Aus der Schweiz nach Hongkong
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swiss mail ­solutions Geschäftsführer Georg Weidinger spricht über wirtschaftliche Erfolge und den Sprung nach Hongkong.
MARKETING & MEDIA Chris Radda und René Ach 13.05.2016

Aus der Schweiz nach Hongkong

swiss mail solutions hat nach seinem Start 2013 auch im vergangenen Jahr beachtliche Erfolge erzielt; unter ­anderem ist es gelungen, auch in Asien Fuß zu fassen.

••• Von Chris Radda und René Ach

WIEN. Fulfillment – ein Begriff, zu dem es in Europa sehr unterschiedliche Zugänge gibt. In Großbritannien zum Beispiel hat das Outsourcen, sprich das Auslagern von Waren oder Abläufen, bereits eine lange Tradition. swiss mail solutions (sms), 2013 im schweizerischen St. Gallen gestartet und mittlerweile mit einem Sitz in Herzogenburg und Hongkong, setzt auf dieses Modell und erzielte im letzten Jahr, ohne österreichische Kunden, einen Umsatz von über fünf Mio. €. medianet sprach mit sms-Geschäftsführer Georg ­Weidinger über das letzte Jahr und die Entwicklung nach Asien.

medianet:
Sie haben einen sehr flotten Start hingelegt mit Ihrer neuen Gesellschaft. Was hat sich bei Ihnen im letzten Jahr alles ­ereignet?
Georg Weidinger: Es ist eingetroffen, was wir vorgesehen und befürchtet haben: Der Abwärtstrend im internationalen Brief- und Werbemailingversand setzt sich weiter fort. Aber ich habe von Anfang an gesagt, die Zukunft liegt im Fulfillment-Geschäft, liegt in der Entwicklung von Lösungen im eCommerce, und dieser Trend bestätigt sich. Das Onlinekauf-Volumen steigert sich nach wie vor um 18 bis 20 Prozent pro Jahr.

medianet:
Wen konnten Sie bereits im ersten Jahr als Kunden gewinnen?
Weidinger: Wir haben Kunden aus verschiedenen europäischen Ländern – von Nahrungsergänzungen, Druckerpatronen über elektronische Gadgets. Welche Produkte wir lagern, verpacken und versenden, ist für uns sekundär. Was wir ausschließen, sind frische Nahrungsmittel und Textilien. Aber prinzipiell können wir alles anbieten, das sich bis 31,5 kg verschicken lässt.

medianet:
Sie haben im letzten Jahr als Newcomer fünf Mio. Euro umgesetzt und das nur mit internationalen Kunden. Wie ist Ihnen das gelungen?
Weidinger: Der Start war tatsächlich sehr schön. Wir bieten umfassende Dienstleistungen rund um Fulfillment und Versand an. Unser USP ist, dass wir als Kleinunternehmen sehr flexibel agieren können. Jeder Kunde ist mit seinem Produkt einmalig. Dazu setzen wir in der Distribution auf die jeweils ‚beste' Zustellorganisation. Anhand der Anforderungen des Kunden wählen wir den für ihn optimalen Zustellpartner in jedem europäischen Land aus. Als Beispiel: DHL hat ein sehr gutes Netz – aber sie sind nicht in jedem Land die optimale Organisation, was Laufzeit, Track & Trace, Preis oder Zusatzleistungen wie Nachnahme betrifft.

medianet:
Ihnen ist es gelungen, in Hongkong Fuß zu fassen …
Weidinger: Das war ein unternehmerisches Risiko. Ich habe mich dazu entschlossen, dorthin zu gehen, wo unsere potenziellen Kunden für Fulfillment und Zustellung in Europa sind. Ich hatte das Glück, Mitarbeiter zu finden, die aus der Branche kamen, wie die sehr fähige Geschäftsführerin von swiss mail solutions Hongkong, Tammy Chan, die den Markt kennt und diesen phänomenalen Start ermöglicht hat. Wie so oft hängt es am optimalen Team, ob man erfolgreich ist oder nicht.

medianet:
Wie ist der verlaufen?
Weidinger: Wir haben das Geschäftsmodell Mitte letzten Jahres aufgebaut, die Kollegin einen Monat in Österreich geschult und sie hat im September angefangen zu akquirieren. In der Hochsaison für das eCommerce-Geschäft im letzten Quartal als neuer Dienstleister in Südchina und Hongkong zu starten, ist nicht einfach, aber wir haben einige Testkunden gewonnen. Der Roll-out 2016 war dann eine Selbstverständlichkeit. Seitdem akquirieren wir nicht nur neue Kunden, sondern die Bestandskunden nutzen auch unsere verschiedenen Zustellkanäle, womit sich auch das Volumen erhöht.

medianet:
Das weiter wächst?
Weidinger: Das wächst – und damit auch die Herausforderung. Wir bewegen uns dort in einem ganz anderen Kulturkreis. Man kann nicht davon ausgehen, dass unsere Normen komplett akzeptiert, verstanden und übernommen werden; sie können nicht davon ausgehen, dass Sendungen, die mit Autriche, Aus­tria oder Österreich adressiert sind, immer korrekt sortiert werden.

medianet:
Wie sehen Sie die weitere Entwicklung von swiss mail solutions in Österreich? Das klingt sehr nach einer Verdoppelung der Umsätze in absehbarer Zeit.
Weidinger: Das würde ich mir wünschen. Wir sind jetzt dabei, ein Kundenportal für die Kommunikation zwischen Versender und Empfänger aufzubauen. Durch dieses Front-End-Portal sollen unsere Kunden, egal ob sie nur Fulfillment bei uns machen oder fertige Pakete übergeben, sehr viel selbst entscheiden und gestalten.

Der Kunde wird in der Lage sein, zu entscheiden, über welchen Dienstleister – ob DPD, Post.at oder Express – er versenden möchte. Im Portal ­EasyCommerce sieht er über die unterschiedlichen Versandschienen den Status seiner Sendung und kann darauf reagieren: Ist das Paket nicht angenommen worden und auf dem Weg retour, ist es in einem Postamt abgegeben worden, etc. Mit diesen Informationen kann unser Kunde aktiv werden und einen Neuversand initiieren, seinem Kunden eine Gutschrift erstellen, etc. Mit EasyCommerce lösen wir ein weiteres Problem der eCommerce-Versender: Verkaufsplattformen wie Amazon sind sehr konsumentenfreundlich und strikt. Wenn der Kunde sagt, er hat sein Paket nicht bekommen, erstattet Amazon prompt den Kaufbetrag. Der Versender muss dann aber nachweisen, dass ein Paket doch zugestellt wurde. Diese Kommunikation zwischen dem Versender und seinem Kunden zu unterstützen, ist die kommende Herausforderung.

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