HPV-Impfungen: Vorreiter in der EU ist Österreich
HEALTH ECONOMY Ina Schriebl 27.02.2015

HPV-Impfungen: Vorreiter in der EU ist Österreich

Humane Papilloma Viren Eine neue Vakzine schützt bald bis zu 90 Prozent gegen Gebärmutterhalskrebs

Neuer Impfstoff ist in den USA zugelassen; er soll im Lauf des Jahres auch in Europa zugänglich sein.

Wien. Viele Jahre haben in Österreich die Diskussionen rund um die prophylaktische Impfung gegen Human Papilloma Viren (HPV) gedauert. 2014 ist die Immunisierung in das kostenfreie Impfprogramm für Mädchen und Buben aufgenommen worden. Mit der Berücksichtigung aller Neun- bis Zwölfjährigen ist Österreich dabei nunmehr ein Vorreiter in Europa.

Humane Papillomaviren sind kleine DNA-Viren, welche die Epithelzellen der Haut und Schleimhaut infizieren können. HPV-Infektionen des Genitaltrakts sind die häufigsten sexuell übertragenen Virusinfektionen weltweit. 40 der mittlerweile 170 identifizierten HPV-Typen können Infektionen in der Ano-Genitalregion hervorrufen. Die HPV-Infektionen sind zumeist nur vorübergehend und ohne Symptome, stellten Experten des Departments für Virologie der MedUni Wien fest.Allerdings: Anhaltende Infektionen sind mit der Entstehung von gutartigen und bösartigen Gewebeveränderungen assoziiert. Zu Letzteren gehören Genitalwarzen, zu Ersteren Karzinome im Genitalbereich oder HNO-Bereich. Sogenannte High-Risk-Typen von HPV sind für fast alle Gebärmutterhalskarzinome verantwortlich. Allein die HPV-Typen 16 und 18 verursachen 70% dieser Karzinome. Die nunmehr entwickelte, breiter wirkende Impfung mit Antigenen gegen fünf weitere Virusvarianten (HPV-31, 33, 45, 52 und 58) erhöht die Schutzrate auf rund 90%.„Das Zervixkarzinom ist nach dem Mammakarzinom das zweithäufigste Malignom bei Frauen: In der EU werden jährlich rund 33.000 Fälle von Zervixkarzinomen verzeichnet und etwa 15.000 dadurch bedingte Todesfälle registriert”, so die Wiener Experten. Zwar gibt es für diese Krebserkrankung mit jährlich durchzuführenden Krebsabstrichen eine gute Früherkennungsmethode, doch eine Prävention von Anfang an stellt das nicht dar.

700 vermeidbare Krebsfälle

In Österreich gibt es laut Schätzungen jährlich 700 vermeidbare Krebsfälle, die durch HPV ausgelöst werden. Dazu kommen 3.000 verhinderbare Operationen wegen Krebsvorstufen am Gebärmutterhals sowie 15.000 Fälle an Genitalwarzen. Zwischen 50.000 und 60.000 Frauen in Österreich bekommen pro Jahr nach einem Krebsabstrich beim Gynäkologen einen verdächtigen Befund; das könnte durch die Impfung deutlich verringert werden.Derzeit sind zwei HPV-Impfstofftypen zugelassen: Sie schützen gegen zwei (HPV 16, 18) oder vier Virus-Varianten (16, 18, 6, 11). Die Vakzine mit dem breiteren Spektrum soll auch Genitalwarzen verhindern. Alle zugelassenen Impfstoffe sind in groß angelegten Studien erprobt worden; sie sind laut Wiener Virologen „sicher, gut verträglich und hoch immunogen”.Im Rahmen des von der öffentlichen Hand finanzierten Programms ist die Impfung jetzt für alle Kinder in Österreich zwischen neun und zwölf Jahren kostenlos. Vom zwölften bis zum 15. Lebensjahr gibt es die Vakzine zu einem vergünstigten Selbstkostenpreis.

Mehr Schutz aus Wien

Eine neue Vakzine schützt nun zu 90 Prozent gegen Gebärmutterhalskrebs. Jetzt ist im New England Journal die entscheidende Wirksamkeitsstudie für diesen Impfstoff erschienen; federführend war dabei der Wiener Gynäkologe Elmar Joura. In den USA ist die Vakzine bereits zugelassen, in der EU soll das im Verlauf dieses Jahres der Fall sein. „Mit dem neuen Impfstoff steigt die Schutzrate auf 90 Prozent”, sagte Joura von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde der MedUni Wien.

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