„Der mediale Schulterschluss”
© VÖP/Michael Gruber
Julia Schnizlein (News, Moderation), Ernst Swoboda (KroneHit-GF), Gernot Blümel (ÖVP), Markus Breitenecker (VÖP), Josef Ostermayer (SPÖ), Alexander Wrabetz (ORF), Klaus Schweighofer (VÖP), Thomas Kralinger (VÖZ), Corinna Drumm (VÖP-GF).
MARKETING & MEDIA Dinko Fejzuli 30.04.2015

„Der mediale Schulterschluss”

Das VÖP-Thema des Jahres „Österreichs Medien versus Global Player – Herausforderungen des internationalen Wettbewerbs”

Der Verband der österreichischen Privatsender (VÖP) lud zu seiner jährlichen Rundfunkplattform – auch die Konkurrenz kam.

Wien. Gestern, Mittwoch, lud der Verband der österreichischen Privatsender (VÖP) zu seiner jährlichen Rundfunkplattform. Das Thema heuer: „Österreichs Medien versus Global Player – Herausforderungen des internationalen Wettbewerbs”.

In seinem Eröffnungsstatement wies Klaus Schweighofer, Vorstandsvorsitzender des VÖP und Vorstand der Styria Media Group, darauf hin, dass die Branche derzeit mit dem größten Umbruch der Mediengeschichte konfrontiert sei. Im Wettlauf mit globalen Giganten sei die Unterstützung der österreichischen Medien – rechtlich wie finanziell – dringend erforderlich. Es sei notwendig, eine neue Medienarchitektur zu gestalten, damit es auch in zehn Jahren noch relevante österreichische Medien gebe.

Alle gegen die „Big Five”

Miteinander diskutierten Medienminister Josef Ostermayer, ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, VÖZ-Präsident Thomas Kralinger, ÖVP-Generalsekretär Gernot Blümel, KroneHit-GF Ernst Swoboda und SevenOne-Chef Markus Breitenecker.
So wie im vergangenen Jahr forderte Breitenecker einen nationalen Schulterschluss heimischer Medienmacher gegen die globalen „Big Five”, und vom Medienminis-ter gab es für die Forderung auch gleich wohlwollende Worte, aber: Für die Unterstützung durch die Politik benötige es eben vorab genau diesen Schulterschluss und eine gemeinsame Meinung der heimischen Medienmacher zu den wichtigen Themen.
In ein ähnliches Horn blies der ÖVP-Mediensprecher Blümel, verwies aber auch darauf, dass man in diesem Kampf dem ORF seine Arbeit nicht „verunmöglichen darf”.
Der angesprochene ORF-Generaldirektor Wrabetz zeigte sich in seiner Wortmeldung erfreut, dass es in der Diskussion nicht, so wie oft, darum ging, was man dem ORF wegnehmen könnte, auch wenn man bei Markus Breiteneckers Wortmeldungen immer auch auf „das Kleingedruckte” aufpassen müsse.
Das Ansinnen einer gemeinsamen Anstrengung heimischer Medien gegen die Googles dieser Welt begrüßte der ORF-Chef in seinem Grundsatz ebenfalls.
VÖZ-Präsident Thomas Kralinger verwies in seinem Statement darauf, dass dieser Schulterschluss bereits zwischen VÖZ und ORF mit der geplanten gemeinsamen Plattform stattfinden soll, und lud auch die Privaten Medien dazu ein, sich an der Plattform zu beteiligen.
Aber: Leider werde diese Kooperation, so Kralinger, etwa durch ein langwieriges Wettbewerbsverfahren verlangsamt. Bei globalen Play­ern, die auch in Österreich aktiv seien, gäbe es diese Schranken nicht und damit auch einen eindeutigen Vorteil für diese Global Player.
Kralinger warf die Frage auf, worum es denn gehen solle: „Wollen wir geistiges Eigentum oder die Netzliberalität schützen. Wenn man geistiges Eigentum schützen will, dann muss man es verteidigen.” Sein Fazit: „Ich verlange nicht mehr Regulierung für die internationale Player, sondern die gleichen Regeln für alle.”

Angebot parat haben

KroneHit-Geschäftsführer Ernst Swoboda verwies vor allem darauf, dass der Audiokonsum von Streamdiensten stark im Steigen sei, und darauf müsse man reagieren, denn plötzlich stehe man mit seinem klassischen Angebot in direkter Konkurrenz mit den digitalen Anbietern, die viel größer seien, und hier gelte es, auch Angebote auf den entsprechenden Plattformen anzubieten.
Dazu brauche es aber eine gewisse Usability, den Content und die Konditionen, zu welchen User diesen Content nutzen können: Etwa, dass die Nutzung von Streaming-Angeboten von den Mobilfunkern nicht in das kostenpflichtige Datenvolumen der Mobilfunkkunden hineinberechnet werden dürfe. All das sei schon eine Herausforderung. Gleichzeitig sei man aber im Vergleich zu den ausländischen Anbietern durch Dinge wie etwa die Werbeabgabe nochmals benachteiligt.
Darauf angesprochen, warf Medienminister Ostermayer die generelle Frage auf, ob es denn überhaupt Themenfelder gäbe, in denen sich die Privaten und der ORF und dann vielleicht auch noch der VÖZ einig wären.
Hier warf Breitenecker ein, dass man etwa beim Thema Absenkung Werbeabgabe über alle Gattungen einig sei; auch ORF-Chef Wrabetz überraschte mit einem Vorstoß, als er meinte, dass man die Werbezeitenbegrenzung für die Privaten durchaus abschaffen könne, ohne dass der ORF dies auch für sich verlangen würde.
Thema der Diskussion war auch die Idee von Google, 150 Mio. €, gemeinsam mit ausgewählten Medienhäusern, in den Journalismus zu investieren. Hier sieht Kralinger das Google-Angebot als Beschwichtigungsversuch und Reaktion seitens des Giganten auf die aktuell eher strengere Vorgangsweise der Kommission der Suchmaschinenfirma gegenüber.
Auch die Summe an sich sei viel zu gering, allein wenn man bedenkt, dass Google in Frankreich 60 Mio. € an die Verleger für die Nutzung derer Inhalte zahlen will, und in Österreich gleichzeitig 150 bis 180 Mio. Euro Werbegeld aus dem Markt gezogen werde.Insgesamt sei es ein Schritt in die richtige Richtung, aber nicht mehr, so der VÖZ-Präsident.
Eine kreative Idee zu den 150 Mio. lieferte zum Schluss noch Markus Breitenecker: „Wir sollten die 150 Millionen von Google nehmen, aber weiter gegen sie vorgehen.” www.voep.at

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