Passiert das nur mir?
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Journalistin Corinna Milborn, Puls 4-Infochefin, teilte in Woman ihre Erfahrungen mit sexueller ­Belästigung mit.
MARKETING & MEDIA Redaktion 27.10.2017

Passiert das nur mir?

Missbrauchsdebatte: Heimische Kultur- und Medienfrauen ­berichten über ihre persönlichen Erfahrungen in der Woman.

WIEN. Bekannte Frauen aus der Kulturszene und Medienbranche in Österreich berichten nach dem Vorbild der im Gefolge des Weinstein-Skandals initiierten #metoo-Kampagne über ihre Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen und sexistischer Diskriminierung.

In der Frauenzeitschrift ­Woman meldeten sich u.a. Puls 4-Infochefin Corinna Milborn und die Schauspielerinnen Julia Cencig und Maria Köstlinger zu Wort.

Beiseitegeschoben

„Wenn ich die vielen Berichte um den Weinstein-Skandal lese, kommen mir viele Situationen wieder hoch, die ich früher einfach beiseitegeschoben habe”, sagte Milborn.

„Rückblickend muss ich sagen: ‚Doch, das hat mich getroffen.'” Zahlreiche Schauspielerinnen, darunter namhafte Hollywoodstars, bezichtigen Filmmogul Harvey Weinstein, sie bedrängt zu haben; auch Vergewaltigungsvorwürfe stehen im Raum.
„Wenn du jemals sexuell belästigt oder vergewaltigt wurdest, antworte ‚metoo'”, twitterte im Zuge der vor knapp drei Wochen angelaufenen Diskussion darüber US-Star Alyssa Milano – unzählige Berichte ­Betroffener unter diesem Hashtag folgten seither.
Von eigenen Erfahrungen berichten in der aktuellen Ausgabe von Woman nun auch die heimischen Schauspielerinnen Julia Cencig („Meine Ablehnung wollte er nur schwer akzeptieren. Die Konsequenz: Die Filmfirma hat mich nie wieder gebucht”), Maria Köstlinger („Am Set fallen oft frauenverachtende Bemerkungen. Mich hat einmal ein Mann von hinten gepackt und seine Zunge in mein Ohr gesteckt”) und Kristina Sprenger („Im Studio dann seine Ansage: Job gegen Sex”).

Eindeutige Angebote

Petra Morzé beklagte „erniedrigendes, sexistisches und beschämendes Verhalten gegenüber Schauspielerinnen und eindeutige Angebote, um ein Engagement, eine Rolle in Aussicht gestellt zu bekommen”.

Sie habe solche Übergriffe „als Anfängerin von einem für Wien prägenden Intendanten erlebt, ein unlängst gefeuerter Intendant hat sich durch besonders sexistische Sprüche und besonders herablassendes Verhalten ausgezeichnet”.
Konstanze Breitebner rief sich ihre Flucht vor einem sexuellen Übergriff in Erinnerung, nachdem ein Produzent sie für eine Rollenbesprechung in ein Hotelzimmer gerufen habe.
Auch die Musicaldarstellerin Marjan Shaki und die Schauspielerin Susanna Hirschler erzählten von einschlägigen Grenzüberschreitungen. „Frauen denken dann oft: Das passiert jetzt nur mir. Aber das stimmt nicht! Ich möchte ihnen Mut zusprechen und den Rücken stärken”, sagte TV-Moderatorin Arabella Kiesbauer. Die heutige Musikmanagerin Marika Lichter, Initiatorin der Benefizgala „Wider die Gewalt”, habe in „Cafe Puls” gesagt, sie sei als 20-Jährige knapp einer Vergewaltigung entgangen, der Angreifer sei ein „bekannter deutscher Produzent” gewesen. „Ich habe mich geniert. Heute sind Frauen an der Macht und müssen nicht mehr schweigen”, zitierte sie das Gratisblatt Heute. (APA)

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