„We need an Internet of People”
© ISPA/APA-Fotoservice/Hörmandinger
Speaker Aral Balkan ist Cyborg rights activist.
MARKETING & MEDIA Gianna schöneich 15.09.2017

„We need an Internet of People”

Der Internet Summit Austria 2017 befasste sich heuer mit der Zensur im Netz.

••• Von Gianna Schöneich

WIEN. Wie viel Zensur verträgt eigentlich das Internet? Diese Frage stellte sich der Internet Summit Austria vergangenen Mittwoch im Dachsaal der ­Urania in Wien.

Begrüßt wurde der fast voll besetzte Saal von ISPA-Präsident Harald Kapper, gefolgt von einer Videobotschaft von Julia Reda, die Abgeordnete der Piraten-Partei im EU-Parlament. Bekannt ist sie u.a. für den sogenannten Reda-Bericht.

Videobotschaft

Eine Grundaussage dessen lautet: „Das derzeitige Urheberrechtsregime verhindert den grenzüberschreitenden Austausch von Wissen und Kultur”. In ihrer Videobotschaft sprach Reda über die Frage der Internetsperren. Geht es nach dem Europaparlament, sollen Internet Service Provider künftig Filter nutzen, die automatisch ­urheberrechtsverletzende Inhalte erkennen. Kritisch bemerkte Reda hierzu u.a., dass diese Filter auch das Privatsphärerecht der einzelnen Internetuser verletzen würden.

Kritische Töne

Ebenfalls kritisiert wurde von ihr das Leistungsschutzrecht. Dies soll Verleger vor Zugriffen durch die Anbieter von Suchmaschinen im Netz schützen, die verlegerische Leistungen für ihre eigene Wertschöpfung nutzen.

Häufig würde gesagt, erklärte Reda, dieses Gesetz würde Fake News vorbeugen. „Es könnte aber passieren, dass Verleger, die auf das Leistungsschutzrecht zurückgreifen, von Providern automatisch ausgefiltert werden. So könnte man den Link zu einem Zeitungsartikel nicht mehr teilen oder posten. Europäische Verlage würden auf diesen Plattformen somit nicht mehr auftauchen”, erklärt Reda. Damit wäre das Feld für Fake News frei.

Überwachungskapitalismus

Für das „Internet of People” im Gegensatz zum „Internet of Things” sprach sich Aral Balkan, Cyborg rights activist, aus.

Er steht für mehr Gerechtigkeit im digitalen Zeitalter und einen europäischen Gegenentwurf zum Überwachungskapitalismus des Silicon Valley.
Nach seinem Vortrag fanden sich auf der Bühne Rechtswissenschaftler Nikolaus Forgó, Burkhard Stiller, Institut für Informatik an der Universität Zürich, und Barbara Trionfi, Executive Director, International Press Institute, zu einer Podiumsdiskussion ein.
Nach einer kurzen Kaffeepause hielt Julia Krüger, freie Autorin bei netpolitik.org, eine Keynote.

Diskussionsrunden

Gefolgt wurde diese von einer Diskussion zwischen Markus Breitenecker, stellvertretender Vorsitzender des Verbands Österreichischer Privatsender (VÖP) und Geschäftsführer der ProSiebenSat.1 Puls 4 Gruppe, Journalistin Ingrid Brodnig, ­Josef Trappel, Professor für Medienpolitik und Medienökonomie, und dem Nachrichtentechniker und Juristen Christof Tschohl.

Moderiert wurde der Summit von Franz Zeller, Wissenschaftsjournalist, der die Sendereihen Matrix und Digital.Leben auf Ö1 betreut.


Alle weiteren Informationen finden sich online unter:
www.ispa.at

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL