Starkes Netz bringt Forschung voran
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HEALTH ECONOMY Martin Rümmele 10.11.2017

Starkes Netz bringt Forschung voran

Das Pharmaunternehmen Janssen will mit Netzwerken nicht nur neue Wirkstoffe entwickeln, sondern auch mit Partnern neue Technologien.

••• Von Martin Rümmele

Die Pharmatochter des Gesundheits- und Technologiekon­zerns Johnson & Johnson will nicht nur das Netzwerk des Konzerns nutzen, sondern auch neue Partnerschaften eingehen. „Partnerschaften werden im Gesundheitswesen und der Pharmaindustrie immer wichtiger. Herausforderungen können nur gemeinsam bewältigt werden”, sagt Janssen-­Österreich-Geschäftsführer Wolfgang Tüchler. Das gelte für die Entwicklung des Gesundheitswesens genauso wie für die Erforschung neuer Medika­mente.

Transparenz bringt Vertrauen

Im Gesundheitswesen selbst will das Unternehmen, um das gegenseitige Vertrauen als Basis zu stärken, auf Transparenz setzen. Dazu wird die Zusammenarbeit mit Patientenorganisationen wie von anderen Pharmaunternehmen veröffentlicht. Auch geldwerte Leistungen werden publiziert. „Die Zusammenarbeit zwischen Arzt und Pharmaindustrie ermöglicht medizinische Innovationen und verbessert die Patientenversorgung. Die Öffentlichkeit hat aber berechtigtes Interesse, detaillierte Informationen über diese Zusammenarbeit zu erhalten.” Um dem Vorwurf zu begegnen, dass nur die positiven Daten von Pharmaunternehmen publiziert werden, hat Janssen zudem eine Kooperation mit University of Yale gestartet, um Daten anderen wissenschaftlichen Einrichtungen zur Verfügung zu stellen und auf diesem Wege im Sinne der Patienten zu schnelleren wissenschaftlichen Ergebnissen zu kommen.

Nicht zuletzt auch, weil die Medizin und Therapie immer komplexer werden und damit auch die Wirkstoffentwicklung. Der Einsatz von Big Data stelle etwa Möglichkeiten zur Verfügung, die Entwicklungen erlauben, die es sonst nicht geben würde, ist Tüchler überzeugt. Janssen habe deshalb Innovationspartnerschaften mit eigenen „JLabs” und Zentren in den USA, Europa und Asien geschaffen, erzählt Tüchler. Das sind Inkubatoren für Start-ups, denen man Infrastruktur zur Verfügung stellt, ohne dass sie sich an den Konzern binden müssen. Bedingung: Wissensaustausch, um gemeinsam von Entwicklungen zu profitieren. Tüchler: „Ziel ist, die Kraft von Netzwerken zu nutzen.”
Umgesetzt wird der Netzwerkgedanke auch lokal in Österreich, wo man mit verschiedenen Partnern zusammenarbeitet. Ein Beispiel ist etwa das Sponsoring des Janssen Special Award für Projekte mit besonderer Relevanz für die Gesundheit im Rahmen der „life-science-success”-Veranstaltung (­media­net berichtete). Der Vorteil sei ein unmittelbarer Austausch mit Start-ups.

Fünf Indikationsgebiete

Die Komplexität der medizinischen Forschung erfordere Partnerschaften vor allem in den eigenen fünf Indikationsgebieten: Stoffwechsel/Herz-Kreislauf, Immunologie, Infektionskrankheiten, Neurowissenschaften und Onkologie. Der Gesundheitskonzern ist nicht zuletzt dadurch einer der führenden Innovatoren der Branche und auch in diversen Innovationsrankings führend. In den vergangenen Jahrzehnten habe das Unternehmen zahlreiche Medikamente auf den Markt gebracht hat, die einen neuartigen Wirkmechanismus haben oder als „break through therapy” einen sehr hohen medizinischen Wert aufweisen, sagt Tüchler. Neun Arzneimittel von Janssen werden auf der Liste der unverzichtbaren Arzneimittel der WHO geführt, und innerhalb eines halben Jahres wurden zuletzt fünf neue Produkte beziehungsweise Indikationserweiterungen für österreichische Patienten zur Verfügung gestellt. Das Unternehmen investiert dafür 21% des Umsatzes in Forschung und Entwicklung und gilt damit auch innerhalb der Pharmabranche als führend. Das ermögliche zahlreiche neue Entwicklungen, sagt Tüchler, der überzeugt ist, dass man mit Kooperationen innerhalb der Pharmabranche und mit Partnern aus anderen Branchen in einigen Jahren auch Krankheiten wie Krebs wird heilen können – „das ist jedenfalls unser Ziel”.

Leistungen abgelten

Derartige Entwicklungen bräuchten aber auch entsprechende Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen: „Im Hinblick auf Finanzierung und Leistbarkeit müssen alle Beteiligten dafür sorgen, dass Patienten einen entsprechenden Zugang zu den Produkten erhalten.” Das habe nicht nur eine wirtschaftliche Komponente, sondern vor allem eine ethische, sagt der Janssen-Geschäftsführer. „Die Gesellschaft muss definieren, welche Gesundheitsversorgung sie will und was es ihr wert ist, einem kranken Menschen zu helfen.” Und dieser Wert müsse dann auch abgegolten werden. Denn eine Innovation sei nur dann wirklich eine Innovation, wenn sie den Menschen auch zur Verfügung stehe, sonst bleibe es bei der reinen Erfindung.

Mehr Kostentransparenz

Nicht zuletzt deshalb brauche es hier Kooperationen mit den Finanziers im System, ist Tüchler überzeugt. Denkbar wäre etwa mehr Flexibilität in der Erstattung von Medikamenten. „Man könnte etwa die Outcomes messen und, darauf aufbauend, neue Finanzierungsmodelle entwickeln. Das ist sicherlich komplexer, aber es wird künftig kein Weg daran vorbeiführen.” Es sei schließlich im Interesse von niemandem, dass Patienten etwas bekommen, das ihnen nichts nutze. Tüchler: „Wir müssen das Thema wesentlich größer und gesamtheitlicher betrachten. Der Nutzen einer Therapie sollte über Sektorengrenzen hinweg beurteilt werden. Moderne intramurale Therapien können etwa dazu beitragen, die Kosten im niedergelassenen Bereich zu senken und umgekehrt.”

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