Pharmaindustrie punktet mit Krebs-Forschung
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HEALTH ECONOMY Martin Rümmele 04.11.2016

Pharmaindustrie punktet mit Krebs-Forschung

Neue Produkte – vor allem in der Onkologie – haben vielen Pharmakonzernen im 3. Quartal Zuwächse beschert.

••• Von Martin Rümmele

NEW YORK/LONDON/PARIS. Die meisten Pharmaunternehmen haben dieser Tage die Zahlen zum dritten Quartal vorgelegt. Und da zeigt sich, dass die Branche wieder auf der Wachstumsstraße steht. Nach zum Teil schwierigen Jahren stehen wieder neue Produkte mit viel Potenzial in der Pipeline. Außerdem wird nach Akquisitionen Ausschau gehalten.

Krebsmittel als Hoffnung

Erfolge mit einem neuen Krebsmittel beflügeln etwa den US-Pharmakonzern Merck&Co (MSD). Mit der Krebs-Immuntherapie Keytruda verzeichneten die Amerikaner im dritten Quartal das mit Abstand stärkste Wachstum bei ihren Medikamenten, die Erlöse mit dem Mittel stiegen um 124% auf 356 Mio. €. Keytruda ist einer der größten Hoffnungsträger der US-Amerikaner. Für Aufsehen hatten Anfang Oktober neue Daten gesorgt, wonach mit Keytruda eine deutliche Verbesserung bei der Behandlung von Lungenkrebspatienten erreicht werden konnte. Analysten erwarten, dass Keytruda bis 2021 auf jährliche Umsätze von rund 8 Mrd. USD kommen könnte. Insgesamt setzte der Pharmakonzern 9,6 Mrd. um, ein Plus von 5%. Der Nettogewinn kletterte binnen Jahresfrist um fast ein Fünftel auf 2,2 Mrd. USD.

Der französische Pharmakonzern Sanofi profitierte im dritten Quartal von seiner Biotech-Tochter Genzyme und einem frühen Start der Grippeimpfungen in den USA. Der um Sonderposten bereinigte Nettogewinn stieg von Juli bis September um knapp 10% auf 2,3 Mrd. €. Der Umsatz kletterte um gut 2% auf 9,7 Mrd. €. Laut Vorstandschef Olivier Brandicourt steht die Firma angesichts niedriger Verschuldung und starker Barmittelzuflüsse so gut da, dass sie milliardenschwere Aktienrückkäufe stemmen und auch Zukäufe ins Auge fassen kann: „Wir werden in der Lage sein, schnell zu handeln, wenn sich attraktive Gelegenheiten bieten.” Sanofi hat bereits mit Boehringer ­Ingelheim ein milliardenschweres Tauschgeschäft vereinbart: Die Deutschen übernehmen das Tiermedizingeschäft Merial von den Franzosen, Sanofi übernimmt im Gegenzug das Geschäft mit rezeptfreien Arzneien und Gesundheitspräparaten.

Brexit hilft GSK

Der britische Pharmakonzern GlaxoSmithKline profitiert immer stärker vom Brexit-Votum. Dank des Kursverfalls des Pfund nach dem britischen Referendum für einen EU-Austritt wachse der Gewinn heuer kräftiger, als bisher angenommen, teilte GSK mit. Im dritten Quartal habe es ein überraschend großes Plus von 39% gegeben. Der Umsatz legte um 23% auf 8,5 Mrd. € zu und übertraf ebenfalls die Markterwartungen. Da der Konzern mehr als 95% seiner Umsätze im Ausland einfährt, aber viele Kosten auf dem Heimatmarkt anfallen, profitiert er von den günstigeren Umrechnungskursen und zählt zu den Gewinnern des Brexit-Votums.

Der US-Pharmakonzern Pfizer hat hingegen infolge eines Entwicklungsstopps für ein Medikament die Gewinnaussichten für das Gesamtjahr gekürzt. Die Prognose für den Umsatz hob Pfizer hingegen mit Blick auf den Zukauf des Biotechnologieunternehmens Medivation an. Im dritten Quartal steigerte Pfizer seinen Umsatz um 8% auf 13,05 Mrd. USD.
Nicht ganz rund lief es für den weltgrößten Pharmakonzern Novartis. Der Umsatz lag mit 11,1 Mrd. € leicht unter dem Vorjahresniveau und verfehlte die Erwartungen der Analysten. Beim um Sonderfaktoren bereinigten operativen Gewinn stand ein Minus von drei Prozent auf 3,38 Mrd. USD zu Buche. Unter dem Strich verdiente Novartis mit 1,95 Mrd. USD um 7% mehr als ein Jahr zuvor. Geschuldet ist das unter anderem dem gemeinsam mit GSK betriebenen Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten.

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