Zika-Impfung als Schub für Valneva
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Valneva entwickelt den bestehenden Impfstoff gegen Japanische Enzephalitis weiter und könnte rasch produzieren.
HEALTH ECONOMY Ina Karin Schriebl 15.07.2016

Zika-Impfung als Schub für Valneva

Das börsenotierte Biotechunternehmen Valneva (Intercell) könnte rasch einen Impfstoff gegen das Zika-Virus entwickeln. Die EU hilft mit Forschungsgeldern, die Aktie hebt ab.

••• Von Ina Karin Schriebl

WIEN/LYON. Das aus der Wiener Biotechfirma Intercell hervorgegangene österreichisch-französische, börsenotierte Unternehmen Valneva lässt international aufhorchen: Das Unternehmen gab bekannt, erfolgreich einen hochreinen, inaktivierten Impfstoff gegen das Zika-Virus (ZIKV) entwickelt zu haben. Basis für die Entwicklung ist der Valneva-Impfstoff gegen ­Japanische Enzephalitis, der bereits in den USA, der EU und einigen anderen Ländern zugelassen ist. Valneva forscht seit Anfang Februar an dem Zika-Impfstoff und hat nun nach eigenen Angaben einen „hochreinen, inaktivierten Impfstoff auf der Herstellungsplattform seines Japanische-Enzephalitis-Impfstoffs generiert”. Der Japanische Enzephalitis-Impfstoff wird heute in den USA, Europa, Kanada und in anderen Ländern unter dem Markennamen Ixiaro beziehungsweise Jespect vertrieben.

Rasche Produktion möglich

Der in Wien börsenotierte Impfstoffentwickler Valneva hat damit einen „Zika-Impfstoffkandidaten” entwickelt. Wenn es die Behörden genehmigen, könnte Valneva „schon in den kommenden Monaten mit den klinischen Untersuchungen starten”, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Wenn nötig, könne man „schnell eine beträchtliche Anzahl an Dosen für den Notfall produzieren”. Beide Krankheiten werden durch die von Insekten übertragenen Flaviviren ausgelöst und sind für schwangere Frauen im ersten Drittel der Schwangerschaft und bei Mikro­zephalien bei Föten und Neugeborenen sehr gefährlich.

„Durch die Ähnlichkeiten im Herstellungsprozess könnte Valnevas Zika-Impfstoffkandidat schnell und zu attraktiven Kosten in den klinischen und in den kommerziellen Produktionsanlagen für japanische Enzephalitis hergestellt werden”, gibt sich das Unternehmen optimistisch. Außerdem gebe es ein „geringes regulatorisches Risiko”, weil die Impfstoffart den Behörden grundsätzlich schon bekannt sei.
Der Impfstoff werde voraussichtlich für Frauen im gebärfähigen ­Alter, darunter auch Frauen, die möglicherweise bereits schwanger sein könnten, verwendet. Darum sei der inaktivierte Impfstoff sicherer als ein Lebendimpfstoff oder ein fortpflanzungsfähiger Virusimpfstoff, da diese im Falle einer Schwangerschaft theoretisch in die Plazenta eindringen und den Fötus infizieren könnten.

Aktie legt stark zu

Die Aktie lag nach Bekanntwerden des neuen Impfstoffs mit knapp 20% im Plus. Valneva ist am Euronext-Paris sowie an der Börse Wien gelistet und hat Standorte in Frankreich, Österreich, Schottland, Kanada und Schweden mit ungefähr 400 Mitarbeitern. Derzeit hat das Unternehmen zwei Reiseimpfstoffe am Markt und weitere Impfstoffe unter anderem gegen den Erreger Pseudomonas aeruginosa in Entwicklung, der unter anderem Lungenentzündungen verursacht.

Der Impfstoffhersteller erhielt in der Folge auch prompt von der Europäischen Investitionsbank (EIB) einen Kreditrahmen über 25 Mio. € für Forschung und Entwicklung (F&E). Mit den Mitteln werde die Impfstoffforschung und -entwicklung forciert, darunter Programme gegen Lyme Borreliose und das Zika-Virus, teilte Valneva mit. Valneva wolle den Kredit etwa für den Impfstoffkandidaten gegen Lyme Borreliose – das einzig aktive Entwicklungsprogramm gegen die Lyme-Krankheit in der Impfstoffindus­trie – verwenden, der noch heuer in die klinische Entwicklung gehen soll. „Diese Finanzierung wird sich spürbar auf die Gesundheit und das tägliche Leben der Bürger in Europa auswirken”, erklärte EIB-Vizepräsident Ambroise Fayolle.

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