Die erfolgreichen Kranologen
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Erfolgsbilanz Palfinger zählt zu den international führenden Herstellern innovativer Hebe-Lösungen auf Nutzfahrzeugen und im maritimen Bereich. 2015 wurde mit 8.995 Mitarbeitern ein Gesamtumsatz von 1.229,9 Mio. € realisiert.
INDUSTRIAL TECHNOLOGY PAUL CHRISTIAN JEZEK 08.07.2016

Die erfolgreichen Kranologen

Nach der Akquisition der Harding-Gruppe plant Palfinger mit TTS Group ASA schon die nächste Übernahme eines weiteren norwegischen Unternehmens. Dazu gab’s im ersten Quartal erneut einen Umsatzrekord.

••• Von Paul Christian Jezek

BERGHEIM. „Wir sind weiter auf Wachstumskurs”, sagte Palfinger-CEO Herbert Ortner zu medianet. „Ende 2015 hatten wir knapp 1,3 Mrd. Euro Umsatz, bis 2017 wollen wir inklusive unserer Joint Ventures in Russland und China auf 1,8 Mrd. Euro wachsen. Wir expandieren organisch und suchen nach Akquisitionen im Marinebereich.”

Inzwischen hat Palfinger die 100%ige Übernahme der Herkules Harding Holding AS und damit der operativ weltweit tätigen Harding-Gruppe abgeschlossen. Mit einem umfassenden Servicenetzwerk ist Harding in 16 Ländern vertreten und erzielt mit rund 800 Mitarbeitern etwa die Hälfte des Umsatzes von zuletzt 140 Mio. € mit Lifecycle Services.

Größte Palfinger-Akquisition

Harding ist einer der führenden Anbieter von Rettungsausrüstung und Lifecycle Services für maritime Einrichtungen und Schiffe – dadurch kann Palfinger Marine nun One-Stop-Shop-Lösungen mit qualitativ hochwertigen Packages für Produkte und Services offerieren.

Diese Akquisition ist die größte in der Palfinger-Historie; der Marinebereich der Gruppe wird durch die Übernahme das Geschäftsvolumen fast verdoppeln und künftig mit mehr als 300 Mio. € deutlich mehr als 20% des Konzernumsatzes verantworten. Die nächste Company steht schon auf dem „Einkaufszettel”: die ebenfalls norwegische TTS Group ASA mit Sitz in Bergen. „Mit dieser Akquisition und gemeinsam mit der Übernahme von Harding käme Palfinger Marine unter die Top Drei der weltweiten Schiffsausrüster”, erklärt Ortner. „Wir wollen in Zukunft aus einer Hand weltweit alle maritimen Kundenbranchen mit wettbewerbsfähigen Produkten und Dienstleistungen ansprechen und beliefern. Palfinger Marine würde ab 2017 mit rund 3.000 Mitarbeitern in 22 Ländern und einem Umsatz von mehr als 600 Mio. Euro rund ein Drittel der Gruppe darstellen und somit unser zweites starkes Standbein werden.”
Zuletzt war die Geschäftsentwicklung der Gruppe von Umsatzwachstum und überproportionaler Ergebnissteigerung geprägt: In den ersten drei Monaten 2016 stieg der Umsatz um 9,1% auf 318,8 Mio. € (Q1 2015: 292,3 Mio.) und damit auf einen neuerlicher Rekordwert für ein erstes Quartal. Das operative Ergebnis EBIT erhöhte sich überproportional um 28,6% von 23,5 auf 30,2 Mio. € und dieser Wert ist ebenfalls ein neuer Rekord.
Dies bedeutete auch eine deutliche Verbesserung der EBIT-Marge, die von 8,0% im 1. Quartal des Vorjahres auf 9,5% anstieg. Das Konzernergebnis für das Q1 2016 liegt mit 18,6 Mio. € gleich um 29,0% über dem Vergleichswert des Vorjahres und das Ergebnis je Aktie beträgt für das Q1 2016 0,50 nach 0,39 € für das Vergleichsquartal des Vorjahres.
„Vor allem die anhaltend starke Nachfrage in Europa war Ursache für diese Umsatz- und Ergebnisentwicklung”, sagt Ortner. „Wir sehen aus der aktuellen Situation gute Chancen, im Jahresverlauf den Umsatz noch weiter steigern zu können.”


medianet:
Herr Ortner, was sind weitere aktuelle Herausforderungen für Ihren Konzern?
Herbert Ortner: In unserer Branche geht es den großen Unternehmen, die weltweit tätig sind und die stets Effizienz und Profitabilität im Fokus hatten, gut. Andere Marktteilnehmer, die nicht rechtzeitig diversifizierten oder ihre internationale Präsenz ausweiteten, haben zum Teil ­Ertragsprobleme.

medianet:
Gibt es eigentlich eine spezielle Palfinger-Firmenkultur?
Ortner: Wir legen großen Wert auf Diversität – und damit meinen wir Vielfalt in mehreren Dimensionen.

Unsere drei Kernwerte lauten Unternehmertum, Respekt und Lernen. Ich merke, dass unsere Mitarbeiter stolz darauf sind, bei Palfinger zu arbeiten.


medianet:
Wie erklären Sie den globalen Erfolg Ihres Unternehmens?
Ortner: Es gibt bei uns genug zu tun, und Leistungsträger sind bei uns gut aufgehoben. Der Erfolg von Palfinger beruht auf vielen fröhlichen Leistungsträgern. Jammern bringt uns nicht weiter, das ist wenig konstruktiv.

Natürlich gibt es am Standort Österreich viele Rahmenbedingungen, die wir gemeinsam mit der Politik verbessern können. Das müssen wir umsetzen und nicht nur darüber reden.


medianet:
Was bietet Palfinger den Mitarbeitern an Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten?
Ortner: Lernen ist ein Kernwert unserer Firmenkultur, und wir sind alle gemeinsam sehr achtsam, dass wir zum Beispiel die Veränderungen, welche die Digitalisierung mit sich bringt, für uns nutzen können.

Dabei bestehen meine Leadership-Qualitäten darin, die anderen mit meiner Begeisterung für unsere Möglichkeiten und Ziele anzustecken. Wir sind keine Unternehmer, wenn wir die Digitalisierung nicht als Chance begreifen; Digitalisierung ermöglicht mehr Geschäft und höhermargige Umsätze, bietet mehr Kundennutzen und engere Kundenbindung, erfordert aber auch eine andere Führung und Organisation des Unternehmens.
Die Mitarbeiter müssen die Ziele genau kennen, das Unternehmen mit einer Sprache sprechen. Digitalisierung erfordert andere Hierarchien und mehr Flexibilität, auch geteilte Verantwortung, die dann auf mehreren Schultern lastet.


medianet:
Nach welchen Faktoren beurteilen Sie die Performance Ihrer Mitarbeiter?
Ortner: Ganz einfach: Umsatzwachstum und Profitabilitätssteigerung sind die zwei wichtigen messbaren Kriterien.

medianet:
Gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten werden die Gehälter der Führungskräfte und Manager oft infrage gestellt. Ihre Meinung dazu?
Ortner: Die Führungskräfte in der Industrie unterliegen einem täglichen Wirtschaftlichkeitscheck und verdienen ihre Gehälter am Markt.

Die Beurteilung erfolgt oft von Leuten, deren Erfolg man nur mit weichen Faktoren messen kann, wenn überhaupt. Mein konstruktiver Vorschlag dazu ist, dass gute Politiker mehr verdienen sollten, als das Schema jetzt vorsieht.

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