Digitale Sippenhaft
MARKETING & MEDIA Dinko Fejzuli 27.01.2017

Digitale Sippenhaft

Donald Trump ist ein unfähiger, sexistischer Rassist. Da kann seine Frau nicht viel anders sein.

Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli

 

SCHONFRIST. In der Regel räumt man Politikern nach ihrem Amtsantritt die berühmten 100 Tage Schonfrist ein, bevor man sich als Opposition, Bevölkerung, Medien oder sonstige gesellschaftlich relevante Gruppe auf diese stürzt, um ihnen zu erklären, was sie in diesen ersten 100 Tagen nicht schon alles – stets aus der eigenen Sicht natürlich – falsch gemacht hätten.

Bei Donald Trump ist das anders. Dafür gesorgt hat er selbst. Bereits bei seiner Antrittsrede unmittelbar nach dem Eid auf dem Kapitol – ein Ort, wo in der Regel versucht wird, die Gräben des Wahlkampfs zuzuschütten – machte Trump dort weiter, wo er am Wahltag aufgehört hatte.
In einer für diesen Anlass beispiellosen Rede schüttete er seine Vorgänger an – ob republikanisch oder demokratisch – und prangerte den Zustand des Landes als total heruntergekommen an und dass sich dies alles nun ändern werde, in seinem Amerika, wo Milch und Honig in Hülle und Fülle fließen würden.
Entsprechend war die Reaktion der – vor allem digitalen – Gegenseite. Keine Schonfrist für Trump, dafür die volle Kritik.
Doch eines ist neu: Ein Mal ausgeholt, wird nicht nur Trump eins über die Rübe gezogen, sondern auch seiner schlecht englisch sprechenden Frau und seinem bei der Angelobungszeremonie angeblich gelangweilten zehnjährigen Buben gleich mit.
Jetzt ist schon klar, dass es für die Ehefrau eines dermaßen unbeliebten Präsidenten wie Donald Trump schwer ist, gegen eine Vorgängerin wie Michelle Obama anzukommen.
Aber dass die chauvinistischen und sexistischen Dämme in Richtung Melania Trump dermaßen offen aufbrechen, ist schon recht ungewöhnlich – aber die digitale Community scheint das auch so schon in Ordnung zu finden.
Denn eines ist natürlich klar: Eine Frau, die mit so einem Mann zusammen ist, muss entweder selbst so sein oder sie ist das hilflose Püppchen, das von ihrem dermaßen dominanten Mann beherrscht wird – beides zwei nicht gerade aufgeklärte Bilder der Frau von heute im Jahr 2017.

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