China holt bei Industrie 4.0 auf
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INDUSTRIAL TECHNOLOGY Martin HaasVorstand Staufen AG 06.11.2015

China holt bei Industrie 4.0 auf

Noch ist Deutschland Innovationsnation Nr. 1, doch im ­Bereich F&E zeigen sich bereits Schwächen, und bis 2020 wird voraussichtlich China an der Spitze liegen.

••• Von Britta Biron

KÖNGEN. Noch sieht sich die deutsche Industrie nach eigener Einschätzung gegenüber der Konkurrenz aus den USA und China im Vorteil. Doch dieser Vorsprung schwindet: Bereits 2020 wird, so die Ansicht der Industrie-Manager, China auf den ersten Platz im Innovationsranking vorgerückt sein.

„China ist ganz klar auf der Überholspur und das wird sich auch bei einer weiteren Abschwächung der Wirtschaft nicht ändern”, sagt Martin Haas, Vorstand der Unternehmensberatung Staufen, von der die Umfrage durchgeführt wurde. „China entwickelt sich zur Innovationsfabrik. Von der Regierung unterstützt, setzen die Firmen alles daran, via Digitalisierung und Vernetzung der Industrie einen Schritt in der Wirtschaftsentwicklung zu überspringen.”
Im Industrie 4.0-Ranking der Staufen AG liegt das Reich der Mitte schon vor Frankreich und knapp hinter Großbritannien auf Platz 5. und der Abstand zur aktuellen Nr. 1 Deutschland schwindet weiter.
Die USA dominieren bei der technischen Software, den Internet-Plattformen sowie bei konkreten Big-Data-Lösungen. „Die deutsche Industrie muss enorme Anstrengungen leisten, um ihre Position zu halten und mehr Neuentwicklung in immer kürzerer Zeit auf den Markt bringen”, so Haas weiter.
Allerdings zeigt eine weitere Umfrage, die man gemeinsam mit dem VDMA durchgeführt hat, gerade im Bereich Forschung & Entwicklung eine Reihe von Schwachstellen.
„Viele Unternehmen entwickeln zu sehr aus dem Bauch heraus und zu unkoordiniert. Den Unternehmen fehlt die konsequente und systematische Steuerung von der Idee bis zur Produkteinführung”, sagt Studienleiter Andreas Romberg, bei der Staufen AG für den Bereich Lean Development verantwortlich.
66% der Firmen verfügen zwar über eine gute Entwicklungsstrategie. Und auch die Prozesse stimmen bei vielen untersuchten Unternehmen. Doch im wichtigen Bereich der Technologie- und Produktentwicklung zeigen sich deutliche Schwächen: Insgesamt erreichen 38,5% der Projekte die gesetzten Ziele nicht.

Zu teuer und zu langsam

Die größten Probleme bereitet den Maschinenbauern die Einhaltung des zugesagten Liefertermins (83%);hinzu kommen die Überschreitung der Herstellkosten (59%) und des geplanten Entwicklungsbudgets (32%). Mit 13% deutlich niedriger, dennoch ein Grund zur Sorge, ist die Nichteinhaltung der Qualitätsanforderungen.

Auch in der Entwicklungs­organisation, dem Multiprojektmanagement und der Führungsarbeit offenbart sich erheblicher Handlungsbedarf. So könnten etwa viele Projektleiter die einfache Frage „Wo stehen Sie in dem Projekt aktuell?” häufig nicht zufriedenstellend beantworten, führt die Studie als Kritikpunkt an.

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