Das geheime Reich der (Industrie-)Gase
© Messer Austria (3)
Sehr rein Produziert werden die Gase in Reinheitsstufen vom technischen Gas bis zur 6.0-Qualität, also einer Reinheit von 99,9999%.
INDUSTRIAL TECHNOLOGY PAUL CHRISTIAN JEZEK 17.02.2017

Das geheime Reich der (Industrie-)Gase

Auch wenn wir sie nicht hören, sehen oder riechen, befinden sich Gase im Dauereinsatz, um den Alltag angenehmer und sicherer zu gestalten.

••• Von Paul Christian Jezek

Es geht um genaue meteorologische Daten oder um die Reinheitsgüte des Sauerstoffs, den wir im Sekundenrhythmus einatmen. Auch zur Gewinnung neuer Erkenntnisse aus Forschung und Medizin oder in Bereichen wie der Beleuchtungstechnologie kommen Industriegase täglich rund um den Globus zum Einsatz.

Das größte familiengeführte Unternehmen in diesem Sektor weltweit ist die Messer Austria GmbH mit Stammsitz in Gumpoldskirchen mit einem Spezialgasportfolio von flüssigem Helium über unterschiedliche Gase hoher Reinheit bis hin zu Edelgasen sowie Standard- und individuellen Gasgemischen. Darüber hinaus offeriert Messer sämtliche für den Einsatz der Gase notwendigen Armaturen und Gasversorgungssysteme.
„In Europa stellen wir Spezial­gase größtenteils in unseren Werken in Österreich, Belgien, Frankreich, Serbien, Ungarn und der Schweiz her”, sagt Roland Papst, Leiter des Bereichs Spezialgase in Gumpoldskirchen, zu medianet. „Diese Produkte sind durch besonders hohe Qualitätsanforderungen geprägt, die von Messer konsequent verfolgt werden.” So verfügen z.B. alle europäischen Messer-Werke über eine Akkreditierung nach ISO 9001 und viele auch über die Laborakkreditierung nach ISO 17025. Papst: „Durch die dezentrale Produktion stellen wir die markt- und kundennahe Fertigung unserer Produkte sicher, und andererseits wird dadurch die gleichbleibend hohe Qualität der Produkte gewährleistet.”

Die Einsatzbereiche

Flüssiges Helium kommt vor allem zur Kühlung von Supraleitungen (verlustfreie Leitung von elektrischem Strom) zum Einsatz. „Auch Kernspintomografen arbeiten mit supraleitenden Magneten, die mit flüssigem Helium gekühlt werden”, führt Papst einen wichtigen Anwendungsbereich aus der Medizin an.

In der Meteorologie wiederum können weder Satelliten noch Flugzeuge oder Drohnen mit einem schlichten, gasgefüllten Ballon mithalten. Nur durch den langsamen Aufstieg der Mess­instrumente in Höhen von bis zu 30 km nämlich können derartig detailreiche Daten für die Wettervorhersage oder zur Ergründung von diversen Wetterphänomenen gewonnen werden.

Sehr edel – und sehr selten

Auch die Menge der ausgestoßenen Schadstoffe eines Autos lässt sich am besten durch den Einsatz von sogenannten Null- und Kalibriergasen eruieren. „Sie tragen so u.a. entscheidend dazu bei, dass unsere Atemluft geschützt bleibt”, meint Papst.

Seit einigen Jahren stellt Messer zudem Krypton und Xenon, die meist als Füll- bzw. Betriebsgase in Lampen und Lasern oder bei der Produktion von Isolierglasscheiben (Krypton) zum Einsatz kommen, selbst her. Papst: „Diese beiden Edelgase werden mit hohem Aufwand aus der Luft gewonnen und zählen zu den seltensten Elementen, die auf unserem Planeten vorkommen.”

Eine breite Produktpalette

Neben flüssigem Helium, das mit einem Siedepunkt von –269 °C zur Erreichung tiefster Temperaturen geeignet ist, verfügt Messer über unterschiedliche Gase mit höchster Reinheit – die Palette reicht von den Luftgasen Stickstoff, Sauerstoff und Argon über Kohlendioxid, Kohlenmonoxid, Wasserstoff bis hin zu den wichtigsten organischen Gasen wie Methan, Ethan, Ethylen oder Acetylen bzw. anorganischen Gasen wie z. B. Ammoniak, Chlor oder Schwefeldioxid.

Das Gasangebot von Messer weist auch Standardgasgemische für die unterschiedlichsten Routineanwendungen aus – für den Betrieb von Zählrohren genauso wie diverse Laser­anwendungen. Dazu kommen individuelle Gasgemische z.B. zum Betrieb von empfindlichen Analysegeräten in der Umweltanalytik, der Sicherheitstechnik oder der Qualitätssicherung.

Strenge Spezifikationen

Für jede Anwendung gibt's das geeignete Gasentnahmesystem – vom einfachen Flaschendruckminderer bis zum kompletten zentralen Gasversorgungssystem. „Bei der Abfüllung können die strengen Spezifikationen für Reingase nur in Flaschen mit einwandfreien inneren Oberflächen eingehalten werden”, erklärt Papst. „Zusätzlich werden die Behälter konditioniert, indem sie in einem speziellen Ofen auf ca. 80°C aufgeheizt und mehrfach mit reinem Stickstoff gespült werden. Dies entfernt noch verbliebene Verunreinigungen auf den Innenflächen.”

Flüssiges Helium wird in speziellen Kryobehältern, den sogenannten Dewars, transportiert und gelagert. Großverbraucher, wie Gerätehersteller oder große Forschungseinrichtungen, können auch direkt mit Tankcontainern (Kapazität 40.000 l) versorgt werden.

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