Auf die Größe kommt’s doch an
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Erwärmen und Abkühlen vor jedem Durchgang belastet die Werkzeuge.
INDUSTRIAL TECHNOLOGY 09.10.2015

Auf die Größe kommt’s doch an

Schmiedeunternehmen können durch die Wahl der ­richtigen Losgröße ihre Produktionskosten senken; Forscher ­erarbeiten dafür jetzt eine neue Berechnungsmethode.

••• Von Britta Biron

HANNOVER. Wie schnell ein Schmiedewerkzeug verschleißt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. So etwa von der Anzahl der Bauteile, die in einem Durchgang umgeformt werden. Denn vor jedem Schmiedezyklus wird das Werkzeug erwärmt, anschließend kühlt es wieder ab, und je öfter dieser Prozess erfolgt, desto höher ist die Belastung für das Werkzeug, was zu häufigeren Instandhaltungen führt.

Um Kosten zu sparen, sollten Unternehmen also Aufträge zusammenfassen und möglichst viele Teile auf einmal herstellen, statt die gleiche Anzahl Bauteile auf mehrere Fertigungsdurchgänge zu verteilen. Denn aus schmiedetechnischer Sicht gilt: Je größer das Los, desto niedriger die Werkzeugkosten

Bessere Lagerlogistik

Allerdings bedeuten hohe Losgrößen auch, dass viel Material auf Lager gehalten und viele halbfertige Bauteile zwischengelagert werden müssen, wodurch höhere Lagerkosten entstehen und mehr Kapital gebunden ist. Daher scheint es ratsamer, eher kleinere Mengen auf einmal zu produzieren.

Einfluss auf die Produktionskosten haben aber auch die Rüstzeiten, also die Zeit, die für den Werkzeugwechsel zwischen zwei Produktionszyklen benötigt wird und in der die Maschine natürlich stillsteht. Unter diesem Gesichtspunkt ist wieder eine möglichst hohe Losgröße die wirtschaftlich sinnvollere Lösung.
Die Frage lautet also: Welche Lösgröße bringt die günstigsten Produktionskosten? Darauf wollen jetzt Forscher des Instituts für Integrierte Produktion in Hannover (IPH) im Projekt LoWe (Losgrößenoptimierter Werkzeugeinsatz) eine Antwort finden.

Software ermiitelt ideale Größe

In einem ersten Schritt wollen sie im Rahmen von Schmiedeexperimenten zunächst herausfinden, wie genau sich die Losgröße auf den Verschleiß auswirkt.

Im Anschluss daran soll ein Softwaredemonstrator entwickelt werden, mit dessen Hilfe unter Berücksichtigung von Lagerkosten, Rüstkosten sowie verschleißbedingter Werkzeuginstandhaltungskosten die optimale Losgröße ermittelt werden kann.
Die Forschungsergebnisse sollen vor allem kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) zugutekommen. Als Industriepartner beteiligen sich bereits mehrere kleine Schmiedeunternehmen sowie ein großer Automobilkonzern. Weitere Unternehmen, die sich für eine Teilnahme an dem Forschungsprojekt interessieren, können sich direkt bei Johannes Richter, dem zuständigen Projektingenieur am IPH, informieren: www.iph-hannover.de

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