Kongress: Fortschritte in der Krebsmedizin
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HEALTH ECONOMY Martin Rümmele 29.05.2015

Kongress: Fortschritte in der Krebsmedizin

Forschung Beim weltweit größten Kongress der Onkologen in Chicago präsentieren Konzerne wie Pfizer, Merck, Roche, Boehringer Ingelheim und andere Erfolge. Die Krebsmedizin ist auch wirtschaftlicher Hoffnungsträger der Industrie.

Wien. Die Krebsmedizin gilt als Spitzendisziplin der Medizin und als Hoffnungsgebiet der Pharmaindustrie. Kaum ein Unternehmen, das nicht versucht, hier mit Forschung zu punkten. Nicht zuletzt deshalb, weil Krebsmittel zunehmend nicht nur gut, sondern auch teuer sind. Und das verspricht jene, die mit Innovationen punkten, Milliardenumsätze. Wer hier aktuell die Nase vorn hat, wird sich dieses Wochenende zeigen: Vom 29. Mai bis 2. Juni findet in Chicago die 51. Jahrestagung der Amerikanischen Onkologiegesellschaft (ASCO) statt. Für Forscher und Pharmaindustrie handelt es sich um die wichtigste Großveranstaltung auf dem Gebiet. Man rechnet mit bis zu 25.000 Teilnehmern; erste Vorausinfos von Unternehmen gab es bereits.

Immuntherapie punktet

Mit Sicherheit ist die relativ neue Immuntherapie durch Hemmung jener Mechanismen, mit denen Tumore die körpereigene Abwehrreaktion bremsen, das Highlight. Es geht aber auch um Biomarker, mit denen jene Patienten erst gefunden werden können, die auf diese modernen medikamentösen Krebsbehandlungen am besten ansprechen. Und es geht um zielgerichtete Arzneimittel, die bösartige Zellen an ganz bestimmten Signalwegen angreifen.
In einer großen Wirksamkeitsstudie bei Patienten mit einem Rückfall bei einem Multiplen Myelom hat beispielsweise ein neuer monoklonaler Antikörper (Elotuzumab) eine Verlängerung des Zeitraums bis zum Wiederauftreten der Erkrankung nach Remission um fünf Monate gebracht.
Gute Ergebnisse zeigt auch die Kombination einer antihormonellen Therapie bei Männern mit fortgeschrittenem Prostatakarzinom plus einer Chemotherapie mit einem auch sonst in der Krebsbehandlung häufig verwenden Medikament (Docetaxel). Die Chemotherapie verlängert offenbar die durchschnittliche Überlebenszeit der Betroffenen um zehn Monate.
Ebenfalls wiesen bereits internationale Pharmakonzerne auf positive Studienergebnisse hin, die beim ASCO-Jahreskongress im Detail präsentiert werden. In zwei Untersuchungen von Roche, die zur Zulassung von Alectinib, einem oralen Arzneimittel der zielgerichteten Krebstherapie, führen sollen, zeigte sich bei Patienten mit ALK-positivem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom nach einer ersten Behandlung mit einem ALK-Inhibitor noch immer eine Ansprechrate bei rund 50% der Patienten.

Pfizer kündigt Durchbruch an

Der deutsche Konzern Boehringer Ingelheim wird mehrere Studien mit den Tyrosin-Kinase-Hemmstoffen Afantinib und Nintedanib präsentieren. Letzteres ist auch bereits auf ganz anderem Gebiet zugelassen: zur Behandlung der Lungenfibrose. Rund 15 Präsentationen zu Onkologika wie Radium-223 (etwa Prostatakarzinom) und Substanzen wie Regorafenib, Sorafenib usw. listete der deutsche Konzern Bayer für den ASCO-Kongress auf. Merck und Pfizer wiederum haben mehrere Präsentationen auf der Jahrestagung bezüglich Studien zur vorläufigen Wirksamkeit und Sicherheit von Avelumab angekündigt – ein in der Entwicklung befindlicher, rein humaner, monoklonaler Antikörper. Avelumab soll eine Aktivierung von T-Zellen und damit der spezifischen Immunabwehr bewirken. Im November 2014 haben Merck und Pfizer ihre strategische Allianz zur gemeinsamen Entwicklung und Vermarktung von Avelumab bekannt gegeben.
„Die Immunonkologie bleibt ein spannender Bereich der klinischen Prüfung, und auch wir wollen auf der ASCO unsere neuesten frühen Daten zu Avelumab vorstellen”, sagte Luciano Rossetti, globaler Leiter der Forschung und Entwicklung bei Merck Serono.

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