Krankenkassen erwarten Anstieg der Verluste
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HEALTH ECONOMY 26.02.2016

Krankenkassen erwarten Anstieg der Verluste

Auch wenn das Minus 2015 geringer ausgefallen ist, für heuer erwartet Hauptverbandsvorsitzende Rabmer-Koller weitere Verluste.

••• Von Katrin Waldner

WIEN. Österreich gibt immer mehr Geld für Gesundheit aus. Im Jahr 2014 betrugen die Gesundheitsausgaben 36,25 Mrd. €. Das geht aus den jüngsten Daten der Statistik Austria hervor. Im Schnitt steigen diese Ausgaben um fünf Prozent pro Jahr an. Gemessen an der Wirtschaftsleistung, legten sie in der Periode von 1990 bis 2014 von 8,4 auf elf Prozent des BIP zu. 33,8 Mrd. € entfielen dabei auf laufende Gesundheitsausgaben und 2,5 Mrd. auf Investitionen im Gesundheitsbereich.

Die größten Kosten verursachten die Spitäler; auf sie entfielen 13,15 Mrd. beziehungsweise 38,9% der laufenden Gesundheitsausgaben. Für den niedergelassenen Bereich wurden 7,3 Mrd. beziehungsweise 21,6% verwendet. Für Medikamente und andere medizinische Güter wurden 16,7%, für Wohn- und Pflegeheime 8,4% der laufenden Gesundheitsausgaben aufgewendet.

7,6 Mrd. Euro von Privaten

Private Haushalte und Versicherungsunternehmen gaben im Jahr 2014 rund 7,6 Mrd. € für Gesundheitsleistungen aus; davon wurde mit 36,5% der größte Anteil für die ambulante Gesundheitsversorgung aufgewendet. Weitere 28,7% wurden für Leistungen der stationären Gesundheitsversorgung ausgegeben, während mit 27,9% der drittgrößte Anteil auf pharmazeutische Erzeugnisse und medizinische Ge- und Verbrauchsgüter entfiel. Die Ausgaben der privaten Haushalte und Versicherungsunternehmen wuchsen von 1990 bis 2014 jährlich durchschnittlich um 4,6%.

Für die Vorstandsvorsitzende im Hauptverband der Sozialversicherungsträger, Ulrike Rabmer-Koller, ist bei den Krankenkassen zwar ein „leichter Aufwärtstrend” erkennbar, die Lage bleibe aber „mehr als angespannt”. Sie fordert deshalb auch mehr Mittel aus dem Finanzausgleich von Bund, Ländern und Gemeinden. Denn mit der Umsetzung der Gesundheitsreform sollen stationäre Spitalsaufenthalte reduziert und mehr Leistungen aus dem stationären in den niedergelassenen Bereich verlagert werden.
Das heißt aber auch, dass auf die soziale Krankenversicherung steigende Kosten für die medizinische Versorgung zukommen. Die Prognose für das Jahr 2016 bildet diese Entwicklung bereits ab und zeigt einen erneuten Anstieg des Defizits auf 94 Mio. €. Für Rabmer-Koller ist deshalb klar: „Geld muss Leistung folgen. Wir brauchen eine faire Verteilung der Mittel zwischen Bund, Ländern und der Sozialversicherung.” Die Hauptverbandschefin appelliert auch an alle Systempartner im Gesundheitswesen: „Wir können Verbesserungen in der medizinischen Versorgung der Menschen nur schaffen, wenn wir Innovationen zulassen, dabei zu gemeinsamen Ansätzen finden und die reflexartige Blockadehaltung bei jeder Weiterentwicklung endlich aufhört.” Wohnortnahe Versorgung, patientengerechte Öffnungszeiten und neue Praxismodelle, die der Ärzteschaft mehr Flexibilität geben, seien umsetzbar, ist sie überzeugt. „Geben wir dem System der Primärversorgung eine Chance, sich zu bewähren.”

Druck auf Pharmapreise

Dass das Ergebnis für 2015 nicht ganz so schlecht ausgefallen ist wie im Voranschlag befürchtet, führt Rabmer-Koller darauf zurück, dass sich die Maßnahmen zur Kostendämpfung besonders in der zweiten Jahreshälfte positiv ausgewirkt hätten. Das trifft insbesondere auf die Steigerung der Medikamentenkosten zu. Das Plus von 5,4% in diesem Bereich führt die Hauptverbands-Chefin vor allem auf die Einführung neuer Medikamente und Leistungen zurück – etwa das neue, sehr teure Hepatitis-Präparat Sovaldi.

Zu Buche schlägt sich auch das Rehabilitationsgeld, das 2014 für unter 50-Jährige statt der Invaliditätspension eingeführt wurde. Hier gab es 2015 noch eine Kostensteigerung um 168%, im Voranschlag für 2016 wird allerdings nur noch ein Plus von 20% erwartet. Im Hauptverband sieht man den Grund dafür darin, dass ein Großteil der grundsätzlich auf drei Jahre befristeten Invaliditätspensionen 2016 schon in Reha-Geld umgewandelt sind.

Ausblick negativ

Schwierig dürften allerdings die kommenden Jahre für die Kassen werden. Die Wirtschaftskammer sieht angesichts steigender Verluste der Krankenkassen etwa „dringenden Handlungsbedarf”. Nach den für heuer prognostizierten 94 Mio. rechne man für 2017 bereits mit 234 Mio. und für 2018 mit 425 Mio. € an Verlusten, berichtete Martin Gleitsmann, Leiter der ­Abteilung Sozialpolitik und Gesundheit in der WKO.

„Die Arbeitsmarktsituation ist angespannt, die Beitragseinnahmen werden nicht mehr in derselben Höhe wie in der Vergangenheit ausfallen. Daher gilt es, die Ausgaben in den Griff zu bekommen”, mahnt Gleitsmann. Er fordert ein Gesamtkonzept zur Konsolidierung der Kassen, in dem auch Kostendämpfungen und Einsparungen in anderen Ausgabenbereichen als dem bereits angegangen Pharma-bereich gemacht werden. Vor allem die Finanzierung der Spitäler durch die Krankenkassen mit rund 4,5 Mrd. € dürfe nicht erhöht werden.

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