Die Jugend und das Informationsdilemma
© panthermedia.net/georgerudy
MARKETING & MEDIA Gianna schöneich 03.02.2017

Die Jugend und das Informationsdilemma

Eine neue Studie zeigt – Jugendliche misstrauen den Sozialen Medien, ­dennoch nutzen sie gerade diese als Informationsquelle.

••• Von Gianna Schöneich

Fake-News, alternative Fakten, das postfaktische Zeitalter – was für Erwachsene kompliziert ist, muss für Kinder und Jugendliche eine noch größere Herausforderung sein. Welchen Quellen ist zu trauen? Woher soll ich meine Informationen nehmen? Spricht der YouTuber die Wahrheit? Ist das Bild bearbeitet? Wo fängt der Fake an?

Am 7. Februar findet der 14. ­internationale Safer Internet Day statt.
Vergangenen Montag wurde aus diesem Anlass die Ergebnisse einer Studie zum Thema „Gerüchte im Netz: Wie bewerten Jugendliche Informationen aus dem Internet?” vorgestellt. Im Rahmen der Initiative ­Saferinternet.at beauftragten das Österreichische Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT) und die Internet Service Providers Austria (ISPA) das Institut für Jugendkulturforschung mit der Studie. Bei einer repräsentativen Online-Umfrage wurden 400 Jugendliche im Alter von 14–18 Jahren zu ihrem Umgang mit Informationen aus dem Netz befragt; zusätzlich wurden sechs vertiefende Einzelinterviews geführt.
Das wohl interessanteste und gleichzeitig erschreckendste Ergebnis der Studie: 59% der befragten Jugendlichen gaben an, ihre Informationen zu tagesaktuellen Themen über Soziale Netzwerke zu beziehen; gleichauf das Fernsehen mit ebenfalls 59%. Darauf folgt das Radio mit 33%. Fragt man die Jugendlichen nun, welche Quellen sie für sehr glaubwürdig halten, geben lediglich zehn Prozent die Sozialen Netzwerke an. Beim Fernsehen sind es 29%, beim Radio 32%.
„Die Jugendlichen stehen vor einem Informationsdilemma: Die Quellen, denen sie selbst eigentlich eine geringe Glaubwürdigkeit zuschreiben, sind jene, die sie sehr häufig nutzen”, sagt Bernhard Jungwirth vom Österreichischen Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT).

Gesellschaft muss ansetzen

Tatsächlich gaben 61% an, dass es für sie schwierig sei, herauszufinden, ob eine Information nun wahr oder falsch ist.

„Das ist ein Punkt, bei dem wir als Gesellschaft ansetzen müssen. Politik ist heute oft zum Infotainment verkommen”, kommentierte Maximilian Schubert, Generalsekretär der Internet Service Providers Austria (ISPA), dieses Ergebnis. „Aber Wahrheit und Lüge unterscheiden, das geht – man muss sich nur hinsetzen und recherchieren.”
Fast die Hälfte der Befragten gab an, sie würden in der Schule Informationen erhalten, die helfen, ihre Richtigkeit zu überprüfen; 32% fragten ihre Eltern.
Um Jugendliche, ihre Lehrer und Eltern bei der Wahrheitssuche zu unterstützen, setzt Saferinternet.at mit Unterrichtsmaterialien, Workshops, Trainings und weiteren Informationsangeboten wie dem Videoratgeber für Eltern „Frag Barbara!”


Alle Angebote und Download- sowie Bestellmöglichkeiten finden Sie auf:
www.saferinternet.at

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL