Perspektivenwechsel nötig
© Roche/Harald Eisenberger
Roche Austria General Manager Wolfram Schmidt sieht Optimierungspotenzial.
HEALTH ECONOMY Redaktion 15.04.2016

Perspektivenwechsel nötig

Roche verknüpft Diagnostik mit Therapie. Im Interview forderte ­Geschäftsführer Wolfram Schmidt mehr Innovationshilfe der Kassen.

medianet: Die Krankenkassen machen Druck bei den Arzneimittelpreisen. Gibt es hier genügend Spielraum für Innovationen?
Wolfram Schmidt: Innovationen in der Medizin dauern lang und sind aufwendig. Dadurch können für Forschungsunternehmen Kosten in Milliardenhöhe entstehen. Doch die Herausforderungen liegen in anderen Bereichen. Im Gesundheitssystem gibt es mit rund elf Prozent vom BIP ausreichend Ressourcen, sie müssen nur richtig eingesetzt werden. Optimierungspotenzial gäbe es genug, doch leider stockt die Gesundheitsreform, und wichtige Maßnahmen wie die Optimierung der Liegezeiten in den Kliniken starten nicht. Stattdessen stehen einfach messbare Themen wie die Arzneimittelpreise im Fokus, die nur für zwölf Prozent der Ausgaben im Gesundheitssystem verantwortlich sind. Diese sind im Vorjahr deutlich unter den Erwartungen der Krankenkassen geblieben und in manchen Bereichen sogar rückläufig. Hier wäre ein Perspektivenwechsel angebracht, um die vorhandenen Mittel für Innovationen bereitzustellen.

 

medianet: Wie beurteilen Sie den neuen Rahmenvertrag mit den Krankenversicherungen?
Schmidt: Dieses Modell ist sicher ein besonderes in Europa und unterstreicht einmal mehr eine österreichische Stärke – sich an einen Tisch zu setzen und zum Wohle des Patienten eine gemeinsame Lösung zu finden. Mit dem Rahmen-Pharmavertrag ist es gelungen, einen Interessenausgleich zwischen den Krankenversicherungen und der Pharmawirtschaft – zwei wichtigen Partnern im österreichischen Gesundheitsbereich – zu schaffen. Die Erhöhung des Solidarbeitrags um das Siebenfache hat die Pharmawirtschaft allerdings an die Grenzen der Belastbarkeit geführt.

 

medianet: Wo liegen die Schwerpunkte von Roche in Österreich außerhalb der Onkologie?
Schmidt: Roche ist weltweit führend in der Onkologie, hat eine der stärksten Pipelines und wird diesen Bereich auch in Österreich weiter ausbauen. Der Bereich Immunonkologie ist besonders spannend; hier werden wir in den kommenden Jahren mit neuen Wirkstoffen und Kombinationstherapien einiges bewegen. Mit neuen diagnostischen Services werden wir den Weg in die Ära der Personalisierten Medizin 2.0 beschreiten. Bahnbrechende Entwicklungen gibt es ebenso in der Neurologie, besonders bei Multipler Sklerose, aber auch in der Parkinson- und Alzheimerforschung. Außerdem verfolgen wir interessante Ansätze in der Immunologie, Augenheilkunde sowie bei seltenen Erkrankungen wie der Spinalen Muskelatrophie. (rüm)

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