Spital wird zum Millionengrab
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Spitalsneubau Das fast fertige Krankenhaus Wien Nord dürfte am Ende bis zu 1,4 Mrd. € kosten, schätzt der Rechnungshof.
HEALTH ECONOMY Ina Karin Schriebl 01.12.2017

Spital wird zum Millionengrab

Die Stadt Wien räumt nun erstmals ein, dass das neue Krankenhaus Nord doch deutlich teurer kommt.

••• Von Ina Karin Schriebl

WIEN. Vom schon lange erwarteten Rechnungshofbericht zum Krankenhaus Nord in Wien sind nun erste Details durchgesickert. Die Bauaufsicht listet demnach mehr als 8.000 (!) Mängel auf. Zudem beklagen die Prüfer, dass beim Spitalbetreiber Krankenanstaltenverbund (KAV) „kein ausreichendes Know-how” für ein derartiges Projekt gegeben gewesen sei.

Der RH-Rohbericht thematisiert auch die Frage nach den tatsächlichen Kosten. Diese könnten bei bis zu 1,4 Mrd. € liegen; der KAV ging zuletzt von knapp 1,1 Mrd. € aus. Außerdem hätte nach Auftreten erster großer Probleme ein Baustopp verhängt werden müssen. Eine Inbetriebnahme des Megaspitals in Floridsdorf Ende 2018 sei „nicht gesichert”. Zuletzt hatte die KAV-Führung kein Datum mehr nennen wollen, wann die ersten Patienten behandelt werden sollen.

Problem bekannt

Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) betonte, dass bereits mit ihrem Amtsantritt Ende Jänner klar gewesen sei, dass ein Bericht der Prüfinstitution anstehe. „Wir wussten schon, dass dieses Haus teurer werden und dass es länger brauchen wird”, räumte Frauenberger ein: „Ja, es gab Fehlentscheidungen in der Vergangenheit.” Sie bestätigte auch, dass es Kritik des Rechnungshofs gebe, wonach der KAV nicht genügend Know-how in Sachen Bauherrschaft aufgebaut habe.

Frauenberger erläuterte, dass die Mehrkosten für den Bau des Krankenhauses Nord zumindest bei rund 300 Mio. € liegen werden. Die Stadt und der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) gehen derzeit im Best-Case-Szenario von Kosten in Höhe von 1,29 Mrd. € aus. Generaldirektor Thomas Balazs bestätigte Meldungen über den Rohbericht des Rechnungshofs. Man werde aber von den Mehrkosten 200 Mio. € an Regressforderungen zurückholen können.
Probleme könnten auch auf anderer Ebene auf die Planer zukommen, weil sich die Spitalslandschaft in den vergangenen Jahren bereits deutlich verändert hat. Stark im Steigen sind etwa tagesklinische Aufenthalte in Spitälern: 2016 waren es um rund zwei Drittel mehr als vor zehn Jahren. Ein Viertel aller stationären Aufenthalte erfolgt ohne Übernachtung. Die Zahl der vollstationären Aufent­halte in Akutkrankenanstalten hat sich seit 2006 um 4 % ver­ringert.

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