WhatsApp: Klickmaschine für zugriffshungrige Online-Medien?
MARKETING & MEDIA herbert hirner 27.01.2015

WhatsApp: Klickmaschine für zugriffshungrige Online-Medien?

WhatsApp Österreichische Medien entdeckten Ende 2014 den Messaging-Dienst als neuen Distributionskanal und resümieren bisher positiv

Klickquoten von bis zu 75 Prozent lassen Medienmanager jubeln – komplizierte Administration derzeit noch Hemmschuh.

Wien. Österreichische Medien haben in den vergangenen Monaten den Messaging-Dienst WhatsApp als neuen Distributionskanal entdeckt und resümieren nach einer ersten Testphase durchwegs positiv. Angefangen hat das Fußballportal 90minuten.at im November mit dem Dienst, derstandard.at, sportnet.at oder auch 12termann.at sind dem Beispiel gefolgt.

Einfache Anmeldung

Die Anmeldung ist für interessierte Leser äußert einfach: Die Smartphone-User müssen lediglich die 90minuten.at-WhatsApp-Telefonnummer „0043 681 102 945 84” als Kontakt in ihrem Smartphone abspeichern und dann via WhatsApp eine Message mit dem Inhalt „90minuten.at” an diese Nummer senden. Über das neue WhatsApp-Service können sich Leser des entsprechenden Mediums anmelden und bekommen dann die wichtigsten Nachrichten per Push-Mitteilung direkt auf das Handy. Sollte das Service nicht mehr gewünscht sein, reicht es einfach, eine WhatsApp-Nachricht mit „abmelden” zu senden.

„Puls der Zeit getroffen”

Michael Fiala, Herausgeber von 90minuten.at, zeigt sich in einer ers-ten Reaktion mehr als zufrieden: „Mit dem neuen WhatsApp-Service haben wir anscheinend genau den Puls der Zeit getroffen, denn das Feedback ist enorm.” Auch Lisa Stadler von derstandard.at kann durchwegs positiv berichten: „Wir waren selbst überrascht, wie gut das Service ankommt. WhatsApp ist auf jeden Fall ein neuer, wichtiger Kanal, um User direkt zu erreichen und um mit ihnen zu interagieren – vor allem, weil bei jungen Usern Facebook etwas unattraktiver wird.”So haben sich für das WhatsApp-Service von 90minuten.at in den ersten Tagen im November über 500 Personen angemeldet, mit Ende des Jahres nutzten bereits knapp 900 Smartphone-User das Service. Wie viele User derstandard.at via WhatsApp erreicht, will Stadler derzeit nicht kommunizieren. 90minuten.at sendet zwischen zwei und vier Nachrichten pro Tag, derstandard.at agiert sparsamer. „Im Normalfall ist es eine Message pro Tag mit einem Nachrichtenüberblick. Falls große Ereignisse wie der Anschlag bei Charlie Hebdo passieren, schicken wir das extra aus. Dann können es auch drei bis vier Meldungen an einem Tag sein, das ist aber der Ausnahmefall”, so Stadler.

Hohe Resonanz

Begeistert zeigt sich Fiala vor allem von der Resonanz: „Bei einzelnen Meldungen haben wir eine Klickquote von bis zu 75 Prozent; des Weiteren stellen wir fest, dass viele User mit Nachrichten an uns reagieren. Das ist gelebter Leserkontakt auf Augenhöhe im Jahr 2014.” Stadler mahnt aber auch zur Vorsicht: „Man ist einfach unglaublich nah an den Usern dran, noch direkter als über Facebook oder Twitter. Die Push-Möglichkeit macht einen großen Unterschied, bedingt aber auch, dass man die Nachrichten sehr sorgsam verschicken muss. Zu viel des Guten wird schnell als Spam empfunden.”

Mühsame Administration

Kompliziert stellt sich derzeit noch die administrative Verwaltung dar. Eine Administrations-oberfläche für WhatsApp-Dienste gibt es derzeit noch nicht, wurde aber bereits vom Anbieter angekündigt. Die einzelnen Meldungen müssen daher über das entsprechende Handy eingegeben werden. Zudem sind die Broadcastlisten, mit denen man die User in einer Gruppe zusammenfassen kann, auf 256 Teilnehmer beschränkt. D.h., dass im Fall von 90minuten.at bereits vier Broadcastlisten angelegt sind, und jede Meldung, die verschickt wird, auch vier Mal eingegeben werden muss. Weiters muss jeder Kontakt, der sich anmeldet, manuell als Kontakt im Handy angelegt werden. Und: Meldungen können nur über das Handy direkt verschickt werden, d.h. die Bedienung kann nicht auf mehrere Personen aufgeteilt werden. „Ich bin aber zuversichtlich, dass es in den nächsten Monaten ausgefeiltere Weblösungen und vielleicht kostenpflichtige Tools für Medien geben wird”, sagt Stadler im Gespräch mit medianet.Seit wenigen Tagen gibt es einen ersten Schritt, der eine künftige Lösung des Problems andeutet: Nutzer von WhatsApp können seit vergangenen Mittwoch nun auch vom PC aus Nachrichten verschicken. Die Anwendung könne nun über den Internetbrowser Google Chrome genutzt werden. Damit der Web-Dienst funktioniere, müsse das Smartphone aber parallel auch mit dem Internet verbunden sein.

Webservice gelauncht

„Der Web-Browser spiegelt Chats und Nachrichten von deinem mobilen Gerät – was bedeutet, dass alle deine Nachrichten weiterhin auf deinem Telefon sind”, erklärte das zu Facebook gehörende Unternehmen. Der Web-Dienst der Anwendung sei quasi eine „Erweiterung” des Telefons. Wer über sein iPhone WhatsApp nutzt, kann den Web-Dienst jedoch nicht in Anspruch nehmen. Bei der Apple-Plattform gebe es „Limitierungen”, hieß es im WhatsApp-Blog. Wer WhatsApp vom Desktop aus nutzen will, muss im Browser Google Chrome die Internetseite https://web.whatsapp.com aufrufen; dort erscheint ein QR-Code, der mit dem Smartphone gescannt werden muss. Auf diesem Weg werde der WhatsApp-Dienst auf dem Telefon mit dem PC verbunden, erklärte der Kurzbotschaftendienst.

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