Zehn Milliarden im zweiten Anlauf
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2014 hat Meda noch Rottapharm-Madaus übernommen, jetzt steht man selbst am Einkaufszettel: Mylan bietet 9,9 Mrd. US-Dollar.
HEALTH ECONOMY 19.02.2016

Zehn Milliarden im zweiten Anlauf

Das Übernahmefieber in der internationalen ­Pharmabranche hält ungemindert an: US-Pharmakonzern Mylan bietet für schwedischen Konkurrenten Meda 9,9 Milliarden Dollar.

••• Von Ina Karin Schriebl

WASHINGTON. Nach dem fehlgeschlagenen Übernahmeversuch von Perrigo will sich der US-Pharmakonzern Mylan nun den schwedischen Konkurrenten Meda einverleiben – einmal mehr, denn vor zwei Jahren war der Generikahersteller Mylan bei Meda noch abgeblitzt. Die Schulden der Schweden eingerechnet, hat das neue Übernahmeangebot einen Wert von 9,9 Mrd. USD (8,8 Mrd. €).

Im Vergleich zum Schlusskurs des Papiers vor der Offertlegung ist das ein Plus von 92 Prozent. ­Einen größeren Aufschlag hat bisher noch kein Unternehmen im Pharmasektor bei Übernahmen im Wert von fünf Mrd. USD oder mehr geboten. Nimmt man das Mehrfache des Gewinns als Maßstab, liegt das ­Angebot allerdings lediglich im Mittelfeld.

80 Prozent bar, Rest in Aktien

Bezahlen will Mylan zu 80 Prozent mit Bargeld, der Rest soll in eigenen Aktien beglichen werden. Der Verwaltungsrat von Meda hat sich einstimmig für die Annahme des Angebots ausgesprochen. Zudem haben bereits zwei Meda-Großaktionäre, die zusammen über etwa 30 Prozent der Anteilscheine verfügen, den Verkauf ihrer Aktien an Mylan in Aussicht gestellt.

Durch den Zusammenschluss entstehe ein OTC-Geschäft im Wert von einer Mrd. USD. Noch könne nicht gesagt werden, welche Folgen die Umsetzung des Angebots für den Betrieb und die Mitarbeiter haben werde. Laut Mylan-Vorstandsvorsitzenden Robert J. Coury ist Meda ein einzigartiger und strategischer Vermögenswert mit einer hochqualifizierten Belegschaft. Durch den Kauf erhalte Mylan Zutritt in mehrere Entwicklungsregionen wie China, Südostasien, Russland, den Mittleren Osten und Mexiko. Der schwedische Hersteller erwirtschaftete 2015 einen Umsatz von umgerechnet 2,3 Mrd. USD; Meda beschäftigt rund 5.200 Mitarbeiter, knapp 3.000 davon in Marketing und Vertrieb. Das Unternehmen bietet ein breites Sortiment in den Therapiegebieten Allergie, Atemwege, Dermatologie, Orthopädie, Gynäkologie, Kardiologie, Neurologie, Urologie und Phytopharmaka an.
Im April 2014 hatte Meda ein Angebot von Mylan noch abgelehnt. Laut Analysten war der Hersteller zu dieser Zeit rund 4,5 Mrd. USD wert, dazu kamen Schulden von 2,3 Mrd. USD. Auch der indische Generikahersteller Sun war wieder als Käufer im Gespräch. Nun jedoch zeichnet sich Mylan als einziger lukrativer Übernehmer von Meda ab – nach einer kürzlich erlittenen Schlappe des US-Konzerns: Erst im November war der auf ein Volumen von 26 Mrd. USD taxierte Kauf des in Irland ansässigen OTC-Arzneimittelherstellers Perrigo durch Mylan am Widerstand der Perrigo-Aktionäre gescheitert.
2014 indes hat Meda den italienischen Konzern Rottapharm-­Madaus übernommen. Der Kaufpreis lag bei 21,2 Mrd. Schwedischen Kronen (rund 2,3 Mrd. €). Mit dem Erwerb wollte Meda schon damals sein Portfolio verbreitern und die Expansion in Entwicklungsmärkte ausbauen.

Milliarden wechseln Besitzer

Die Pharmabranche befindet sich schon seit einigen Monaten angesichts anhaltender Patentausläufe und hoher Forschungskosten im Übernahmefieber. In den USA wurde im vergangenen Jahr die bisher grösste Fusion der Branche auf den Weg gebracht: Viagra-Hersteller Pfizer bot 150 Mrd. € für den Botox-Produzenten Allergan. Und der irische Pharmariese Shire bot für die amerikanische Baxalta 32 Mrd. €: Die neue Firma wird größter Anbieter von Arzneien für Seltene Krankheiten.

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