Lieferketten sind äußerst fragil
© APA/Christian Teske
Streiks, Unwetter, Verkehrsstaus oder technische Probleme – entlang der Supply Chains lauern zahlreiche Risiken.
INDUSTRIAL TECHNOLOGY britta biron 18.03.2016

Lieferketten sind äußerst fragil

40 Prozent der Unternehmen waren, so eine Umfrage von GT Nexus, im Vorjahr von Störfällen betroffen, trotzdem ­werden kaum Gegenmaßnahmen gesetzt.

••• Von Britta Biron

OAKLAND/POTSDAM. Je komplexer die weltweiten Lieferketten sind, desto höher wird ihre Störungsanfälligkeit. Gezeigt hat sich das im letzten Jahr besonders deutlich durch die Explosion in einem chinesischen Lagerhaus sowie den wochenlangen Streik der Hafenarbeiter an der Westküste der USA, durch die es in manchen Bereichen zu spürbaren Versorgungsengpässen, Lieferverzögerungen und damit hohen Zusatzkosten für Logistikunternehmen sowie deren Kunden gekommen ist.

Zwar sind solch große Zwischenfälle – zum Glück – selten, oft reicht aber schon ein kleiner Fehler im System, wie etwa der Ausfall eines Computers oder eine Lkw-Panne, um das eingespielte Räderwerk zu stören.

Gefahr kommt von außen …

Laut einer aktuelle Befragung von 250 Industriemanagern durch die Handelsplattform GT Nexus waren im Vorjahr 40% der Unternehmen von Störfällen in ihrer Supply Chain betroffen, und für heuer rechnet man mit einem ähnlichen Szenario. Befragt nach den Störungsursachen, wurde am häufigsten Währungsrisiken und geopolisische Entwicklungen (z.B. Flüchtlingskrise in Europa, steigende Terrorgefahr, Russlandembargo) genannt.

… sowie von innen

Jeder fünfte Befragte ortet die Hauptrisiken für Störfälle aber im eigenen Unternehmen, z.B. technische Probleme oder fehlende Fachkräfte. Interessant ist, dass man dagegen aber kaum etwas tun will. Nicht einmal ein Viertel der Unternehmen verfügt über einen Supply Chain Officer, und 41% wollen das mittelfristig auch nicht ändern. Fast ebenso viele (38%) sind der Meinung, dass moderne Technik helfen könnte, die Störungsanfälligkeit der Lieferketten zu senken.

Nur 13% der Befragten gaben an, moderne Analyseverfahren zu verwenden, die Möglichkeiten des Internets der Dinge nutzen nur elf Prozent und RFID überhaupt nur drei Prozent.

Neue Software-Lösung

Jan de Rijk Logistics, einer der größten Transportdienstleister Europas, gehört zu den Unternehmen, die auf technische Hilfe setzen und als erster Kunde auf die neue „360° Transportation Monitoring”-Software, die drei Absolventen des Hasso Plattner-Instituts entwickelt haben und die bei der diesjährigen LogiMat als bestes Produkt des Jahres 2016 ausgezeichnet wurde.

Das System versorgt Transportplaner, die bei längeren und besonders anfälligen Transportstrecken mehr als 50% ihrer Arbeitszeit für das Reagieren auf Störeinflüsse und die Suchen nach Alternativen aufwenden müssen, mit allen relevanten Informationen und filtert die für jeden einzelnen Transport relevanten Störeinflüsse heraus.

Disposition wird erleichtert

„Das erspart Planern mühsame manuelle Recherchen, die bei den vielen zu überwachenden Transporten ohnehin oft nur unvollständig bleiben”, erläutert Anne Baumgraß, die mit ihren Kommilitonen Andreas Meyer und Marian Pufahl inzwischen das Start-up-Unternehmen Synfioo gegründet hat, um die Software zu vermarkten.

„Die Disponenten könnten sich nun auf ihre eigentliche Arbeit konzentrieren und werden zudem permanent über aktuelle Einflüsse auf die Transport-Wege und -Zeiten informiert.”
Noch in diesem Frühling soll von der neuen Software auch eine Web-Anwendung auf den Markt kommen, welche die Rundum-Transportüberwachung auch für kleinere Logistik-Unternehmen zugänglich macht

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