Neue Ära von Schrittmachern
© Raggam Photography
Peter Lercher stellte den neuen Herzschrittmacher aus Österreich vor.
HEALTH ECONOMY Ina Schriebl 12.06.2015

Neue Ära von Schrittmachern

Innovation Elektrische Stimulation des kranken Herzens erfolgt künftig teilweise ohne Sonde und direkt aus der Kammer des Herzmuskels heraus

Technologie aus Graz, kaum größer als eine Ein-Euro-Münze, wird über die Vene eingesetzt.

Graz. In der Geschichte der Herzschrittmacher-Implantationen beginnt nun ein neues Kapitel, das in Österreich geschrieben wird: Ein Gerät, das gänzlich ohne Sonde auskommt, das an die Form einer Mignon-Batterie (Knopfbatterie) erinnert und noch dazu kaum größer als eine Ein-Euro-Münze ist, wurde in der vergangenen Woche am Landeskrankenhaus-Uniklinikum in Graz erstmals einem Patienten eingesetzt. Das Implantat wird direkt in den erkrankten Herzmuskel eingepflanzt, meldete die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft Kages.

Ganz andere Dimension

Herkömmliche Herzschrittmacher sind in etwa zündholzschachtelgroß und mit einer oder zwei Sonden ausgestattet. Diese geben die stimulierenden elektrischen Impulse des Geräts, das in einer Hauttasche im Bereich des Brustmuskels eingebettet ist, an den Herzmuskel weiter und bringen diesen so zum Pumpen. Das neue Implantat wird hingegen über die Beinvene direkt in eine Herzkammer eingesetzt und kommt ohne Schrittmachergehäuse und Sonde aus.
„Das Komplikationsrisiko im Zusammenhang mit dem chirurgischen Eingriff oder auch der Bruch der Sonde entfällt, das Ganze ist ein einfacher Eingriff, und die Erholungszeit des Patienten verkürzt sich mit dem neuen Implantat maßgeblich”, schilderte der Grazer Kardiologe Peter Lercher vom universitären Herzzentrum der Uniklinik. Der erste Grazer Patient habe einen Tag nach der Implantation das Spital wieder verlassen; bisher waren die Patienten nach der Implantation meist einige Tage lang stationär im Spital.

Nicht für alle geeignet

Der sondenlose Herzschrittmacher eignet sich allerdings nicht für alle Schrittmacher-Patienten, sondern nur für jene mit langsamem (bradykardem) Vorhofflimmern. Hier könne das Gerät direkt in die rechte Herzkammer eingesetzt werden, von wo aus es die Stimulation des Herzens übernimmt, erklärt Lercher. Bisher wurde das Gerät im Rahmen von Zulassungsstudien implantiert, mittlerweile ist der erste elektrodenlose Herzschrittmacher für den Markt zugelassen, schilderte Lercher. Neben dem Grazer LKH-Uniklinikum sollen die neuen „Mini-Schrittmacher” laut Lercher noch in diesem Jahr auch am AKH Wien und am Universitätsklinikum St. Pölten eingesetzt werden wie auch am AKH Linz, das bereits an der Zulassungsstudie teilgenommen hat.

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