Industrie pusht Anstieg des Wachstums auf 3%
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INDUSTRIAL TECHNOLOGY Redaktion 28.09.2017

Industrie pusht Anstieg des Wachstums auf 3%

Kräftige Auftragszuwächse sorgen für eine deutliche Produktionsausweitung in Österreichs Betrieben

WIEN. Nach den besonders starken Sommermonaten setzt sich der Aufschwung in der heimischen Industrie zu Herbstbeginn dynamisch fort. „Die österreichische Industrie ist weiter in Hochform“, sagt UniCredit Bank Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer. „Unser EinkaufsManagerIndex liegt im September bei 59,4 Punkten. Damit zeigt der aktuelle Indikator in einer der bisher längsten Aufschwungsphasen von mehr als zweieinhalb Jahren ein Wachstumstempo, das auch im europäischen Vergleich weiterhin besonders positiv hervorsticht, auch wenn er die hohen Werte dieses Sommers nicht mehr ganz erreicht.“ Seit 20 Monaten übertrifft der österreichische EinkaufsManagerIndex damit den Vergleichswert für die Eurozone, der im September auf 58,2 Punkte gestiegen ist.

Der September war in der heimischen Industrie erneut von einem hohen Plus in der Produktion, bei Auftragseingängen, Exportneugeschäften und in der Beschäftigung gekennzeichnet. „Unsere Betriebe haben – abgesehen von den Auslandsaufträgen – stets stärkere Zuwächse als im europäischen Durchschnitt erreicht“, nennt Bruckbauer die wichtigsten Detailergebnisse der Umfrage unter Einkaufsmanagern.

Vor zwei Monaten setzte ein Nachlassen der Dynamik im Neugeschäft ein, das sich nun aber im September wieder gemäßigt hat. Die Auftragsbestände nehmen damit zwar weniger rasch zu, dennoch hält weiter ein sehr kräftiger Aufwärtstrend an. Sowohl aus dem In- als auch aus dem Ausland ließ das Neugeschäft geringfügig nach. Der Teilindex für die Produktionsleistung ist zwar von 61,7 im August auf 59,7 Punkte im September gesunken - dieser Wert ist jedoch immer noch der vierthöchste des laufenden Aufschwungs der Industriekonjunktur.

(Noch) Mehr Jobs
Angesichts der ausgezeichneten Nachfragelage passt die heimische Industrie ihre Personalkapazitäten weiter an die höheren Produktionserfordernisse an. Seit Mitte 2016 entstehen in der Industrie jeden Monat neue Jobs, und auch im September haben die Betriebe Neueinstellungen vorgenommen. Aufgrund des sehr kräftigen Beschäftigungsanstiegs seit Jahresbeginn werden in der Industrie mit durchschnittlich fast 600.000 Arbeitskräften im Jahr 2017 um fast drei Prozent mehr Menschen beschäftigt sein als im Vorjahr.

Nach zwei Jahren in Folge mit einem Beschäftigungsrückgang und einem Jahr mit Stagnation hat sich die Sachgütererzeugung 2017 wieder als Jobmaschine präsentiert - mit deutlich höheren Zuwächsen als in der Gesamtwirtschaft. Angesichts der in den vergangenen Monaten kräftig ausgeweiteten Produktion hat der Auslastungsgrad in der heimischen Industrie mittlerweile den langjährigen Durchschnitt erreicht und erfordert eine weitere Anpassung der Personalkapazitäten. Die Industrie wird 2017 die anhaltende Entspannung am österreichischen Arbeitsmarkt ganz entscheidend prägen und wesentlich für den Rückgang der Arbeitslosenquote von 9,1% im Vorjahr auf durchschnittlich 8,6% im Gesamtjahr 2017 verantwortlich sein.

Allerdings schlägt sich der Aufwind in der Industrie auch in den aktuellen Preistrends spürbar nieder, denn aufgrund der weiter steigenden Nachfrage haben sich viele Vormaterialien und Rohstoffe abermals verteuert. Damit hat sich die Kostenbelastung, die schon in den vergangenen Monaten für die heimischen Industriebetriebe aufgrund steigender Einkaufspreise spürbar war, im September noch erhöht. Jedoch können die Produzenten trotz des scharfen Wettbewerbs den starken Kostenanstieg bei Vormaterialien zumindest teilweise in höheren Verkaufspreisen unterbringen. Aufgrund der guten Nachfrage hat sich die Preisdurchsetzungskraft der heimischen Industriebetriebe in den vergangenen Monaten verbessert.

Viel Schwung auch im Herbst
Die österreichische Industrie fährt weiterhin ein enorm hohes Tempo, wenn auch der Wachstumszenit im Sektor überschritten sein dürfte. Während das Produktionswachstum im Sommer außergewöhnlich hoch ausgefallen ist, weisen einige Teilindikatoren des aktuellen EinkaufsManagerIndex auf eine Verlangsamung des Industrieaufschwungs hin.

Die Auftragslage verbessert sich, die Auftragspolster wachsen kräftig und die Produktion nimmt zu. Das Verhältnis zwischen Auftragseingängen und den Lagerbeständen zeigt im Vergleich zu den Vormonaten einen leichten Rückgang, befindet sich aber weiterhin im positiven Bereich. Dies ist ein sicherer Indikator für eine weiter anhaltende dynamische Entwicklung der Industrie. „Das Wachstum des Welthandels stabilisiert sich auf hohem Niveau“, meint Bruckbauer. „Wir haben unsere Wachstumsprognose für den Sektor auf rund fünf Prozent real im laufenden Jahr angehoben, nach zwei Prozent 2016.“ Damit wird die Industrie in Österreich 2017 das stärkste Produktionsplus seit sechs Jahren aufweisen.

Erstmals seit zehn Jahren BIP-Anstieg bei 3%
Mit der hohen Dynamik der Industrie im Rücken, hat die heimische Wirtschaft nach einem sehr starken ersten Halbjahr mit einem Wachstum von 2,9% auch im Sommer eine hohe Wachstumsdynamik gezeigt. Die starke Exportnachfrage, die sich im Aufschwung der Industrie widerspiegelt, hat die Investitionstätigkeit beflügelt. Trotz nachlassender Wirkung der Steuerreform 2016 wächst der private Konsum, unterstützt durch das hohe Beschäftigungswachstum, solide.

Für 2018 erwarten die Ökonomen der UniCredit Bank Austria vor allem aufgrund etwas weniger Unterstützung durch die Inlandsnachfrage ein Wirtschaftswachstum von 2,1%. Das hohe Wachstum trägt neben der geringeren Neuverschuldung, dem Schuldenabbau bei den „Bad Banks“ und dem nach oben revidierten BIP-Niveau dazu bei, dass 2017 erstmals seit 2009 Österreichs Staatsschuld auf unter 80% des BIP fallen wird. (pj)

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