Forstindustrie im Wandel
© Paul Christian Jezek
INDUSTRIAL TECHNOLOGY Paul Christian Jezek 18.05.2017

Forstindustrie im Wandel

Was die EU in „unseren“ Wäldern zu suchen hat und wie man die heimischen Unternehmen „befreien“ könnte.

WIEN. Der Holzeinschlag 2016 in Österreich beträgt insgesamt 16,8 Mio. Festmeter und ist damit um vier Prozent zurückgegangen. Das Schadholz beläuft sich nach jetziger Schätzung auf 5,4 Mio. Festmeter. Während der Schadholzanteil 2015 bei rund 42% lag, ging dieser im Vorjahr auf 32% zurück.

In Erwartung eines noch höheren Borkenkäferbefalls als im Jahr 2015 wurde die forstwirtschaftliche Produktion zunächst etwas zurückgehalten. Die Käferschäden haben leicht zugenommen, blieben aber unter dem befürchteten Ausmaß. In den Bereichen Sturm und Schnee ist die Schadholzmenge zurückgegangen. Durch Waldhygiene und aktive Waldbewirtschaftung war die Situation gut im Griff.

Obwohl man die Ernte im Herbst wieder verstärkt hat, wurde der Ernterückstand nicht mehr aufgeholt. Durch den geringeren Schadholzanfall ist vor allem der Einschlag von Energieholz um acht Prozent gesunken. Der Jahresdurchschnittspreis für Nadelsägerundholz lag 2016 bei rund 89 €. Im Vergleich lag er 2015 bei 91,5 €, was einen Rückgang von 2,8 Prozent bedeutet. Im längeren Trend lagen die Durchschnittspreise noch bei rund 98 €. Erfreulich ist, dass sich diese negative Entwicklung im Laufe des Jahres 2016 gedreht hat und aktuell die 90 € nun wieder überschritten werden konnten.

EU-Auswirkungen auf heimische Betriebe
Viele Themen werden heute auf europäischer Ebene diskutiert und entschieden, die mittelbar und unmittelbar massive Auswirkungen auf die heimischen Betriebe haben. So werden etwa aktuell im „Natura 2000-Action Plan“ Naturschutzansätze formuliert, die weit über das grundsätzliche Natura 2000-Ausmaß hinausgehen. In der GAP gilt es, den Forstsektor entsprechend mitzudenken. Im Bereich der Erneuerbaren Energie-Diskussion müssen einseitige und wettbewerbsverzerrende Bestrebungen wie „Nachhaltigkeitskriterien für feste Biomasse“ strikt vermieden werden. Im Klimaschutzpaket gibt es noch einige Knackpunkte im Bereich Landbewirtschaftung (Land Use, Land Use Change and Forestry) zu verhandeln; nur die Anerkennung aktiver Waldbewirtschaftung kann hier nachhaltig zu einer Lösung für alle führen.

Im Bereich der EU-Kontrollmechanismen wird aktuell diskutiert, die Importregelungen für die Einfuhr von Papierprodukten aus China zu lockern. Dies muss vor dem Hintergrund der chinesischen Produktionsbedingungen klar abgelehnt werden, da es sonst zu massiven Wettbewerbsverzerrungen kommen würde. In Österreich wird die nachhaltige Waldbewirtschaftung durch PEFC, das weltweit größte Waldzertifizierungssystem, gewährleistet. PEFC ist das Instrument zur Sicherstellung und Vermarktung nachhaltiger Waldbewirtschaftung, gewährleistet durch ein unabhängiges und akkreditiertes Zertifizierungssystem. Über 70% der österreichischen Waldfläche sind bereits PEFC-zertifiziert. PEFC Austria ermöglicht eine effiziente und effektive Zertifizierung in überschaubaren Einheiten.

„Befreiung“ des ländlichen Unternehmertums
Österreichs Familienbetriebe werden immer schneller mit immer mehr neuen Vorschriften und Regelungen konfrontiert. Zu den natürlichen Herausforderungen wie Kalamitäten und Klimawandel kommen ausufernde Bürokratie und detailverliebte Überregulierungen. Die Betriebe stöhnen heute unter einer Vielzahl an Verwaltungsauflagen. Die Kombination von landwirtschaftlicher Urproduktion und verwandten Tätigkeit muss entbürokratisiert und vereinfacht werden. „Es kann nicht funktionieren, dass von den Familienunternehmen immer mehr gefordert wird, sie aber gleichzeitig in der Ausübung ihrer Arbeit immer weiter eingeschränkt werden“, kritisiert Felix Montecuccoli, Gut Mitterau. „Sie tragen schlussendlich die Gesamtverantwortung für die vielseitigen Landschaftsleistungen. Seit Generationen wird etwa der Wald in Österreich erfolgreich durch Familienbetriebe bewirtschaftet. Mit nachhaltigem Waldmanagement leben diese ein Modell, in dem es um eine gesamtheitliche Betrachtung geht. Sie sichern auf Basis privaten Eigentums, einer nachhaltigen Bewirtschaftung und großer Eigenverantwortung unverzichtbare Leistungen für Gesellschaft und Umwelt. Der umfassende Nutzen für die Gesellschaft umfasst die Bereiche Lebensmittel und Rohstoffe, Schutz, Erhaltung des Ökosystems und Erholung. Um das alles zu gewährleisten, braucht es stabile Rahmenbedingungen und keine weiteren Einschränkungen.“ (pj)

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