zentrum

„Jährlich erkranken 39.000 Menschen in Österreich an Krebs”, erklärte Vizekanzler und Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) bei der Übergabe des Bestrahlungsraums. MedAustron werde eines von weltweit nur sechs Hochtechnologie-Krebstherapiezentren sein, die mit der neuesten Technologie therapieren. Der Bund hat zu den 200 Mio. € Errichtungs­kosten 40 Mio. beigesteuert.

Vor der medizinischen Anwendung der Teilchenstrahlen müssen jetzt nur noch die Nachweise zur Erfüllung gesetzlicher Auflagen nach der Europäischen Norm für Medizinprodukte, ISO 13485, erbracht und die Patientensicherheit bestätigt werden. Die grundsätzliche Betriebsbewilligung der UVP-Behörde wurde bereits erteilt. Bei ­MedAustron rechnet man damit, dass ab November mit den ersten Patientenbehandlungen begonnen werden kann.
Im Vollbetrieb wird der Teilchenbeschleuniger voraussichtlich 180 Mitarbeiter beschäftigen. Rund 1.000 Patienten sollen jährlich von der Ionentherapie profitieren.
Drei Forschungsgruppen werden die einzigartige Beschleunigeranlage für die nichtklinische und translationale Forschung nutzen: Medizinische Strahlenphysik und Onkotechnologie, Angewandte und translationale Strahlenbiologie an der Medizinischen Universität Wien und Medizinische Strahlenphysik mit Schwerpunkt Ionentherapie am Atominstitut der Technischen Universität Wien.

Weitere Ansätze

Dabei sollen zahlreiche Themen interdisziplinär bearbeitet werden; zum Beispiel können Erkenntnisse aus der medizinischen Strahlenphysik die Bestrahlung von beweglichen Zielen wie die Lunge deutlich verbessern, und die Strahlenbiologie sucht nach individuellen Behandlungswegen für Patienten mit Tumoren und Risiko­gewebe. Für die Zeit nach 2018 ist vorgesehen, die Forschung um Kohlenstoffionen oder neue Teilchensorten wie Helium oder Sauerstoff zu erweitern.

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