Das können wir doch besser
MARKETING & MEDIA Gianna schöneich 20.10.2017

Das können wir doch besser

Die Bipa-Kampagne sorgt für Aufruhr; an ­erschreckenden Statistiken stört sich niemand.

Kommentar ••• Von Gianna Schöneich

UNERHÖRT. Diese Woche bietet wieder zahlreichen Zündstoff für die Gemüter. Der ein oder andere weiß ja schon gar nicht mehr, wohin. Wo soll das Lieblingsduschgel besorgt werden, wenn doch Bipa mit einer kopftuchtragenden Frau wirbt. Unerhört. Dieser aus dem rechten Eck bezeichnete „Kniefall vor dem Islam” sollte natürlich nicht unterstützt werden. Zu hoffen bleibt, dass wenigstens dm mit österreichischen Models wirbt. Wo kämen wir denn hin, wenn beispielsweise deutsche Frauen gezeigt werden würden – verrückte Zeiten. Vielleicht sollte sich Bipa einfach an Köln orientieren; hier hatten sich Anfang des Jahres zahlreiche Wirte mit Bierdeckeln mit der Aufschrift „Kein Kölsch für Nazis” gegen den Parteitag der AfD beteiligt. In Bipas Fall wäre das natürlich: „Kein Duschgel für Nazis”. Und mal ehrlich: Wer will schon, dass die bei einem einkaufen. Also Österreich … das können wir doch eigentlich besser? Allerdings scheinen wir uns hier gern an Traditionellem zu orientieren. Der Islam ist ja auch erst seit 1912 eine anerkannte Religionsgemeinschaft – hat also in Wahrheit gar nichts mit Österreich zu tun.

Wir hängen an alten Strukturen

Wirklich verankert ist hingegen die Rolle von Mann und Frau – und das schon seit Jahrhunderten. Und was sich bewährt hat, soll bekanntlich auch so bleiben. 83 Prozent der Österreicherinnen putzen oder kochen täglich – bei den Männern sind es 28 Prozent. EU-weit betätigen sich 79 Prozent der Frauen und 34 Prozent der Männer im Haushalt. Bei der Kindererziehung wird noch deutlicher, wie sehr wir doch an alten Strukturen hängen: 90 Prozent der österreichischen Mütter pflegen oder erziehen ihre Kinder täglich, bei den Männern sind es 67 Prozent. Das können wir doch eigentlich auch besser und gleichberechtigter?

Aber … seien wir ehrlich – soll es doch jede und jeder so machen, wie er oder sie will. Wenn er oder sie mit einem Kopftuch, einer hässlichen Skimütze, Blumenbändern im Haar oder sonst irgendwas im Bipa Duschgel kaufen möchte, soll er oder sie es doch bitte tun.

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