Am Plan: Von Adaption bis Inventur ist alles dabei
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MARKETING & MEDIA Dinko Fejzuli 10.02.2017

Am Plan: Von Adaption bis Inventur ist alles dabei

Monika Eigensperger skizziert in medianet ihre Pläne als neue Direktorin aller ORF-Radios.

••• Von Dinko Fejzuli

Den ORF-Jugendsender FM4 führt Monika Eigensperger de facto seit seiner Gründung im Jahr 1995 sehr erfolgreich. Und dieser bleibt auch weiterhin unter ihren Fittichen. Nun ist sie aber seit Jahresanfang als Nachfolgerin von Karl Amon als Hörfunk-Direktorin für die gesamte Senderflotte der ORF Radios zuständig.

medianet bat sie zum Talk.

medianet: Was steht ganz oben auf der To-do-Liste der neuen Radiodirektorin?
Monika Eigensperger: Ö1 feiert heuer seinen 50. Geburtstag und nimmt das zum Anlass, das Programmschema sanft zu adaptieren und sich noch stärker auf Kernzonen zu fokussieren.

medianet:
Ab wann greifen die Veränderungen?
Eigensperger: Ab Mai treten die Veränderungen in Kraft. Es wird neue Sendungen geben wie etwa ein Medienmagazin und eine Reihe von Programmhighlights, beispielsweise ‚Baujahr 1967 – eine Zeitreise mit Ö1'.

Da werden wegweisende Ereignisse aus Kultur, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft und Erfindungen aus dem Jahr 1967 im Zentrum stehen, wobei sich der Blick nicht nur 50 Jahre zurück und auf das Jetzt richten wird, sondern auch 50 Jahre in die Zukunft. Es geht darum, was war, was wurde aus und was wird sein. Auch das akustische Layout wird erneuert; Christian Muthspiel komponiert neue Signations, die von unserem Radio-Symphonieorchester eingespielt werden und ab dem Sendergeburtstag am 1. Oktober zum Einsatz kommen.

medianet:
Wie sieht es mit dem Auftritt abseits von UKW aus?
Eigensperger: Auch die Online-Auftritte von Ö1 und FM4 werden modernisiert, und für den mobilen Empfang wird es neue Apps geben, denn sender­adäquate Auftritte am Handydisplay sind auch eine Imagefrage. Und beide Radios werden ihre starke Präsenz in den neuen Medien weiter intensivieren.

medianet:
Und wie sieht es beim Flaggschiff Ö3 aus?
Eigensperger: Ö3 macht eine Inventur aller Programmelemente unter dem Motto ‚Mehr Abwechslung und Überraschung bei gleicher Verlässlichkeit in Wort und Musik'.

medianet:
Beim RadioKulturhaus gibt es ja ebenfalls digitale Neuerungen …
Eigensperger: Richtig. Das RKH feiert heuer ja ebenfalls Geburtstag – seinen 20sten. Aus diesem Anlass wurde vor Kurzem der Video-Livestream in Betrieb genommen. Neben den Hunderten Radioprogrammstunden, die aus den jährlich mehr als 330 Veranstaltungen entstehen, werden künftig auch einige Veranstaltungen pro Monat als Video-Livestreams zu sehen sein. Und wir werden die Kooperation mit ORFIII verstärken.

Das RSO Wien wird seinen erfolgreichen Weg fortsetzen. So feiert es am 17. Februar im Theater an der Wien Premiere mit der Oper ‚Peer Gynt'. Außerdem sind zwei Projekte mit zentralen Werken des Komponisten Gottfried von Einem anlässlich dessen 100sten Geburtstag in Planung, und bei den Salzburger Festspielen wird es deutliche Präsenz als Konzertorchester zeigen.

medianet:
Ein Thema verfolgt den ORF, so wie viele Unternehmen, insbesondere jene aus der Medienbranche: Wie viel Sparprogramm verträgt das ORF Radio noch; immerhin steigen die Kosten, während die Budgets nicht größer werden.
Eigensperger: Bedauerlicherweise steht die gesamte Medienlandschaft vor großen Umbrüchen und Herausforderungen. Die ORF-Radios werden alles unternehmen, um bei gleicher Qualität noch sparsamer zu wirtschaften, als wir das bisher schon getan haben. Dies ist nur durch das enorme Engagement der Radiomitarbeiterinnen und -mitarbeiter möglich.

medianet:
Apropos Umbruch. Die korrigierten Zahlen des Radiotest 2015 haben zum Teil merkliche Verschiebungen gebracht – teilweise zum Nachteil der ORF-Radios wie etwa in der Steiermark oder Vorarlberg. Welche Lehren kann man aus solchen Entwicklungen ziehen?
Eigensperger: Ich bin sehr froh, dass nunmehr die von einem unabhängigen Institut überprüften und auditierten Zahlen vorliegen. Der Radiotest erscheint nun rollierend, das heißt es werden immer die letzten vier Quartale herangezogen. Dadurch ist die Fallzahl deutlich höher, und es gibt eine größere Datenstabilität. Seit wenigen Tagen liegt der Jahrestest 2016 vor, und erfreulicherweise ist Ö3 sowohl bei den Tagesreichweiten als auch beim Marktanteil in der Zielgruppe der 14- bis 19-Jährigen österreichweit und in allen Bundesländern die Nummer 1.

Und die ORF-Radios insgesamt kommen auf einen Marktanteil von 71 Prozent in der Gesamtbevölkerung.

medianet:
Werfen wir einen Blick in die Zukunft: Die Behörde hat soeben die Frequenzen für DAB+ ausgeschrieben. Auf der Prioritätenliste des ORF steht das Thema nicht wirklich ganz oben. Wie sieht die neue Radiodirektorin DAB+?
Eigensperger: DAB+ bietet derzeit für unsere Radios keinen Vorteil, da es uns erstens nicht gestattet ist, neue Programme anzubieten; zweitens ist die Durchdringung mit DAB+-fähigen Geräten in Österreich nach wie vor gering, und drittens sind diverse technische Probleme, die auch mit der Topografie Österreichs zusammenhängen, noch nicht befriedigend geklärt, wie etwa die Versorgung der unzähligen Tunnel. Dies könnte auch ein Problem sein für die Verkehrssicherheit.

medianet:
Zum Schluss – was hört die Radiodirektorin privat?
Eigensperger: Ich bin begeisterte Wechselhörerin der reichhaltigen und differenzierten ORF-Radioangebote.

Erfahren Sie mehr über Radiostationen hier auf xpert.network.

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